Biologisch-dynamischer Anbau von Tafeltrauben

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26.11.2017 22:39 (zuletzt bearbeitet: 26.11.2017 22:47)
avatar  Dietmar
#51
Di

Zitat
Bio ist eine Einstellung!



Als gelernter DDR-Bürger habe ich ein für alle mal gelernt, jeder Ideologie zu misstrauen, denn jede Ideologie ist eine verengte Sichtweise und soll Menschen manipulieren.

Ich entkleide für mich "Bio" der Ideologie der verschiedenen Ausprägungen und verhalte mich nicht gemäß einer der "Bio-Ideologien", sondern mache das, wovon ich von der Richtigkeit überzeugt bin, weil die Effekte dafür sprechen. Es ist ja nicht so, dass in meinen Augen Bio-dynamisch oder Demeter totaler Unsinn ist, denn beide enthalten einen sehr richtigen Kern, der auch wissenschaftlich bewiesen ist, also keines Glaubens und keiner Ideologie bedarf. Für Nichtwissenschaftler möchte ich hier die gültige Definition der Wissenschaft erklären. Viele glauben Wissenschaft sei Theorie, aber das ist falsch. Wissenschaft ist Empirie, dass heißt, Wissenschaft ist Erfahrung (bzw. Beobachtung) und das impliziert, dass Wissenschaft (wissenschaftliche Erkenntnisse) unter gleichen Bedingungen auch reproduzierbare Ergebnisse bzw. Beobachtungen bringen muss.

Unter diesem Gesichtspunkt treffe ich für mich Kompromisse zwischen dem "idealen Bio-Anbau" und dem für mich Machbaren und dazu gehören z.B. ausgeprägte Kompostwirtschaft und Unterstockbegrünung, allerdings mit Gras, da es hier seit Jahrzehnten keine Bienen mehr gibt. Ich hatte auch schon eine höhere Unterstockbegrünung im Auge und auch eine Walze zum Umlegen, allerdings wegen der höheren Pilzgefahr verworfen.
Wer meine Beiträge zum Thema Düngung hier oder in garten-pur gelesen hat, der weiß, dass ich gegen das Drauflosdüngen, insbesondere mit synthetischen Mehrstoffdüngern bin, weil diese mehr schaden als nutzen (Stichwort Antagonisten) und nur Mineraldünger empfehle, wenn eine Bodenanalyse trotz Kompost einen deutlichen Nährstoffmangel testiert. Bei mir ist das bei Kalzium, Eisen und Zink der Fall, auch etwas bei Kupfer. Wenn ich nun z.B. mit Blaukorn auch P düngen würde, dann können auch die kleinen Reste an Eisen und Zink im Boden nicht mehr von den Reben aufgenommen werden (Antagonisten zu P). Das müsste auch bei den meisten Gärtnern so sein, die lehmhaltige Gartenböden haben, die meist schon ohne Mineraldünger mehr als genug Kalium und Phosphor enthalten.

Ich mache Bio also nicht wegen einer Ideologie oder "Einstellung", sondern weil konventionelle Methoden unwissenschaftlich sind und aus einer verfehlten Landwirtschaftspolitik und dem Profitstreben der Hersteller resultieren. Ich verteufele auch nicht Mineraldünger oder Pflanzenschutzmittel - und ich weiß, wovon ich da spreche, denn ich verfüge da über entsprechende Fachkenntnisse und darf auch Profi-Mittel kaufen und anwenden und mache das auch als Ultimo Ratio, wenn es nicht anderes geht. Man kann aber den Einsatz von Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln auf ein unbedingt erforderliches Maß reduzieren und das ist bei vielen Mineraldüngern und Pflanzenschutzmitteln nur noch wenige Prozent gegenüber konventionellen Methoden.
Ich interessiere mich auch für für mich neue Bio-Methoden, z.B. den Kompost-Tee und bin da sehr an Erfahrungen, z.B. von Reblaus, interessiert und habe da schon einige Recherchen, auch zur technischen Realisierung, gemacht und diese auch schon teilweise mit Reblaus ausgetauscht.

Übrigens ist es nicht so, dass Bio-Anbau zwangsläufig schlechtere Erträge bringt. In der DDR gab es in der Landwirtschaft praktisch nur Bio, da kaum Mineraldünger und noch weniger Pflanzenschutzmittel verfügbar und erforderlich waren. Der Grund hierfür war der ständige Fruchtwechsel (Drei- und Vierfelderwirtschaft), während in den alten Bundesländern die Anbauflächen der Bauern einfach zu klein für einen vielfältigen Maschinenpark sind und weil es auch in der BRD eine gesamtdeutsche Planung des Anbaus gibt, damit nicht plötzlich alle dasselbe anbauen. Diese Planung erfolgt z.B. dadurch, dass jeder Bauer jedes Jahr die gleichen Feldfrüchte liefern muss (und auch alle abgenommen bekommt) und dadurch Monokulturen erzwungen werden und diese Monokulturen erfordern den hohen Einsatz an Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln, einfach weil der Boden ermüdet und sich Schädlinge vermehren, wenn immer dasselbe angebaut wird. Dazu kommt in letzter Zeit die ausgeprägte Herstellung von Biogas, wodurch auch das letzte Gramm Pflanze noch vom Acker geholt wird, so dass der Humusgehalt der dt. Ackerböden sich in den letzten Jahren deutlich verringert hat. Pflanzenschutzmittel waren damals außerdem kaum erforderlich, weil unsere Luft mit Schwefeloxiden verpestet war, wodurch aber Pilzkrankheiten an Reben und Kartoffeln u.a. nur eine geringe Bedeutung hatten. Damals musste kaum gespritzt werden. Da es diese Luftverschmutzung mit Schwefeloxiden nicht mehr gibt, kann man jetzt auf Fungizite nicht gänzlich verzichten und muss zunehmend mit S düngen, denn der Bedarf der Pflanzen an S ist etwa gleich groß wie an Ca, K, P und N, am größten bei Pflanzen mit viel Eiweiß.


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30.11.2017 21:57
avatar  Reblaus
#52
Re

Zitat von Dietmar im Beitrag #51

Unter diesem Gesichtspunkt treffe ich für mich Kompromisse zwischen dem "idealen Bio-Anbau" und dem für mich Machbaren



Respekt! Besser hätte ich das auch nicht ausdrücken können. Genau das ist die richtige Einstellung und genau so würde ich das auch für mich stehen lassen. Möglich machen was möglich ist und das nicht Mögliche lassen. Man muss halt immer wieder die Grenzen testen und überwinden, um das max. Machbare auszuloten. Das geht auch manchmal schief. So wie meine diesjährigen Grünveredelungen. Ca. 90% waren angewachsen, dann kam der Mehltau ins frische Grün, die Reben sind danach kaum noch gewachsen und deshalb fast komplett nicht verholzt. Da wird wohl nix davon den Winter überleben. Hier wäre vielleicht im Endeffekt eine systemischer Spritzung besser gewesen...


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01.12.2017 08:49
avatar  Dietmar
#53
Di

Zitat
So wie meine diesjährigen Grünveredelungen



Das passt zwar hier nicht herein. Mit Veredelungen hatte ich nur wenig Erfolg und es deshalb dann sein gelassen. Das habe ich als meine "Grenze" anerkannt und beschäftige mich lieber mit Sachen, wo bei mir die Erfolgsquote besser ist.


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05.12.2017 11:23
avatar  jakob
#54
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Zitat von Reblaus im Beitrag #52
Zitat von Dietmar im Beitrag #51

Unter diesem Gesichtspunkt treffe ich für mich Kompromisse zwischen dem "idealen Bio-Anbau" und dem für mich Machbaren



Respekt! Besser hätte ich das auch nicht ausdrücken können. Genau das ist die richtige Einstellung und genau so würde ich das auch für mich stehen lassen. Möglich machen was möglich ist und das nicht Mögliche lassen. Man muss halt immer wieder die Grenzen testen und überwinden, um das max. Machbare auszuloten. Das geht auch manchmal schief. So wie meine diesjährigen Grünveredelungen. Ca. 90% waren angewachsen, dann kam der Mehltau ins frische Grün, die Reben sind danach kaum noch gewachsen und deshalb fast komplett nicht verholzt. Da wird wohl nix davon den Winter überleben. Hier wäre vielleicht im Endeffekt eine systemischer Spritzung besser gewesen...


Es sind auch andere Nachteile da wenn es mal klappt, das ist zum Beispiel immer sauber halten bis zur Veredelung weil sonst die Rebe geht auf alte Sorte und wirft die Veredelte Sorte ab. Oder zum Verjüngen vom verschnittenem Ärmel oder Schulter kannst nicht mehr von Unterlage anfangen und verlierst die Veredelung sowieso...
Also wenn mir Sorte gefällt muss ich irgendwo Platz machen und als veredelte Junge-Rebe setzen. Um Veredelung für mich dient nur zum schnellen schauen auf PIWI, Geschmack und Beeren-Trauben-größe-potenzial


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19.02.2018 20:19 (zuletzt bearbeitet: 19.02.2018 20:30)
#55
Oh

Super! Sehr gut gemacht.
Man kan zwischen Reben noch Wassermelonen und Honigmelonen pflanzen.


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21.02.2018 20:14
avatar  Reblaus
#56
Re

Das würde ich nicht machen! Melonen, Kürbisse, Zucchini etc., also alles was große und fleischige Blätter hat, halte ich von meinen Reben fern. Alle diese Pflanzen sind mehltauanfällig und dürfen nicht in die Nähe meiner Reben. Da ich keine Chemie verwende, würde ich den Mehltau leichtsinnig selbst züchten.


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21.02.2018 20:52
#57
Oh

Halo Reblaus! Hut ab. Sie haben vollkommen Recht in dem, das schwache (hungere) Rebe ist anfällig. Und das die Rebe muss man füttren.
Aber Jakob hat Recht, nicht am Rebstock. Zwischen Stöcken oder sogar zwischen Reihen.
Ich bin auch der Meinung, das heute geht es auch ohne Chemie.
Danke für die Warnung mit den Wassermelonen zwischen Reben.
Ich säe Naturduennger in Frühjahr. Am Anfang Juni mulce ich mit dem Stroh. Beim Bedarf säe
ich ich im Oktober für den Winter. Juni bis September ist Mehltauzeit. Beginnt mit der Pilzzeit im Wald. In dieser Zeit soll alles sauber oder gemulct sein.
Das Problem taucht bei mir nicht auf. Meine Rettung - Vitosporin. Spitze auf die Blätter.
Die Blätter waren bis zum Oktober dunkelgrün.


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02.03.2018 13:10
#58
Oh

Bernsteinsaeure. Angeblich stärkt Immunität von Pflanzen. Biologisch gut. Was Sagt Ihr dazu?


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02.03.2018 14:37
avatar  Dietmar
#59
Di

Bernstein übte Jahrtausendelang Bewunderung wegen der Fähigkeit, durch Reibung elektrostatisch aufgeladen zu werden, was man damals nicht verstand. Deshalb pulverisierte man Bernstein oder löste es in Alkohol auf und trank das Ganze bzw. setzte das Pulver Salben zu. Mit Bernstein/Bernsteinsäure versuchte man im Mittelalter alle möglichen Krankheiten zu heilen, sogar Syphilis, aber so weit mir bekannt, gibt es keinen einzigen Wirkungsnachweis für auch nur ein einziges Leiden. Heute setzt man Bernsteinsäure beim Menschen nur noch als Geschmacksverstärker ein (ist auch natürlich im Wein enthalten). Darüber hinaus preisen Esoteriker und Quacksalber Bernsteinsäure an - alles nur Spinnereien.

Hier ist ein schlecht übersetzter Artikel zur Wirkung auf Pflanzen (hinunter Scrollen):

http://de.nextews.com/539f2d21/

Was dort behauptet wird, stufe ich auch als Esoterik bis Spinnerei ein und da meine ich nicht nur den Abschnitt zu Pflanzen. Eine Substanz, die gegen "Alles" wirkt, wirkt in Wirklichkeit gegen nichts. Ich habe keinen seriösen Beitrag zur Wirkung von Bernsteinsäure auf Pflanzen (oder Menschen) gefunden, habe aber auch nicht allzu lange gesucht. Vielleicht findet jemand doch etwas Seriöses.


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02.03.2018 17:37 (zuletzt bearbeitet: 02.03.2018 17:47)
avatar  jakob
#60
avatar
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Für alle die wissen wolen was Fitosporin(Vitosporin) ist.
https://www.ebay.com/itm/Fitosporin-M-fungicide-to-protect-plants-from-fungal-and-bacterial-diseases-200g-/291741273154

Dieser Preparat soll angebich einen Stamm von " Bacillus subtilis " enthalten. https://de.wikipedia.org/wiki/Bacillus_subtilis

In der Landwirtschaft wird der B. subtilis-Stamm QST 713 auch als „Serenade“ vermarktet und dient als biologisches Fungizid für Samen von beispielsweise Baumwolle, Gemüse, Erdnüssen und Sojabohnen. B. subtilis besiedelt während der Keimung das Wurzelsystem und beugt durch Konkurrenz Verpilzungen vor. Des Weiteren produzieren die Bakterien flüchtige organische Verbindungen (VOC), welche fungizid wirken. Besonders unter Glucoseanwesenheit ist die Produktion der fungiziden VOC sehr hoch.



Kennt jemand diese "Serenade" ?


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