Biologisch-dynamischer Anbau von Tafeltrauben

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22.10.2017 13:17
avatar  Reblaus
#1
Re

Hiermit möchte ich das Thema biologisch-dynamischer Anbau von Tafeltrauben eröffnen. Zwar gibt es Überschneidungen mit den anderen Themen in der Rubrik “Bio-Tafeltrauben”, aber aufgrund der ganzheitlichen Betrachtungsweise sollte es als eigenes Thema behandelt werden.

Der biologisch-dynamische Anbau wird nicht jeden von Euch begeistern und er ist auch nicht auf jeden 1:1 übertragbar. Deshalb wir es auch einige Kritik hageln, die mir allerdings willkommen ist. Aber vielleicht wird sich der eine oder andere im Laufe der Zeit mit diesem Thema näher beschäftigen und die Vorteile für sich nutzen können. Da ich mich selbst noch mitten in der Umstellung befinde, kann ich noch nicht so viel über den Erfolg sagen. Verändert hat sich bereits meine Einstellung. Der Ertrag steht nicht mehr an erster Stelle. Im Mittelpunkt steht jetzt der Anbau der Tafeltrauben im Einklang mit der Natur. Die Reben sollen das bestmögliche Umfeld erhalten und durch gezielte Maßnahmen in der Vitalität gestärkt werden, um die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge zu reduzieren. Dies geschieht u.a. durch die Schaffung eines vielfältigen Lebensraumes für Pflanzen, Insekten und Vögel.

Eine der ersten Maßnahmen nach der Pflanzung Anfang April (Bild 1, jede Rebe ist eine andere Sorte) war deshalb Anfang August das Einbringen von Kompost und Urgesteinsmehl in den Boden (Bild 2). Kunstdünger gibt es bei mir nicht. Gleichzeitig wurde eine Gründüngung mit ca. 30 verschiedenen Pflanzensorten eingesät. Diese Gründüngung sorgt mit der Durchwurzelung des Bodens bis in eine Tiefe von bis zu 7 Metern für eine Durchlüftung des Bodens, für die Bindung von Stickstoff aus der Luft im Boden (durch Knöllchenbakterien) und sie dient nach dem Abmähen und Unterbringen in den Boden im nächsten Frühjahr als natürlicher Dünger und Nahrung für die Würmer, die den Boden ebenfalls durchlüften. Abgemäht wird ca. 2 Wochen vor Beginn der Vegetationsperiode, damit keine Konkurrenz zu den austreibenden Reben entsteht. Die enorme Wurzelmasse im Boden dient nach Absterben der Pflanze ebenfalls als Nahrungsgrundlage. Überirdisch sorgt die Gründüngung wiederum für ein reiches Insektenleben und dient damit wieder als Nahrungsgrundlage für die Vögel. Es war herrlich zu sehen, wie die Bienen Einzug in den Weingarten hielten. Bild 3 gibt den Stand Mitte September weider. Hier sind bereits erste Azeichen vom falschen Mehltau zu sehen.

Weitere Maßnahmen beschreibe ich in den nächsten Beiträgen. Anbei die passenden Bilder zum heutigen Beitrag.|addpics|hus-2-8290.jpeg,hus-3-8e56.jpeg,hus-4-7b37.jpeg|/addpics|


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22.10.2017 14:47 (zuletzt bearbeitet: 22.10.2017 14:50)
avatar  Dietmar
#2
Di

@Reblaus

Von Dir wird ein in meinen Augen wichtiger Aspekt angesprochen, der Begrünung unter den Reben - und das aus verschiedenen Gesichtspunkten. Ich habe da für mich auch noch nicht die optimale Lösung gefunden.

Was mache ich bisher?:

- Pflanzscheibe mit einem Durchmesser von rund 40 ... 50 cm mit Abdeckung durch Lavagranulat. Wenn dieses hoch genug ist, kann einwachsendes "Unkraut" leicht ausgezogen werden. Diese Pflanzscheibe hat mehrere Funktionen:
a) Verhinderung der Austrocknung des Bodens
b) Verhinderung des Bewuchses unmittelbar am Stamm der Rebe und damit Verbesserung der Pilzfestigkeit, da etwas trockeneres Mikroklima als bei einer höheren Unterpflanzung
c) langfristige Bereitstellung von Spurenelementen durch die langsame Zersetzung des porösen Lava-Granulates durch den Frost
d) zwar nur geringfügige, aber doch spürbare Erhöhung der Temperatur durch das dunkle Lava-Granulat. Die etwas wärmere Luft sorgt für eine schnellere Abtrocknung der Blätter der Rebe und damit bessere Pilzfestigkeit. Unter der "Zeile" am Haus habe ich dafür in der ganzen Zeilenlänge schwarze Basaltsteine unter den Reben. Nebeneffekt ist eine gewisse Verbesserung des SAT-Wertes.

- Abgesehen von den Pflanzscheiben und mit Ausnahme der "Zeile" an der Hauswand hat meine Rebplantage unter den Reben Gras. Das musste ich nicht sähen, sondern setzte sich durch das regelmäßige Mähen gegenüber Unkräutern durch. Die Unterpflanzung mit Gras soll zum einen die Austrocknung des Bodens verhindern bzw. erschweren und durch das regelmäßige Mähen ist die Luftfeuchte über dem Gras niedriger als bei einer höheren Unterpflanzung. Duch die Unterpflanzung besitzen Regenwürmer bessere Bedingungen als bei nacktem Boden. Die Hauptaufgabe der Regenwürmer ist in meinen Augen nicht die Düngung durch ihre Ausscheidungen, sondern die bessere Durchlüftung des Bodens, damit die Stickoxide der Luft überhaupt zu den Bakterien an den Wurzeln gelangen.

Ich hatte mal mit einer Unterpflanzung mit Leguminosen geliebäugelt, da bei diesen die Symbiose mit Bakterien ausgeprägter ist, welche die Stickoxide aus der Luft für die Pflanzen als Stickstoffquelle verfügbar machen. So eine Unterpflanzung hätte in meinen Augen idealerweise folgende Funktionen:
- keine Austrocknung des Bodens
- Verhinderung von unerwünschten Unkräutern
- möglichst geringe Wuchshöhe (nicht viel höher als Rasen) bei möglichst großer Wurzeltiefe (Auflockern des Bodens, geringere Trockenheitsempfindlichkeit)
- natürliche Stickstoffdüngung über Bakterien an den Wurzeln
- idealer Weise Bekämpfung von Schädlingen
- jahrelanges Bestehen

Ich habe aber noch nicht die für mich ideale Unterpflanzung gefunden.

Skeptisch bin ich gegenüber einer Gründüngung und einer Kompostgabe mit einer anschließenden Untergrabung.

Warum:
- Die Reben sollen tief wurzeln, damit diese nicht so trockenheitsempfindlich sind. Im Frühsommer regnet es bei mir in vielen Jahren für 4 ... 6 Wochen fast gar nicht. Durch Untergrabung von Gründüngung und Kompost werden die Reben zur Ausbildung oberflächennaher Wurzeln angeregt, wobei die Tiefwurzeln verkümmern. Sind die Tiefwurzeln einmal weg, kommt man mit dem Gießen kaum noch nach, auch bei älteren Reben.
- Die Untergrabung zerstört einen Teil der Wurzeln der Reben und den Rasen unter den Reben.

Ich verwende so gut wie keinen Mineraldünger und das nicht aus Geiz oder wegen grüner Ideologie, sondern weil Mineraldünger oft das natürliche Bodenleben schädigt. So gibt es bei gedüngten Flächen nur einen Bruchteil der Regenwürmer pro Kubikmeter Erde. Ich hatte schon an anderer Stelle geschrieben, dass ein blindes Drauflosdüngen mehr Schaden als Nutzen bringt, weil z.B. Antagonisten die Aufnahme von Nährstoffen verhindern, z.B. zu viel P behindert die Aufnahme von Fe und befördert dadurch eine Eisenmangelerkrankung (Chlorose). Ich empfehle daher immer wieder, alle 5 bis 7 Jahre eine qualifizierte Bodenanalyse machen zu lassen und dann nur das zu düngen, was wirklich fehlt. Dabei sind nachhaltige Dünger besser als hoch lösliche Mineraldünger. Mit Nachhaltig meine ich hier solche Dünger, die nicht gleich wieder ins Grundwasser ausgewaschen werden, z.B. Gartenkalk, Kalziumsulfat Dihydrat (für Kalzium- und Schwefeldüngung), Hornspäne usw..

Hat jemand seinen Garten in der "Streusandbüchse", dann ist der Boden nahezu nährstofffrei und da gibt es 2 grundlegende Möglichkeiten der Düngung:
- permanente Düngung mit Mineraldünger (wäre nicht mein Ding) oder
- Untermischung von Bentonit (Lehmkügelchen). Im Bentonit sind viele Nährstoffe bereits enthalten und brauchen dann nicht mehr in Form von Mineraldüngern zugeführt werden. Je nach "Rohstoff" für die Bentonit-Kügelchen sind meist ausreichend Kalium, Phosphor und Magnesium enthalten.


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22.10.2017 15:10
avatar  Micha74
#3
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@Reblaus
Toll , solche Erfahrungen brauchen wir hier,
Das was Du vorhast mit Begrünung und Vielfalt an Pflanzen habe ich schon öfters von bio Anbau im Weinberg gelesen, oft junge Winzer stellen auf sowas um,und sagen das es die Reben auf natürliche Art stärkt.
Ohne spritzen geht es aber auch bei denen nicht ganz, benutzen Schachtelhalm Brühe , und andere pflanzliche Sachen .
Der Ertrag ist niedriger aber die Qualität besser.
Düngen könntest trotzdem organisch mit Hühner Mist und Asche, machten meine Großeltern immer, um bestimmte Mineralien wie Kalium aufzufühlen.
Freuhe mich und bin gespannt auf die Entwicklung Deiner Plantage.
Wie ist der Abstand zwischen den Reihen?


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23.10.2017 01:39
avatar  Reblaus
#4
Re

Der Abstand zwischen den Reihen ist ca. 1,50 mtr. Die Grundstücksbreite gibt das so vor, sonst hätte ich bei einer breiteren Gasse nur 4 Reihen untergebracht und ich möchte möglichst viele Sorten ausprobieren.

Damit Ihr mich nicht falsch versteht. Ich bin keinesfalls gegen Spritzen eingestellt. Im Gegenteil. Der Biodynamische Anbau erfordert ein recht häufiges Spritzen mit natürlichen Produkten, u.a. mit Schachtelhalmextrakt zur Stärkung der Reben, mit Wurmtee zur Stärkung und Düngung der Reben, mit Milch, Backpulver, Knoblauchtee gegen Mehltau, Baldrian gegen Frostschäden, Hornmist für das Wurzelwachstum, Hornkiesel für den Stoffwechsel und die Reife, Fladenpräparat (Kuhmist plus Kompostpräparate) für die Gesundheit des Bodens usw.. Was nicht zur Anwendung kommt, sind künstliche bzw. chemische Produkte und Mineraldünger. Gedüngt wird natürlich auch, über den Kompost, die Gründüngung, Asche etc. Mist kommt nur in kompostierter Form in den Garten. Frischer Mist taugt nichts. Alles beruht darauf, ein Gleichgewicht zwischen den Reben und deren Umwelt herzustellen.

Wir behandeln doch mit dem chemischen Spritzen und dem mineralischen Düngen nur die Symptome, nicht jedoch die Ursachen. Spritzen ist einfach, geht schnell, macht wenig Arbeit und ist im Vergleich günstig. Insoweit ist dieses Vorgehen durchaus nachvollziehbar und bei wenig Zeit- und Geldeinsatz eine Möglichkeit, Tafeltrauben erfolgreich anzubauen.

Der biodynamische Ansatz ist aufwändiger, da er die Ursachen in den Fokus rückt. Im Prinzip kann jeder auch auf kleinem Raum viel bewirken. Das zeigt auch der Beitrag von Dietmar. Er beschäftigt sich mit diesem Thema, auch wenn er noch nicht das Optimum gefunden hat. Seine Einwände gegen die Gründüngung sind nachvollziehbar, aber solange man die Reben nicht wässert, sind sie gezwungen, trotz Gründüngung in die Tiefe zu wurzeln. Man muss bedenken, dass die amerikanischen Unterlagen grundsätzlich eine Neigung zu oberflächlichen Wurzeln haben, weshalb man diese Neigung mit einer Nährstoffversorgung in den oberen Bodenschichten bedienen muss. Noch wichtiger ist jedoch, dass es Würmer anzieht, die den Boden durchlüften und somit die Speicherfähigkeit des Bodens mit Wasser verbessert.


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24.10.2017 13:08
avatar  jakob
#5
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Ich bin da ganz andere Meinung …
Rebe braucht tiefgehende Wurzeln nur für die suche von Wasser und Nahrung darum sind sie so aggressiv im Wachstum….Nur im Gestein gehen sie tief runter um Wasser zu holen, sonst suchen sie Optimale Platz und das ist in Deutschland ca bei 30-50cm Tiefe außer steillagen.
Also ruhig düngen mit Kompost und Mist Tonnen weise kein Problem aber düngen nicht am Stock was alle machen sondern die ganze Fläche weil 20 kg pro Stock muss was da sein..
Die Reben nur in eine Reihe oder zwei kann Rebe überall Nahrung holen und in drei und mehr Reihen? Wo soll sich Rebe die in der Mitte ist 1kg reine Kalium holen?
Alle 1M steht Konkurrent… Also wird Kunst Dünger genommen und so fiel Kalium, Stickstoff gedüngt dass die Rebe kaum aufnähen kann und Natürlich Regenwürmer fühlen sich auch unwohl…
Ich dünge nur mit Kunstdünger und habe Begrünung und ganz viele Regenwürmer. Rasenschnitt ist mein Kompost und der Rasen ist ein sehr guter Konkurrent darum habe ich nie Probleme mit Beerenplatzen…
Wer mit tropf Bewässerung anfängt oder Begrünung weg macht auch glyphosat öffnet stehle unter dem Stock wo das Wasser sofort wurzelschwamm erreicht und die Rebe saugt sich so schnell das die weiche Gewebe reist weil dazu an reifenden Beeren kommt Osmose Effekt und Ertrag ist am a…sch.
Sind wir schon bei Physiologie?


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24.10.2017 22:18
avatar  Reblaus
#6
Re

Jakob, viele Wege führen nach Rom. Die Autobahn ist der schnellste, aber nicht der schönste. Mein Ansatz ist die Vermeidung von Kunstdünger und chemischen Spritzmitteln. Ich hoffe, das gelingt. Ich muss ja erst noch beweisen. Aber ich bin zuversichtlich, da es vielen Winzern bereits gelungen ist.

Du verfolgst einen anderen Ansatz und hast viel Erfolg damit, das kann man ja immer wieder sehen (große Trauben mit großen Beeren). Der biodynamische Ansatz zielt u.a. darauf ab, mit Gründüngung und Kompost (alle 3 Jahre 3 Liter pro qm, damit nicht zu viel Stickstoff in den Boden gelangt) genug Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, da die Reben bei normalem Ertrag auch nicht mehr Nährstoffe benötigen. Eine Rebe ist eine anspruchslose Liane und im Laufe eines Jahres werden nur die Trauben aus dem Weinberg entnommen. Und die bestehen bekanntlich zu großen Teilen aus Wasser. Nur der kleine Rest (Kerne, Beerenhaut und in den Beeren enthaltene Nährstoffe) muss ersetzt werden. Bei Zuckerrüben, Kartoffeln, Weizen, Karotten etc. sieht das Verhältnis anders aus.

Wenn man den Traubenertrag erhöht, muss man die Reben zusätzlich füttern und da ist Kunstdünger das Einfachste und absolut legitim, wenn es nicht zu Lasten des Grundwassers übertrieben wird. Da er nicht giftig ist, ist von meiner Seite aus auch nichts dagegen einzuwenden, es ist halt nur nicht mein Weg.

Eine Rebe, die viel gefüttert und regelmäßig gespritzt wird, muss sich selbst nicht allzu sehr um Nahrung bemühen (d.h. auf der Suche nach ausreichend Nahrung viele Wurzeln entwickeln) und muss auch keine Abwehrkräfte gegen Krankheiten entwickeln, da sie durch Spritzmittel ständig geschützt wird. Macht man das jedes Jahr, wird der Rebe im Laufe der Jahre auch nichts passieren, sie wird alt werden und gesund bleiben und regelmäßigen Ertrag bringen.

Mein Ziel ist, über die Jahre die Abwehrkräfte der Reben so zu stärken, um mit geringem Einsatz von natürlichen Mitteln auszukommen und die Wurzeln so stark zu entwickeln, dass die Rebe ihren Nahrungsbedarf eigenständig aus dem vorhandenen Angebot deckt. Mit Riesling wird diese Methode aufgrund der geringen Pilzfestigkeit niemals gelingen. Hier benötigt man als biodynamischer Winzer zusätzlich Kupfer und Schwefel. Da ich auch das nicht einsetzen möchte, setze ich auf pilzfeste Sorten. Da ich allerdings noch Sorten habe, die nicht allzu pilzfest sind, werde ich versuchen, ob es auch hier gelingt. Die KM Lutschistii wurde z.B. diese Jahr nicht krank, was mich selbst total überrascht hat. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob es einfach nur Glück war.


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25.10.2017 21:23
avatar  Reblaus
#7
Re

Ich habe dieses Jahr ab dem Frühjahr regelmäßig Schachtelhalmextrakt gespritzt, um mit der darin enthaltenen Kieselsäure die Abwehrkräfte der Reben zu stärken. Daneben habe ich Wurmtee als Blattdüngung und Algenextrakt für die Wurzelbildung gespritzt. Bis September hat das einigermaßen funktioniert. Dann hat es mehrere Male kurz hintereinander geregnet und prompt hat sich der falsche Mehltau eingestellt. Daraufhin habe ich frische Ziegenmilch (bei uns gibt es um die Ecke einen Ziegenhof und somit frische Milch mit all ihren Enzymen) im Verhältnis 1:9 und Backpulver gespritzt. Das hat einigermaßen geholfen, die Infektion einzudämmen. Die Milch wirkt allerdings nicht systemisch, sie bekämpft nur die vorhandenen Pilzsporen. Deshalb muss man immer spritzen, wenn die Witterung es erforderlich macht, damit die Pilze nicht in die Pflanze eindringen. So bleibt man in Bewegung . Wer systemische Mittel spritzt, kann hingegen bequem auf der Couch liegen bleiben.

Und jetzt wird es esoterisch: Ich habe mir Hornmist besorgt und bei der Einsaat der Gründüngung mit Hornmist dynamisiertes Wasser auf den Boden gespritzt. Das soll die Bodenorganismen anregen, die Stickstoffbildung der Knöllchenbakterien fördern und das Wurzelwachstum (hier der Gründüngung) anregen. Homöopathie für Pflanzen! Zum Saisonabschluss wurde dann noch mit Hornkiesel dynamisiertes Wasser zur Holzreifung gespritzt. Catweazle ist nix dagegen...

Klingt alles total verrückt, aber ich habe mit mehreren biodynamischen Winzern gesprochen und die schwören alle darauf: gesündere Pflanzen, reicheres Bodenleben, weniger Spritzmitteleinsatz, stärkeres Wurzelwachstum und differenziertere Weine (letzteres interessiert uns ja nicht). Alles gestandene Menschen, keine Spinner, keine Ökos. Einer davon ist 70 Jahre alt und hat davor sein Leben lang konventionell gearbeitet. Auf meine Frage, wie das Ganze funktioniert, habe ich nur Grinsen und Schulterzucken bekommen. Hokuspokus eben ...


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25.10.2017 22:49
avatar  Dietmar
#8
Di

Zitat
Homöopathie für Pflanzen!



Nach alles Gesetzen der Natur kann Homöopathie bei Pflanzen nicht funktionieren. Das wäre wirklich Esoterik.

Warum wirkt Homöopathie manchmal bei Menschen? Das ist der sogenannte Placeboeffekt. Völlig wirkungslose Substanzen wirken manchmal, wenn man fest daran glaubt. Pflanzen fehlt aber die Möglichkeit, an etwas zu glauben.

Im Übrigen muss es nicht Ziegenmilch sein. Kuhmilch geht genau so. Am Besten ist möglichst festtarme Milch, da die kleinen Fetttröpfchen schnell die Düse der Spritzlanze verstopfen. Besser ist es, frische Milch oder Molke zu benutzen, denn es kommt auf die Milchsäurebakterien an und in H-Milch sind diese abgetötet. Wenn man H-Milch einen halben Tag außerhalb des Kühlschrankes (ausgeschüttet) stehen läßt, dann bilden sich neue Milchsäurebakterien (aus der Luft zugewandert). Man kann die Milch auch mit z.B. Joghurt impfen und ein paar Stunden offen im Warmen stehen lassen.

Optimal sind ca. 10 % Magermilch plus einen Schuß Spülmittel für 5 l. Die Rebe muss richtig auf beiden Blattseiten eingenässt werden, denn nur dort sind die Bätter gegen Oidium geschützt. Nach dem nächsten Regen muss erneut gespritzt werden.


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25.10.2017 23:08
avatar  Dietmar
#9
Di

Für die Neuen, die es noch nicht wissen - warum einen Schuß Spülmittel in die Gartenspritze?

Zwei Aufgaben:

1. Soll verhindern, dass die kleinen Fetttröpfchen in der Milch die Düse verstopfen.

2. Ihr habt vielleicht mal beobachtet, wie Wassertropfen auf den Blättern zusammen laufen und dann von den Blättern herunter rollen. Mit dem Spülmittel wird die Oberflächenspannung der Wassertropfen herab gesetzt, so dass das Spritzmittel nicht gleich wieder von den Blättern abperlt (Lotus-Effekt), sondern dass sich auf der Blattoberfläche ein quasi dichter Oberflächenfilm bildet.

Deshalb gebe ich auch der Phosfitbrühe einen Schuss Spülmittel zu.


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26.10.2017 20:44
avatar  Reblaus
#10
Re

Zitat von Dietmar im Beitrag #8
Nach alles Gesetzen der Natur kann Homöopathie bei Pflanzen nicht funktionieren. Das wäre wirklich Esoterik.


Die Welt wurde nicht verändert durch Menschen, die an die Gesetze der Natur geglaubt haben, sondern durch Menschen, die die Gesetze der Natur in Frage gestellt haben. Ansonsten würden wir heute noch auf Bäumen sitzen. Diese Menschen wurden in der Regel für verrückt erklärt. Und doch haben Sie die Welt mit ihrem Willen an etwas zu glauben, was sonst niemand für möglich hielt, nachhaltig verändert. Menschen haben nur eine sehr eingeschränkte Wahrnehmung. Sie riechen schlechter als ein Hund, sehen schlechter als ein Raubvogel und hören schlechter als eine Fledermaus. Und doch erheben sie den Anspruch, die Welt komplett zu verstehen, um dann doch irgendwann eines Besseren belehrt zu werden. Der Mensch kann nun mal nur das erklären, was er mit seinem bescheidenen Fähigkeiten und Wissen erfassen kann. Kühe geben, wenn sie mit langsamer Musik berieselt werden, mehr Milch. Hättest Du das geglaubt, bevor es durch Studien belegt wurde? Damit kannst Du jetzt Deine Reben spritzen.

Aber zurück zu den Reben! Die Wirkung der biologisch-dynamischen Anbaumethoden können und konnten bisher nicht bewiesen werden. Dennoch schaffen es zunehmend mehr Winzer und zunehmend mehr Spitzenwinzer in der ganzen Welt, durch den biologisch-dynamischen Anbau bessere Ergebnisse zu erzielen und gleichzeitig im Einklang mit der Natur zu arbeiten, obwohl die konventionellen Anbaumethoden einfacher und billiger sind. Tafeltrauben rein biologisch anzubauen, um sie im Herbst mit Genuss zu essen und gleichzeitig der Natur keinen Schaden zuzufügen. Das ist mein Ansporn. Warum soll ich am nicht Erklärbaren zweifeln, wenn es funktioniert?

Ich habe bisher vom alten Forum im Garten-Pur sehr viel profitiert. Deshalb berichte ich jetzt von dem was ich mache (weil es anders ist als das, was ich von Euch bisher gelesen habe), was am Ende daraus wird und teile meine Erfahrungen mit Euch im Forum. Bis mir jemand sagt, dass ich es lassen soll...


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