Wie Traube an Hauswand erziehen?

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13.05.2022 06:37 (zuletzt bearbeitet: 13.05.2022 06:41)
#11
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Hallo, keinen Senkrechtkordon, wie eingezeichet. Ein Doppelkordon mit zweiter Etage(grün) ist eine gute Wahl. Die zweite Etage langsam aufbauen (Höhe zweite Etage bei gelber Variante) - erst nach Jahren.
Alternativ eine Art S-Form oder sogar zwei Reben pflanzen! Die eine wie gelb, die andere wie grün...


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13.05.2022 09:19
avatar  Laborax
#12
La

Ok, dann wähle ich die grüne Variante mit etwas größerem Abstand der Arme.
Die gelbe Rebe ist schon eine extra Stock. Den hatte ich schon letzes Frühjahr gepflanzt und soll die große kahle Fläche über dem Tor begrünen (NY Muskat wegen der schönen Herbstfärbung).

Kannst du mir auch sagen, warum senkrechte Kordons ungeeignet sind? Hatte nämlich an anderer Stelle auch noch zwei weitere geplant. Dann leg ich die auch waagrecht.


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13.05.2022 18:48 (zuletzt bearbeitet: 13.05.2022 18:51)
avatar  Dietmar
#13
Di

Ein Senkrechtkordon geht genauso, hat aber einen Nachteil. Beim Senkrechtkordon müssen die Ruten sehr kurz angeschnitten werden, z.B. auf 2 Augen. Bei manchen Rebsorten geht das ohne Probleme, bei den meisten Rebsorten ist jedoch der Ertrag an den ersten Augen einer Rute nicht vorhanden oder sehr viel kleiner als an den weiter entfernten Augen. Der maximale Ertrag liegt meist beim 4. oder 5. Auge. Man findet aber kaum Informationen, welche Rebsorte bei kurzem Anschnitt gut trägt und welche nicht. Man bekommt diese Informationen nur hier im Forum, wenn es jemand mit der geplanten Sorte so probiert hat oder wenn man es selbst probiert. So ein eigener Versuch dauert aber 4 Jahre aufwärts und im Mißerfolgsfall ist viel Zeit sinnlos vergangen. Ich hatte selbst schon einige Sorten mit kurzem Anschnitt getestet, aber bei keiner der getesteten Sorten hat der sogenannte Zapfenschnitt funktioniert. Mal grob geschätzt sind die Erfolgsaussichten nur etwa 10 ... 20 %.

Beim Waagerechtkordon ist zwar der Rebschnitt sehr einfach, aber dort sind die Erfolgsaussichten noch viel kleiner, da beim Waagerechtkordon immer sehr kurz angeschnitten werden muß.

Frage: wie hoch soll die Wand durch die Rebe begrünt werden?

Hintergrund der Frage: Angenommen Du erziehst auf eine Bogrebe. Wenn diese Bogrebe in einer Höhe von z.B. 60 cm liegt und die Fruchtruten werden senkrecht nach oben gezogen, dann werden die Fruchtruten bei wüchsigen osteuropäischen Sorten locker 2 .. 3 m lang, d.h. das Ganze wird 2,6 ... 3,6 m hoch. Kürzer als knapp 2 m sollten aber die Fruchtruten nicht sein, da die Trauben zum "Ernähren" eine Reihe Blätter benötigen. Meine längsten Fruchtruten waren 7 m. Diese mußte ich dann oben in ca. 2,3 m Höhe waagerecht führen.

Wie hoch man Fruchtruten wachsen lassen sollte, hängt von der Rebsorte ab, d.h. von der Größe der zu ernährenden Trauben und vom Standort. Am Kaiserstuhl oder der Mosel ist es so warm und sonnig, daß zur Ernährung einer Traube weniger Blätter ausreichen als in etwas kühleren Regionen, also können dort die Fruchtruten kürzer sein.

In manchen "Fachbüchern" (ich kenne kein einziges für Tafeltrauben in dt. Sprache) wird als Erziehungsform eine mehrstöckige Version empfohlen, entweder von der gleichen Rebe oder von einer 2. Rebe. Die Autoren haben aber keine Ahnung von Tafeltrauben, denn diese sind Winzer von Weintrauben und diese sind sehr viel weniger wüchsig und die Traubengrößen und der Ertrag pro Rebe sind sehr viel kleiner als bei modernen Tafeltraubensorten. Also können bei Weintrauben die Fruchtruten kürzer sein und damit der Abstand zwischen den Etagen.

Ergo: Je nach Deinen Standortbedingungen (Klima) müßte die 2. Etage in einer Höhe von ca. 2,6 m beginnen. Das geht nur, wenn man mit einer Leiter arbeitet und das kann je nach Bodenbedingungen recht gefährlich sein (Standfestigkeit der Leiter).

Ein mir persönlich bekannter und sehr erfahrener Hobbywinzer ist dabei tödlich verunglückt. Es geht viele Male gut, aber irgendwann geht das schief.

In Weinbaugebieten sieht man recht häufig mit Weinreben begrünte Hauswände an der Straße, aber auf einer Straße steht eine Leiter recht stabil, nicht aber auf Erdboden.

Es gibt auch ein weiterer Aspekt zu beachten: Die Hausbegrünungen in den Weinbaugebieten sind europäische Weintrauben, die ohne Spritzen zwangsweise total verpilzen. Moderne Tafeltraubensorten aus Osteuropa und z.T. Nordamerika sind Kreuzungen aus einer europäischen Sorte und für die Pilzfestigkeit mit einer oder mehreren amerikanischen und oder asiatischen Pilzsorten oder Kreuzungen zwischen Piwi-Sorten. Die Pilzfestigkeit von pilzfesten Sorten ist aber sehr unterschiedlich und praktisch in keinem Fall so hoch, daß (an einer Hauswand) gar nicht gespritzt werden muß. Man sollte aber auf keinem Fall nach oben spritzen, da sonst der Spritznebel von oben auf einem herab nieselt und man zwangsweise im Spritznebel duschen würde und diesen einatmet. Bei wirklich wirksamen Spritzmitteln ist das Einatmen sehr gefährlich - kann zu Lungenkrankheiten und Krebs und sogar zu DNA-Veränderungen führen. Ich spritze deshalb mit einer 1 m-Verlängerung und mit FFP2-Maske, und meine Reben sind nur 2,5 m hoch.


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13.05.2022 23:59
#14
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@Laborax Ein Senkrechtkordon:wächst ja erst nach oben, d.h. die ersten 8 Augen haben schon eine Höhe von ca. 2m, während waagrecht alles schön auf einer Höhe liegt. Die Pflege beim Senkrechtkordon ist aufwendiger, da du auch schneller eine Leiter brauchst. Bei der ersten Etage des Waagrechtkordons brauchst du z.B. gar keine Leiter. Rutenverteilung bzgl. Belüftung/Belichtung, Schnitt... alles meiner Meinung nach einfacher bzw. besser beim Waagrechkordon umzusetzen.

Zapfenschnitt funktioniert übrigens meiner Erfahrung nach sehr wohl bei sehr vielen Sorten.
Und du kannst immer wieder von Kordon zu Bogrebe wechseln, etc.
Du musst beim Waagrechtkordon aber nicht auf Zapfen schneiden.... Du kannst lang genauso schneiden.

Wenn es da nicht hinregnet, kommt eine gute Piwi-Tafeltraube da sogar mit einem Minimal-Programm aus.


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15.05.2022 11:51
avatar  Laborax
#15
La

Vielen Dank für die umfangreichen Antworten - genau solche Hilfe habe ich mir erhofft.
Es freut mich schon mal, dass ich wenigstens aus pflanzenphysiologischer Sicht nicht sooo viel falsch machen kann.
Dann sind eher die Kriterien entscheidend, die die Einfachheit der Pflegearbeiten betreffen.
Da ich mich ja mit MB extra für eine einfache Sorte entschieden habe, die auf eine wohl eher schwachwüchsigen Unterlage (Binova) veredelt wurde und die lt. mehreren Forenbeiträgen mit Zapfenschnitt gut gedeiht, wird das schon klappen.
Deswegen - vor allem aber wegen der recht guten Resistenzen (direkt am Hauseingang möchte ich einen Mehltauanblick tunlichst vermeiden) - nehme ich bei den Fruchteigenschaften gerne Einschränkungen in Kauf.
Zur Verköstigung habe ich mir noch mehrere andere Sorten zugelegt und auf dem Grundstück verteilt.

Die Wuchs- und damit die Arbeitshöhen sind sind natürlich ein entscheidendes Argument. Da habt ihr wohl leider recht!

Vor allem weil ich mit Sicherheit nicht in bester Lage wohne (bei Dinkelsbühl, am östlichen Rand der schwäbischen Alb, auf 500 m Höhe) und deshalb bestimmt viel Laubfläche benötigen werde.
Die betroffene Wand ist eine Südwand, bis ca. 16 Uhr voll besonnt und gut regengeschützt.

Bei dem schmalen Streifen mit 1,40 Breite würde mir ein Bewuchs bis in 3 m Höhe eigentlich reichen. Da die Ruten des Stockes, den ich daneben gepflanzt habe, aber bis zur Dachrinne (5 m) reichen werden, muss ich sowieso höher arbeiten.
Dafür werde ich ein ein fahrbares Gerüst einsetzen (Standhöhe 2,50 m). Das sollte ganz gut klappen, da ich bei allen Standorten von Fassaden-Trauben für einen befahrbaren Untergrund gesorgt habe.
Wie im Bild zu sehen, ist über dem kleinen Tor eine große, kahle Fläche. Diese möchte ich mit der zweiten Rebe begrünen (NYM). Hier kommt ja nur ein Waagrecht-Kordon (auf ca. 2,70) in Frage.

Ich habe für die Überlegungen ja noch fast 2 Jahre Zeit. Da mache ich dann erst mal einen Bogen.
Wie viele Fruchtruten würdet ihr bei 1,40 Breite hochziehen? Bogen auf die gesamte Breite und dazwischen ausbrechen, oder auf gewünschte Augenzahl anschneiden?

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12.03.2023 14:02
#16
An

Hallo,

ich würde gerne den Beitrag aus dem letzten Jahr wieder auffrischen. Nach Euren Tipps habe ich jetzt die Rebe unter den Fenstern langgezogen (siehe aktuelles Foto). Nun ergeben sich aber im 2. Jahr für den Laien wieder ein paar neue Fragen:

- Gibt es jetzt im März noch etwas zurückzuschneiden? Z.B. den senkrechten Trieb, den ich stehen hab lassen, um daraus evtl. waagrechte Triebe für oberhalb der Fenster abzuzweigen?
- Ich habe mit grün mögliche Triebe eingezeichnet, die ich wachsen lassen würde (so wie letztes Jahr hier angeregt). Gibt es noch weitere, die ihr wachsen lassen würdet? Zwischen den Fenstern eher einen, zwei oder mehr?
- Sollte ich die anderen Triebe (z.B. auch unterhalb der Fenster) entfernen sobald sie starten oder besser etwas abwarten und erst ab einer gewissen Länge dann abzwicken?

Vielen Dank!
Christian

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12.03.2023 15:14 (zuletzt bearbeitet: 12.03.2023 19:36)
#17
avatar

Servus,
der Trieb in der Mitte muss auf jeden Fall weg. Die Ruten werden sowieso jährlich ihre 4m Wachstum machen.
Augen hast du ja genug, um da zwei Ruten zu ziehen. Ich persönlich würde ein Auge wählen, das weiter links oder rechts liegt(kurz vor Beginn eines Fensters) und nicht mittig.


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12.03.2023 17:10
avatar  Anselmo
#18
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Also willst du oben auch nochmal waagerechte Triebe machen?
Um unter den Fenstern keine/kaum Triebe wachsen zu haben, empfiehlt sich das Blenden der entsprechenden Augen in der vegetationsfreien Zeit (also jetzt). Ganz kann man das nie vermeiden, aber so kannst du es stark reduzieren. Alternativ, wenn du sowieso oben waagerecht auch Triebe wachsen lassen willst, kannst du auch nach und nach oben drüber wachsen lassen und dann an den Seiten wieder runter führen, dann kannst du dir die Triebe unten sparen theoretisch.

Was strebst du denn während der Vegetationszeit an? Die 'korrekte' Variante, also ein paar möglichst lange Triebe wachsen lassen oder irgendwie ein bisschen kreuz und quer und wegschneiden sobald etwas stört? Wenn du einen (dauerhaften) Trieb oben drüber wachsen lassen willst, nehme ich an zweiteres? Ist grundsätzlich okay, die Weinrebe verzeiht vieles, nur damit wir deine Frage adäquat beantworten können ist es gut zu wissen...


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12.03.2023 20:00 (zuletzt bearbeitet: 12.03.2023 20:08)
#19
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Ich sehe keinerlei Sinn für dauerhafte Triebe oberhalb des Fensters.
Mehr wie 5, 6 Triebe sind doch eh nicht möglich und die kommen alle von unten... Die Triebe, die normal 3m und länger werden, haben sowieso kaum Platz, wenn die Fenster frei bleiben sollen.
Der Stamm bleibt quasi unverändert, so wie er jetzt ist.

Ich habe mal einen Vorschlag eingezeichnet. Der gelbe Trieb muss im nächsten Jahr dann auch weggelassen werden und von der linken Seite kommen dann zwei Triebe...

So würde ich das zumindest versuchen.

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15.03.2023 14:41
#20
An

Super, vielen Dank für Eure schnellen Antworten! Insebesondere für die hilfreiche Zeichung!

Dann möchte ich lieber die "korrekte Variante" machen. Das heißt ich werde jetzt den Trieb in der Mitte noch entfernen und dieses Jahr erstmal je 2 Triebe links und mittig (und rechts, ist auf dem Foto nicht zu sehen) hochwachsen und über die Fenster wachsen lassen.

Bezüglich der übrigen Augen, unter anderem unter den Fenstern: Wenn ich diese jetzt alle entferne bekomme ich dann trotzdem Blätter am Stamm? Oder sollte ich in dem Fall etwas warten, bis sich Blatt und Trieb entwickelt haben und dann nur den Trieb entfernen?


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