Sachkundenachweis für Pflanzenschutz

18.01.2020 20:36
avatar  Dietmar
#1
Di

Bei mildem Winterwetter habe ich mir die Zeit damit vertrieben, die gleichnamige Broschüre (siehe Titelzeile) zu lesen, Ausgabe 2018, um mein Wissen aufzufrischen. Für so etwas gibt es eine Bibliothek. Es gibt eine Anlage mit typischen Prüfungsfragen. Leider ist ein Teil des Inhaltes tote Bürokratie, aber für eine grobe Übersicht ist die Broschüre gut, u.a. zur Berechnung des Mischungsverhältnisses von Spritzbrühen.

Was ist neu:

- Die Kennzeichnung von Pflanzenschutzmitteln mit Gefahrensymbolen hat sich geändert, d.h. fast alle Symbole sehen jetzt anders aus.
- Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß zum Sprühem bzw. Spritzen von Pflanzenschutzmitteln abdriftarme Düsen verwendet werden sollen. Davon haben die Hersteller von Drucksprühgeräten unserer Größenordnung anscheinend noch nichts gehört. Abdriftarm sind Flachstrahl- und Injektordüsen. Flachstrahldüsen gibt es für Hochdrucksprühgeräte als Zubehör, aber Standarddüsen sind zumeist Hohlkegeldüsen und noch dazu mit einem zu kleinen Lochdurchmesser von 1 mm. Diese verdüsen Pflanzenschutzmittel zu fein, so daß eine Menge ungewollt abdriftet. Wenn schon Hohlkegeldüsen, dann sollen lt. Broschüre welche mit größerem Lochdurchmesser verwendet werden, wobei der Lochdurchmesser an die Viskosität der Spritzbrühe angepaßt sein sollte.
Bei Gloria gibt es standardmäßig Hohlkegeldüsen mit einem Bohrungsdurchmesser von ca. 1 mm und die 2. Variante hat gleich einen Lochdurchmesser von 2 mm, d.h. der Lochdurchmesser von 1 mm ist meist zu klein und der Lochdurchmesser von 2 mm zu groß. Man sollte beachten, daß die ausgebrachte Menge beim doppelten Durchmesser nicht doppelt so groß ist, denn die Querschnittsfläche des Loches ist beim doppelten Durchmesser rund 4 mal so groß. Das gilt analog für die Tröpfchengröße. Was kann man da machen? Wenn man mehrere Hohlkegeldüsen von 1 mm hat, dann kann man das Loch einer Düse vorsichtig etwas aufbohren. Dabei unbedingt einen Bohrmaschinenschraubstock verwenden und nicht freihändig Bohren! Damit kann man sich Zwischengrößen herstellen. Nachteile: Man sollte unbedingt eine Ständerbohrmaschine mit Schraubstock verwenden, keine Handbohrmaschine! Das Innenteil der Hohlkegeldüse kann aber privat nicht angepaßt werden.
Bei den Flachstrahldüsen gibt es auch für unsere Drucksprühgeräte mindestens 4 verschiedene Größen. Je nach Größe kann man auch höher viskose Flüssigkeiten wie z.B. Kalkschlamm spritzen. Bei den Produktbeschreibungen steht oft, welche Durchflußmengen die Düse bei welchem Druck hat. Für Pflanzenschutzmittel ist wahrscheinlich die kleinste Flachstrahldüse geeignet, aber ich konnte das noch nicht testen.
- Was ich schon immer vermutet habe: Falscher Mehltau und Braun- und Krautfäule (Name veriiert z.T. z.B. Kraut- und Knollenfäule) bei Kartoffeln und Tomaten sind praktisch das Gleiche. Jetzt ist das amtlich.

Am Ende der Broschüre ist eine Aufstellung der zuständigen Landesämter mit Kontaktdaten, bei denen man sich erkundigen kann, wo und wann Lehrgänge für den Sachkundenachweis stattfinden und was sie kosten. Kommerzielle Inhaber des Sachkundenachweises müssen alle 3 Jahre einen Weiterbildungslehrgang besuchen.

Der Sachkundenachweis bezieht sich nicht explizit auf den Weinbau, sondern gilt für Landwirtschaft und Gartenbau (auch Kleingärten) gleichermaßen.

Interessant ist auch, daß der Fruchtfolge mit längeren Abständen bis zur gleichen Frucht wieder größere Bedeutung gegeben wird. Früher war die 3- und Vierfelderwirtschaft normal und in den großen landwirtschaftlichen Betrieben in Ostdeutschland ist es noch so. Es gibt eine Reihe Schädlinge, die sich auf eine Pflanzenart spezialisiert haben. Mit jedem Jahr weiteren Anbau vermehren sich diese explosiv, so daß eine chem. Bekämpfung erforderlich ist. Diese anbaufruchtspezifischen Schädlinge können Viren, Bakterien, Insekten, Spinnen (Milben), Nematoden (Fadenwürmer) und Unkräuter sein. Durch eine Fruchtfolge mit mehrjährigen Pausen zwischen der gleichen Frucht kann man diese explosive Vermehrung dieser Schädlinge verhindern. Warum gibt es in Westdeutschland oft keinen regelmäßigen Fruchtwechsel? Das hat in meinen Augen vor allem 2 Gründe:
1. Die Aufkäuferunternehmen fordern jedes Jahr von den Bauern die gleiche Frucht.
2. Ein Kleinbauer kann sich nicht teure Technik für verschiedene Feldfrüchte anschaffen. In manchen Gegenden gibt es daher die Möglichkeit, sich Technik auszuleihen oder für bestimmte Arbeiten Lohnunternehmen zu beschäftigen.

Was bedeutet das für den Weinbau?
Weinbau ist ja eine Dauerfruchttechnik. Man kann da nicht jedes Jahr einen Fruchtwechsel machen. Mit der Zeit vermehren sich dadurch vor allem im Boden Schädlinge und Schädlinge im Boden sind kaum bis nicht bekämpfbar. Deshalb wird nach Rodung eines alten Rebenbestandes eine Ruhephase von 4...5 Jahren empfohlen. Nach dieser Zeit sind die meisten weinspezifischen Schädlinge im Boden ausgestorben. Allerdings gibt es da ein bürokratisches Hindernis. Ist die Ruhephase zu lang, verliert der Winzer seine Rebrechte. Es gibt weinbergtypische Zwischenfrüchte, die z.T. solche Bodenschädlinge dezimieren. Dazu gehört z.B. eine spezielle Art Ölrettich.


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18.01.2020 23:44 (zuletzt bearbeitet: 18.01.2020 23:45)
#2
Oh

In unserem Gebiet gibt ständigen Fruchtwechsel, außer Weinbau. Außerdem wird mit Gründung (Senf ) entgiftet und aufgebaut.


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11.01.2021 19:42
#3
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DLR Mosel hat heute eine Interessenabfrage für den Sachkundenachweis online gestellt.
Wer Interesse hat soll sich dort bitte melden, der Kurs kommt nur bei genügend Teilnehmern zustande. Je nach Coronasituation auch als Onlinekurs statt Präsenzveranstaltung.

https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/t...geMosel2021.pdf


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