Biologische Spritzmittel gegen Oidium

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03.08.2021 06:57 (zuletzt bearbeitet: 03.08.2021 07:02)
avatar  Yomogi
#1
Yo

Ich war auf der Suche nach dem Einsatz von Molke - genauer gesagt, ob nun mit Süßmolke oder Sauermolke gegen Oidium gespritzt wird und dabei habe ich diese Auflistung gefunden.

(Ist zwar aus 2013, hoffe aber immer noch aktuell.)

http://dc.delinat-institut.org/merkblaet...oidium-2013.pdf

Frage nebenbei: Wird denn nun mit Süßmolke oder mit Sauermolke gegen Oidium gespitzt (denn in dieser Liste wird leider auch nur allgemein von Molke geschrieben. Oder ist das egal ob Süßmolke oder Sauermolke?)?
Denn auch in diesem Thread wurde explizit nach Süßmolke oder Sauermolke gefragt, aber leider auch nur mit Molke allgemein geantwortet! Bitte geht bei der Beantwortung der Fragen genau auf die Frage ein! Denn wie heißt es doch so treffend: Der Teufel steckt im Detail!
Vergleich der Wirksamkeit verschiedener biologischer Spritzverfahren gegen Oidium


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03.08.2021 15:12
#2
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Letztendlich wird es egal sein ob Süß oder Sauermolke.
Wenn du gespritzt hast siedeln sich Bakterien an und lassen die Molke vergammeln. Dadurch sinkt der pH-Wert auf dem Blatt, was Mehltau nicht mag, und auch die Bakterien blockieren Lebensraum, der dann nicht mehr von Mehltau genutzt werden kann.

Das funktioniert mit beiden Molkearten.

Da man das Zeug aber auch kaufen muss wenn man es anwenden möchte, würde ich zu Süßmolkenpulver greifen. Damit wurden auch die Versuche zur Wirksamkeit gemacht. https://lvwo.landwirtschaft-bw.de/pb/,Ld...LISTPAGE=669250


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03.08.2021 15:16
avatar  Dietmar
#3
Di

Genaueres weiß man wahrscheinlich nicht. Die Fakten sind:

Seit einigen Jahrzehnten wird in Australien erfolgreich mit Molke gegen Oidium gespritzt. Vor ca. 10 Jahren hatte irgendein Weinbauinstitut in D hierzulande Versuche mit Molke gemacht. Wenn ich mich richtig erinnere, war die Konzentration damals ca. 6 ... 8 %. In Deiner Literaturquelle wird eine deutlich höhere Konzentration empfohlen. Man kann ja mit Milch/Molke kaum überdosieren. Eine Grenze wird durch die Fetttröpfchen gezogen, die die Kegeldüsen einer Gartenspritze verstopfen können. Ein Schuß Spülmittel hilft da etwas oder eine Flachstrahldüse.

Das Problem besteht darin, daß man nicht genau weiß, wie Molke bzw. Milch genau wirkt. Dazu gibt es verschiedene Meinungen. Wahrscheinlich ist es eine Kombination verschiedener Wirkmechanismen:

- Milchsäurebakterien: Dafür spricht, daß pasteurisierte Milch/Molke kaum wirkt und daß die UV-Strahlung und niedrige Luftfeuchte die Wirkungsdauer begrenzen. Entweder fressen die Milchsäurebakterien die Pilze oder es gibt eine Konkurrenzbesiedelung der Blätter.
- Lecithin und/oder andere Bestandteile von Milch/Molke: Dafür spricht, daß Lecithin als Fungizid zugelassen ist und verkauft wird. Aber die Wirkung soll schlechter als von Milch/Molke sein. Aber Lecithin kann man oft besser beschaffen als nicht pasteurisierte Molke, z.B. bei Amazon.

Es ist in meinen Augen sekundär, ob Süß- oder Sauermolke, Hauptsache diese sind nicht pasteurisiert. Frischmilch und Molke aus der Kaufhalle sind aber nicht frisch, sondern auch pasteurisiert. Rein vom Gefühl her wurde ich Sauermolke bevorzugen, weil "sauer" suggeriert, daß mehr Milchsäurebakterien enthalten sind.

Zu beachten ist, daß eine Kombination von Milch/Molke mit anderen Fungiziden kaum möglich ist, da diese die Milchsäurebakterien abtöten.

Milch/Molke hat sich in D nur wenig durchgesetzt, da nicht pasteurisierte Milch/Molke nur schwer beschaffbar ist.

Wegen der leichten Beschaffbarkeit sind Natron= Natriumhydrogenkarbonat und Kaliumhydrogenkarbonat einfacher zu handhaben, da es Natron in jeder besseren Kaufhalle zu kaufen gibt. Zur besten Dosierung hatte ich mal eine Dissertation verlinkt. In dieser wurden verschiedene Konzentrationen untersucht - bis 0,8%. Die Kurve der Wirksamkeit war da aber noch stark im Steigen, d.h. eine etwas höhere Konzentration wirkt besser. Deshalb empfehle ich 1 %. Bei höheren Dosierungen und Hitze besteht die Gefahr von Verbrennungen an den Blättern. Wahrscheinlich wirken Natron und Co. durch den hohen pH-Wert.

Fazit:

Milch/Molke und Natron und Co. sind Hausmittel gegen Oidium mit begrenzter Wirkung und max. 1 Woche Wirksamkeit. Beide Mittel sind nichts für hochsommerliches Wetter. Beide Mittel sind nichts für faule Gelegenheitsspritzer, d.h. diese müssen ganz kurat im Abstand von höchstens 1 Woche gespritzt werden. Beide Mittel lassen sich nur schlecht mit anderen Fungiziden zusammen ausbringen, da diese oft auch die Milchsäurebakterien abtöten bzw. Natron und Co. durch den hohen pH-Wert auch chemisch recht aktiv sind (sehr starke Lauge plus sehr schwache Säure im Salz). Das dt. Klima ist sehr viel feuchter als in Australien, so daß auch Mittel gegen Pero und Botrytis ausgebracht werden müssen. Da das nicht geht, sind beide Mittel für dt. Klima wenig geeignet.

Natron und Co. besitzen aber zumindest eine gewisse Wirkung gegen Botrytis. Eine gemeinsame Ausbringung mit Phosfik sollte unproblematisch sein, da Phosfik ein chemisch ähnlich wirkendes Salz wie Natron und Co. ist, d.h. eine sehr starke Base mit Kalium und eine sehr schwache Säure. Dadurch sind chemische Verdrängungsreaktionen unwahrscheinlich, auf alle Fälle bei Kaliumhydrogenkarbonat.

Milch/Molke und Natron und Co. sind wegen der schwachen Wirkung eher etwas für Reben mit sehr guter Pilzfestigkeit und geringem Befallsdruck. Der große Vorteil besteht darin, daß keine Wartezeit beachtet werden muß. Ich nutze diese Mittel deshalb in den Wochen vor der Lese, in denen richtige Fungizide nicht mehr eingesetzt werden können. Schwach wirkende Fungizide sind immer noch besser als gar keine Fungizide. Wegen der Mischbarkeit mit Phosfik tendiere ich zu Natron und Co. statt Milch/Molke.


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03.08.2021 15:41
#4
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Es war nur eine Doktorarbeit in deren Rahmen 4%ige Behandlungen in Australien durchgeführt wurden.

Der Autor der Arbeit hat später einen Artikel in Rebe und Wein veröffentlicht, später entstand dann dieser Forumsbeitrag und dort meldete er sich wieder:
https://www.rebeundwein.de/Weinbauforum/...UQ9Njc1MTY.html


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03.08.2021 17:16 (zuletzt bearbeitet: 03.08.2021 17:20)
#5
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Im Weinbau setzt man häufig ein natursaures Sprühmolkepulver oder auch Milchpulver ein. Das soll sogar sehr gut gehen Oidium helfen. Molke wirkt meines Wissens nach durch das enthaltene Lecithin sowie durch das Prinzip der pH-Wert Verschiebung. (So habe ich das zumindest Mal irgendwo gelesen)
Das spritzen mit Milch/Molke lohnt sich aber meiner Meinung nicht: aus Kostengründen (das Pulver ist nicht gerade günstig) und vom Aspekt Aufwand/Handhabung.


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03.08.2021 18:51
avatar  Yomogi
#6
Yo

Zitat von Dietmar im Beitrag #3
Wegen der Mischbarkeit mit Phosfik tendiere ich zu Natron und Co. statt Milch/Molke.


Ist es nicht so, dass man saure (Phosfik) nicht mit basischen (Natron) Mitteln mischen darf, weil sich die Wirkung aufhebt?
Nichtmischbarkeit von Pflanzenschutzmitteln


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04.08.2021 00:15 (zuletzt bearbeitet: 04.08.2021 00:16)
#7
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Warum sollte sich die Wirkung aufheben?
Wenn etwas gegen echten Mehltau wirkt, hilft das andere nicht mehr gegen falschen Mehltau?

Hast du es mal ausprobiert? Hat es die Spritze verstopft?

Wann muss man überhaupt Phosphonat gegen falschen M. spritzen weil es regnet und gleichzeitig echten M. totspritzen weil es trocken ist? Das ist doch bei über 15 Spritzungen im Jahr nicht viel mehr als 2 mal der Fall. Dann macht man eben einen Tag Pause falls es so hart kommt und man nix anderes hat. Das macht doch taktisch nicht viel Sinn.


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04.08.2021 06:01
avatar  Yomogi
#8
Yo

Ich glaube das einfach mal, da andere sicher mehr Ahnung von Chemie haben als ich.
Und da ja weder Natron als auch Phosfik keine offiziellen Fungizide sind, werde ich da auch nichts zusammen mischen (um dann im schlimmsten Fall - wegen gegenseitiger Aufhebung der Wirkstoffe - in die Röhre gucken zu müssen).
Und ich habe es schon oft gelesen, und das nicht nur hier im Forum, dass Phosfik und Natron nicht zusammen gemischt werden soll.
Lüge, Mythos?


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04.08.2021 08:52 (zuletzt bearbeitet: 04.08.2021 08:53)
#9
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Naja, yomogi hat zumindest meiner Ansicht nach schon ein wenig Recht. Ich mische das auch nicht.
Und direkt sollte die Mittel nie gemischt werden, wie viele andere Mittel auch!
Wenn dann, immer zusammen mit Wasser mischen.
Es gibt ein paar Ausnahmen. Ich hatte da mal was vor kurzen erst gelesen. Falls ich das noch finde hänge ich das später an.
Bei manchen Mitteln kommt es auch auf die Reihenfolge an, weil diese sonst ausflocken können.

Frutogard, was ja quasi Phosfik ist, soll lt. Gebrauchsanweisung auch nicht mit Mitteln, die Calcium enthalten, gemischt werden. Molke enthält aber sicherlich Calcium und bei Vitisan heißt es umgekehrt auch "nicht mit sauren Produkten" mischen. Da die Wirkungsweise ja teilweise über pH-Wert Verschiebung läuft, erklärt sich das eigentlich von selbst.


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04.08.2021 09:08 (zuletzt bearbeitet: 04.08.2021 09:33)
#10
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Ich finde, das was ich über die Mischbarkeit gelesen habe jetzt nicht mehr.

Aber im Anhang ist ein rel. aktuelles Dokument, in dem auch etwas über die Machbarkeit steht.
Das Dokument dürfte für den ein oder anderen allgemeinen interessant zu lesen sein, denke ich.


Noch etwas Allgemeines zu diesem Thema, weil wir in der Bio-Forumsrubrik unterwegs sind. Phosfik ist nicht mehr für Bio-Landwirtschaft zugelassen ist. Die Zulassung wurde vor ein paar Jahren entzogen. Biomittel dürfen auch nicht systemisch sein.


[Edit] auch bei Kumar steht in der GA:
"pH verändernde Produkte: saure Produkte. (Veränderungen des pH-Wertes haben Auswirkungen
auf die Wirksamkeit, bei einem pH- Wert kleiner als 6,5 kann der Wirkstoff unwirksam werden)"

Dateianhänge
  • Integrierter Weinbau Rahmenempfehlungen 2021_DLR.pdf

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