Vergleich der Wirksamkeit verschiedener biologischer Spritzverfahren gegen Oidium

14.11.2017 21:49
avatar  Dietmar
#1
Di

siehe Anhang!

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  • Neue Möglichkeiten der Oidiumbekämpfung mit Naturstoffen.pdf

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15.11.2017 00:33
avatar  Reblaus
#2
Re

Das klingt vielversprechend und bestätigt meine Erfahrungen. Bisher habe ich allerdings Milch bzw. Molke nur kurativ eingesetzt. Ich glaube, das war ein Fehler. Zwischenzeitlich habe ich mehrfach gelesen, dass beides auch vorbeugend wirken soll. Im kommenden Jahr wird Milch bzw. Molke bei mir deshalb bereits im frühen Blattstadium vorbeugend sowie zur Pflanzenstärkung gespritzt in der Hoffnung, dass sich der Mehltau über das Jahr hinweg erst gar nicht nennenswert entwickeln kann.


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16.11.2017 08:42
avatar  Jopse
#3
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Vielen Dank für den Beitrag. Ich hätte da noch ein paar Fragen.

Ich habe mich noch nie mit Molke befasst und erst einmal nachgelesen, was Molke eigentlich ist. Dabei habe ich gelernt, dass man zwischen Süss- und Sauermolke unterscheidet. Darf ich einmal fragen, was du genau kaufst und wo man das normalerweise am besten bekommt (z.B. Kühltheke im Supermarkt...).

Wann bringt man die Molke normalerweise aus?

Gibt es ähnlich biologische Verfahren für Pero und / oder Grauschimmel?


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16.11.2017 11:11 (zuletzt bearbeitet: 16.11.2017 11:18)
avatar  Dietmar
#4
Di

Zur Molke und Oidium:
Molke wird seit einigen Jahrzehnten erfolgreich in Australien zur Oidiumvorbeugung eingesetzt. Das Besondere an diesem Weinbaugebiet ist, dass selten Niederschläge fallen, welche die Molke wieder abspülen. Wahrscheinlich wirksamer Bestandteil sind die Milchsäurebakterien. Warum wird Molke statt Milch verwendet? Molke ist ein Abfallprodukt der Milchwirtschaft und deshalb viel billiger als Milch. Da Molke fast fettfrei ist, können Fetttröpfchen nicht die Spritzdüsen verstopfen. Zumindest in den hiesigen Supermarktregalen gibt es keine Molke zu kaufen, nur Milch mit 0,01 % Fett. Leider ist das H-Milch, d.h. alle Milchsäurebakterien sind abgetötet. Deshalb ist es besser, diese H-Milch erst mehrere Stunden geöffnet im Warmen stehen zu lassen. Es soll Leute geben, die "impfen" diese Milch mit Naturjogurth, aber ich weiß nicht, ob das Sinn macht. Damit die Düsen des Spritzgerätes nicht durch Fetttröpfchen verstopfen, sollte man einen Spritzer Spülmittel zugeben. Anders als in den Versuchen angegeben, würde ich statt 4 % lieber 10 % nehmen, da wie geschrieben, weniger Milchsäurebakterien enthalten sind. Eine Überdosierung hat höchstwahrscheinlich keine negativen Folgen, da Molke und Milch ungefährlich sind. Achtung: Billigspritzen versagen oft bei Molke.

Gegen Oidium hilft auch Backpulver, wenn auch nicht ganz so gut wie Molke. Wer das testen will, dem empfehle ich die von mir als pdf-File angebotene Dissertation und hier insbesondere die Ergebnissen in Bezug auf die Konzentration des Backpulvers in der Spritzbrühe, denn der Erfolg ist davon stark abhängig. Die Wirksamkeit einer Molkespritzung ist etwa eine Woche bzw. bis zum nächsten Regen. Warum eine Woche? Die Milchsäurebakterien sterben wahrscheinlich wegen Austrocknung ab, falls sie vorher nicht abgewaschen wurden.

Gegen Botrytis soll angeblich eine Spritzbrühe mit Hefe helfen. Hierzu kenne ich aber keine wissenschaftlichen Versuche.

Pero: Gegen Pero helfen die in Gartenmärkten angebotenen Kupfermittel, die auch im biologischen Anbau zugelassen sind.

Außerdem helfen sogenannte Phosphonate (z.B. Kaliumphosphit). Dazu habe ich, glaube ich, auch irgendwo pdf-Dateien. Dieses Kaliumphosfit gilt als Dünger, aber mittlerweile gibt es auch eine Zulassung als Pflanzenschutzmittel. Auch zu Phosfiten gibt es wissenschaftliche Versuche zur Wirksamkeit (sehr gut), aber mittlerweile empfieht der Hersteller von Phosfik eine höhere Konzentration der Spritzbrühe als in den Versuchen, damit der Erfolg sicher eintritt. Im Gegensatz zu den Kontaktmitteln wirkt Pfosfik systemisch, d.h. kann nach mindestens 6 h Einwirkzeit nicht mehr abgewaschen werden. Das Mittel wird dann in der ganzen Pflanze verteilt, d.h. es müssen nicht wie bei Kontaktmitteln beide Blattseiten "eingeschwemmt" werden. Allerdings gibt es bei Phisfik ein Problem: Aus toxischer Sicht sollte man Pfosfik dann einsetzen, wenn herkömmliche Spritzmittel wegen der langen Wartezeit nicht mehr eingesetzt werden können. Aus biologischer Sicht ist die beste Wirksamkeit aber in den Stadien des größten Blattwachstums, da durch die systemische Wirkung auch neue Blätter geschützt sind, was bei Kontaktmitteln nicht der Fall ist. Zur Wartezeit bei Kaliumphosfik gibt es unterschiedliche Angaben: a) keine, b) 14 Tage.
Ein positiver Nebeneffekt von Phosfik ist die Kaliumdüngung, was aber umstritten ist, aber unumstritten positiv ist die Zumischung von Eisenchelat und anderen Spurennährstoffen. Die Eisendüngung verhindert bis vermindert eine Eisenchlorose, was bei vielen Rebsorten von Bedeutung ist.

Seit einiger Zeit ist als Fungizit auch Kompost-Tee im Gespräch - siehe Threat bei Fungiziten. Wie bei Molke soll auf der Blattoberfläche ein Rasen aus "nützlichen" Bakterien und Pilzen angesiedelt werden, so dass die Ansiedelung von Pero, Oidium und Botrytis verhindert werden soll. Ich kenne aber keine wissenschaftliche Studien dazu, d.h. nur Meinungen der Protagonisten und die können - aber müssen nicht - esoterisch gefärbt sein. Ich vermute mal und würde das begrüßen, wenn einige unserer Traubenfreunde mit biologischem bzw. bio-dynamischen Anbau das mal für uns alle testen. Kompost-Tee hat aber nur eine geringe Haltbarkeit, muss also selbst hergestellt werden.


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