Nichtmischbarkeit von Pflanzenschutzmitteln

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15.07.2019 21:54
avatar  Dietmar
#1
Di

Im Allgemeinen können Pflanzenschutzmittel gemeinsam gespritzt werden - aber eben nicht immer. Manche Mittel dürfen nicht zusammen ausgebracht werden. Einige Unverträglichkeiten hatte ich schon irgendwo gepostet, aber es ist besser, wenn man alle Unverträglichkeiten mal an einer Stelle zusammenfaßt.

Unverträglich sind zum Beispiel:
Forum Star - Switch
Kupfermittel - Teldor
Backpulver - XenTari
Kupfermittel - XenTari, Raupenfrei

Kupfermittel sind z.B.: Kupferoxychlorid (Kuprikol u.a.), Kupferoktanoat (Cueva u.a.), Kupfersulfat (Bordeauxbrühe)

Falls Euch weitere Unverträglichkeiten bekannt sind, dann bitte ich um Ergänzung.

Kein Pflanzenschutzmittel sollte mit Eisensulfat oder Magnesiumsulfat gemischt werden.


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18.07.2019 00:57
avatar  Nexus95
#2
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Netzschwefel/Schwefel und ölige Mittel können auf der Pflanze phytotoxisch wirken.


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19.07.2019 10:27
avatar  Thomas
#3
Th

Zitat von Dietmar im Beitrag #1
Im Allgemeinen können Pflanzenschutzmittel gemeinsam gespritzt werden - aber eben nicht immer. Manche Mittel dürfen nicht zusammen ausgebracht werden. Einige Unverträglichkeiten hatte ich schon irgendwo gepostet, aber es ist besser, wenn man alle Unverträglichkeiten mal an einer Stelle zusammenfaßt.

Unverträglich sind zum Beispiel:
Forum Star - Switch
Kupfermittel - Teldor
Backpulver - XenTari
Kupfermittel - XenTari, Raupenfrei

Kupfermittel sind z.B.: Kupferoxychlorid (Kuprikol u.a.), Kupferoktanoat (Cueva u.a.), Kupfersulfat (Bordeauxbrühe)

Falls Euch weitere Unverträglichkeiten bekannt sind, dann bitte ich um Ergänzung.

Kein Pflanzenschutzmittel sollte mit Eisensulfat oder Magnesiumsulfat gemischt werden.




Ich kann zu den einzelnen Mitteln wenig sagen, weil die größtenteils Wirkstoffe enthalten, die in der Landwirtschaft nicht oder in anderer Form (z.B. als Beize) zum Einsatz kommen.

Dass Backpulver (Natron) nicht gut mit Insektiziden bzw. Bakterien harmoniert, ist ein alter Hut. So darf ich z.B. bei Raps die Spritzbrühe mit Zitronensäure ansäuern und auf einen Ziel-pH-Wert von 5,5 bringen, wenn ich neben einem Insektizid (Pyrethroid) noch einen Bordünger ausbringe, weil das Bor den pH-Wert deutlich anhebt. Den gleichen Effekt hat auch das Natron. Auch hier ist eine Ansäuerung angeraten, weil die Bakterien ein saures Medium mögen und bei einem zu hohen pH-Wert absterben.

Mit Bittersalz (MgSO4) hatte ich noch nie irgendwelche Verträglichkeitsprobleme in Kombination mit einem Wachstumsregler oder einem Fungizid. Das kommt bei mir bei der Blattbehandlung standardmäßig mit, weil der hohe Kalkgehalt unserer Böden die Mg-Aufnahme reduziert. Allerdings sollte man das Bittersalz zuerst im Wasser auflösen lassen, bevor man das Fungizid hinzugibt.


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19.07.2019 14:05
avatar  jakob
#4
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Mit was kann man Backpulver (Natron) mischen damit es länger hält?


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19.07.2019 18:15 (zuletzt bearbeitet: 19.07.2019 18:15)
avatar  Thomas
#5
Th

Zitat von jakob im Beitrag #4
Mit was kann man Backpulver (Natron) mischen damit es länger hält?


Ich weiß zwar nicht genau, für was das Natron im biologischen Pflanzenschutz gut sein soll, weil ich es hauptsächlich als Backtriebmittel, als Natronlauge beim Brezelbacken, beim Gemüsekochen und zum neutralisieren etwas zu saurer Speisen einsetze. Da brauch ich auch keine großen Mengen, und so ein 250g-Päckchen vom Mixmarkt hält auch fast ein Jahr.

Nee, das Natron hält sich mit Abstand am längsten, wenn Du es in der Pulverform belässt. Am besten setzt Du nur soviel Spritzbrühe an, wie Du auch wirklich brauchst. Das Zeug ist nämlich recht reaktionsfreudig und neutralisiert Dir binnen weniger Minuten sämtliche sauren Wirkstoffe, die Du gleichzeitig mitausbringst, bis hin zum völligen Wirkungsverlust.


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19.07.2019 20:28
avatar  Dietmar
#6
Di

Zitat
Ich weiß zwar nicht genau, für was das Natron im biologischen Pflanzenschutz gut sein soll



Natron = Natriumhydrogenkarbonat wirkt wie Kaliumhydrogenkarbonat in 1 %-iger Lösung gut gegen Oidium. Dazu gab es mal eine Dissertation, die das genauer untersucht hat, auf die ich hier im Forum mal hingewiesen habe.

Backpulver gibt es mit beiden Chemikalien. Ich würde aber nicht die winzigen Tütchen nehmen. Die sind nicht nur preislich überteuert. Das Backpulver in diesen kleinen Tütchen enthält außer dem Treibmittel noch weitere, für das Spritzen unerwünschte Bestandteile. Es ist deshalb besser, eine (größere) Packung Natron in der Kaufhalle zu holen, weil da nur Natriumhydrogenkarbonat drin ist. Wir sagen immer so salopp Backpulver, aber eigentlich meinen wir reines Natriumhydrogenkarbonat. Mittlerweile wird Kaliumhydrogenkarbonat offiziell als Fungizid verkauft - ist aber auch nichts besseres als das gleiche Kaliumhydrogenkarbonat als Backtriebsmittel oder nicht besser als Natron. Als Fungizid wird aber preislich mehr zugelangt, obwohl völlig identisch.

Da "Backpulver" in beiden Varianten keine Wartezeiten erfordert (wie auch Molke), ist es für das letzte Spritzen vor der Lese besonders gut geeignet.

Nachteile:
- wird bei Regen schnell abgewaschen, so dass nach Regen erneut gespritzt werden muss. Bei einer regenreichen Zeit ist aber die Oidiumgefahr nur sehr begrenzt.
- wirkt als Kontaktmittel nur auf den Flächen, die tatsächlich vom Spritzstrahl getroffen wurden. Es müssen also beide Blattseiten getroffen werden. Bei dichten Laubwänden ist das kaum machbar.
- Die Wirkung ist nicht umwerfend stark, aber für sehr pilzfeste Sorten ausreichend. In der Dissertation wurden aber nur europäische Weinsorten ohne PiWi untersucht und da half es auch ganz gut ab der von mir genannten Konzentration. Die Dissertation untersuchte zwar nur bis 0,8 %, aber dort war die Kurve der Wirksamkeit noch nicht gesättigt, deshalb meine Empfehlung 1 %.


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19.07.2019 20:43
avatar  jakob
#7
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Angeblich trocknet das Pilz oder Sporen vom Pilz aus, wurde mir im Weinbauamt gesagt...


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19.07.2019 21:15 (zuletzt bearbeitet: 19.07.2019 21:37)
#8
Oh

Wau, die Wirkung von der Soda ist schon amtlich geworden!
Bevorzugt bzw. richtig wäre kalzinierte Soda, aber Haus Natron ist auch nicht schlecht. Einbischen Jodtinktur verstärkt die Wirkung. Ich mische noch flüssige Birkenseife / Teer Seife bei. Mit der Seife klebt Soda besser am Blatt und das Teer "Aroma" hält die Insekten fern.


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20.07.2019 14:22
#9
Bo

Ich kann mich nur wiederholen, an anderer Stelle schon geschrieben: Natron+Rapsöl+Emulgator=Oidium-freie Reben. Funktioniert erstaunlich gut. Wenn ich im Herbst aufhöre zu spritzen, breitet sich nach 2 Wochen Oidium aus.

Achtung: Öl+Emulgator nicht zu hoch konzentrieren (5ml Emulgator, 20ml Öl pro 5 Liter reicht, dazu 5 gehäufte Teelöffel Natron), sonst bleiben Flecken an den Trauben zurück. Ist aber mehr ein optisches Problem.


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20.07.2019 15:23
avatar  Dietmar
#10
Di

Zitat
Kein Pflanzenschutzmittel sollte mit Eisensulfat oder Magnesiumsulfat gemischt werden.



Begründung: Eisensulfat und Magnesiumsulfat sind sehr sauer, da die Schwefelsäure eine sehr starke Säure ist, aber Eisen- und Magnesiumhydroxid sehr schwache Basen sind. Eisensulfat und Magnesiumsulfat verhalten sich daher zu anderen chemischen Verbindungen fast wie Schwefelsäure und Schwefelsäure "knackt" nun mal viele Chemikalien. Die meisten Fungizide sind organische Verbindungen und diese werden z.B. in Laboren mit starken Säuren wie z.B. Schwefelsäure, "aufgeschlossen", d.h. gezielt zerlegt.

Weiteres Beispiel:
Natrium- und Kaliumhydrogencarbonat bestehen aus sehr starken Basen, aber nur sehr schwachen Säuren. Deshalb wird es zusammen mit Eisensulfat und Magnesiumsulfat eine sehr heftige chemische Reaktion geben.

Ein Teil der Fungizide sind basisch, weil Pilze einen pH-Wert höher als 7 schlecht vertragen. Pilze lieben einen schwach sauren pH-Wert und mit Eisen- oder Magnesiumsulfat wird der pH-Wert der Spritzbrühe neutralisiert oder angesäuert, was das Pilzwachstum fördert.


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