Optimierung des Bodens

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21.01.2020 23:29
#11
Vo

Was bringt eine Bodenanlyse der ersten 30 cm, wenn Reben einen Spaten tief gesetzt werden und mehr aus zehn Meter tief wurzeln können?


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22.01.2020 00:26
avatar  Dietmar
#12
Di

Zitat von Vorderpfälzer im Beitrag #11
Was bringt eine Bodenanlyse der ersten 30 cm, wenn Reben einen Spaten tief gesetzt werden und mehr aus zehn Meter tief wurzeln können?


- Wenn wir düngen und keinen Sandboden haben, dann bleiben die meisten Nähstoffe der Dünger in den obersten 30 cm des Bodens fixiert, vor allem Calcium, Magnesium, Phosphor und Kalium. Dort werden diese Nährstoffe für Jahre bis Jahrzehnte immobilisiert. An meisten wird noch Calcium ausgewaschen - ca. 50 ... 80 g Kalk pro qm und Jahr in niederschlagsreichen Gegenden Deutschlands. Nur Nitrate sickern auch tiefer. Deshalb belasten Nitrate auch das Grundwasser.
- Weil das so ist, befinden sich die meisten Wurzeln einer Rebe in diesem Bereich. Tiefergehende Wurzeln dienen mehr dem Überleben bei Trockenheit, also zur Wassergewinnung.
- Der meiste Humus befindet sich in den obersten 30 cm, weil nur dort Nachschub durch z.B. durch Ausbringen von Kompost, gehäckselten Rebschnitt, Bodenbewuchs, Rindenmulch usw. möglich ist. In tieferen Bereichen ist der Humusgehalt, der durch das Rigolen hinunter gebracht worden ist, nach wenigen Jahren zersetzt. Damit verschlechtert sich auch die Bodenbiologie, da Regenwürmer, Pilze und Bakterien keine Nahrung mehr haben. Die Reben sind aber nur der für uns sichtbare Teil des Biosystems beim Weinbau, d.h. Reben leben mit intaktem Biosystem besser als auf rein mineralischen Böden, da die Bodenbiologie der Rebe Nährstoffe aus dem Humus aufschließt und z.T. den Luftstickstoff nutzbar macht, z.B. durch Leguminosenanbau zwischen den Reihen.. Eine Ausnahme bilden gut zersetzte basaltische Lavaböden, weil da (fast) alle denkbaren Nährstoffe schon pflanzenverfügbar vorhanden sind. Solche Lava erkennt man an der rotbraunen Farbe. Diese rotbraune Farbe entsteht durch das Verrosten der ursprünglich grauen oder schwarzen Lava. Silikatische Lava ist dagegen glasartig. Dieses Glas schließt die Nährstoffe für Jahrhunderte oder Jahrtausende ein. Die Eifellava ist zumeist basaltisch und damit zur Bodenverbesserung gut geeignet. Streng genommen ist diese Eifellava gar keine Lava im Sinn von Ergußgestein, sondern ausgeworfene Schlacke und Tuff - deshalb so porös. "Richtige" Lava wurde zu Basalt und nach Umwandlungen zu Granit, Gneis usw.. Sand ist ein Zerfallsprodukt von z.B. Granit. Sand entsteht aus den Quarzkristallen im Granit.
- Die in Deutschland gängigen Unterlagen bilden nur Wurzeln in geringer bis mittlerer Tiefe. In Südeuropa und Nordafrika werden dagegen Unterlagen verwendet, die tiefe Wurzeln bilden, z.B. 110 Richter und 1103 Paulsen. Dadurch überstehen diese so veredelten Reben den Trockenstreß viel besser als unsere Reben. Der Nachteil dieser Unterlagen besteht darin, daß diese die Reife von Trauben und Holz sehr stark verzögern. Dadurch können diese Unterlagen nur in den wärmsten Weinbaugebieten von Deutschland verwendet werden, aber gerade dort gibt es reichlich Niederschläge.
- Bei der Neuanlage bzw. Wiederbepflanzung eines Weinberges bzw. Weinplantage wird zuvor rigolt, d.h. zwischen 0,4 ... 1 m tief gepflügt. Das entstehende Substrat Rigosol ist also eine Vermischung von Oberboden und tieferen Bodenschichten, d.h. nach dem Rigolen haben die oberen 30 cm Boden die gleiche Zusammensetzung wie tiefere Bereiche, d.h. durch das Rigolen entsteht ein menschengemachter Boden. Auch viele Böden in Landwirtschaft und in Gärten wurden über die Jahrhunderte vom Menschen umgewandelt, nur nicht so tief wie im Weinbau. Die chemische Zusammensetzung ist nach dem Rigolen in den tieferen Schichten über Jahrzehnte fast unverändert, nur der Oberboden verändert sich durch Entzug von Nährstoffen und deren Zufuhr. Deshalb braucht nur der Oberboden bei einer Bodenanalyse untersucht werden.

Das oben geschriebene trifft 100%-ig nur auf den professionellen Weinbau zu, da unsere Gartenböden in der Regel nicht rigolt worden sind. Unsere Gartenböden haben in der Regel einen menschgemachten Oberboden, während tiefere Schichten oft noch historisch geschichtet sind, aber in alten Siedlungsgebieten kann die menschgemachte Bodenhöhe mehrere Meter hoch sein. Ansonsten treffen die meisten Argumente vom Weinbau auch für Gartenböden zu.

Durch meine beknackte tonige Lehmschicht muß ich defacto das Rigolen nachempfinden.


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22.01.2020 00:42
avatar  Dietmar
#13
Di

Zitat
wenn Reben einen Spaten tief gesetzt werden und mehr aus zehn Meter tief wurzeln können.



Das trifft nur auf bestimmte Unterlagen zu, z.B. 110 Richter und 1103 Paulsen. Unsere Unterlagen wurzeln bei Weitem nicht so tief, am Tiefsten noch 5BB. Da bei den meisten Weinbauböden die Wurzeln nur bis Rigoltiefe dringen können, war die Wurzeltiefe bei unseren Unterlagen nie ein Zuchtziel. Aber vielleicht kreuzt man wegen dem Klimawandel mal 5BB mit 110 Richter, um von 5BB die Reifezeit und von 110 Richter die Wurzeltiefe zu bekommen. So eine Unterlage hätte aber nur für tiefe sandige Lehm- bis lösshaltige Böden Sinn, da bei normalen Weinbergböden unterhalb der Rigoltiefe oft undurchlässiges Felsgestein ist. Auf Weinbergen kann kaum eine dicke Bodenschicht entstehen, da diese über die Zeit talwärts abgetragen wird. Aber im Tal bei ebenen Weinplantagen kann es dicke, von Rebwurzeln durchdringbare Böden geben.

In Südeuropa und Nordafrika gibt es vielfach sehr tiefe Sand- oder vulkanische Schlackeböden (z.B. in Italien inklusive Sizilien und den Kanaren), so daß die Rebwurzeln in dieses Lockergestein tief eindringen können. Ein Teil des Weinbaugebietes Mosel hat auch solches vulkanische Lockergestein aus Schlacke und Tuff.


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22.01.2020 06:46
avatar  jakob
#14
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Zitat von Vorderpfälzer im Beitrag #11
Was bringt eine Bodenanlyse der ersten 30 cm, wenn Reben einen Spaten tief gesetzt werden und mehr aus zehn Meter tief wurzeln können?


Naiv zu denken, dass sie es auch tun, wenn sie es nicht brauchen. Naiv zudenken, dass Nährstoffe in 10M tiefe liegen und Rebe nur tiefe Wurzeln bilden kann.


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22.01.2020 06:53
avatar  jakob
#15
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Zitat von Dietmar im Beitrag #13
Das trifft nur auf bestimmte Unterlagen zu, z.B. 110 Richter und 1103 Paulsen.


Dietmar auf alle und auf keine! Die Rebe macht das nur aus Not und wenn es möglich ist bei steinigem Boden. Rebe in DE wurzelt im Bereich 30-50cm tiefe.In Kalifornien oder Südafrika vielleicht tiefer aber juckt uns das?


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22.01.2020 09:17
#16
Vo

Also ich würde sagen, eh größer der oberirdische Teil, desto größer der unterirdische Teil. Reben wächsen im Boden, nicht in Nährlösung.

Wenn ich einer Rebe 2 m x 2 m Platz gebe, möchte ich auch, dass sie das ausnutzt. Sonst könnte ich enger pflanzen.
Oben wird im Spalier erzogen, unten kann in Halbkugel frei wachsen.


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23.01.2020 11:53
avatar  jakob
#17
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Wurzeln Suchen Nahrung und wachsen nicht irgendwo in der Gegend und schon gar nicht in die Tiefe wenn sie genug Wasser haben...


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23.01.2020 15:12
avatar  Dietmar
#18
Di

Zitat
Wurzeln Suchen Nahrung und wachsen nicht irgendwo in der Gegend und schon gar nicht in die Tiefe wenn sie genug Wasser haben...


Bei mir haben die Reben aber nicht genug Wasser. Im Jahr 2018 hat es in der Wüste Kalahari doppelt so viel geregnet wie an meinem Standort. 2019 waren es nur reichlich doppelt so viel. Gestern kam im ZDF eine Karte mit den Niederschlägen 2019 und meine Regiom war die trockenste in Deutschland. Deshalb muß ich so tief graben und die betonharte tonige Lehmschicht durchstoßen, damit die Wurzeln der Reben in die Tiefe wachsen können.


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23.01.2020 18:01 (zuletzt bearbeitet: 23.01.2020 18:15)
#19
Oh

Und bei mir schon in ca. 60 cm Tiefe, steht das Grundwasser. Meiner Meinung richtig die Reben pflegen ist ein Kunstwerk. Es spielen viele Faktoren dabei eine Rolle, auch die Rebsorten.


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23.01.2020 18:27
avatar  Nexus95
#20
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Zitat von Dietmar im Beitrag #13
[quote]In Südeuropa und Nordafrika gibt es vielfach sehr tiefe Sand- oder vulkanische Schlackeböden (z.B. in Italien inklusive Sizilien und den Kanaren), so daß die Rebwurzeln in dieses Lockergestein tief eindringen können.


Wenn die Rebe Durst hat, dann sucht sie zum trinken ;)


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