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Sinnvolle Düngung von Reben
Grundsätzlich: Das Darauflosdüngen von Reben bringt mehr Schaden als Nutzen. Deshalb alle 5 bis 7 Jahre eine Bodenanalyse machen lassen (inklusive Spurenelemente). Dann gezielt das Düngen, wo Mangel besteht.
Warum schadet das? Beispiel: Ein beliebter Dünger ist Blaukorn (K-P-N). Wer lehmhaltige Böden in D hat, der hat meist auch ohne Düngung genug K und P. Wenn man also ohne Bodenanalyse mit Blaukorn düngt, erhöht man damit zwangsweise auch die Überversorgung mit P. P ist ein Antagonist zu Fe, d.h. bei Überversorgung mit P ist bei vielen Unterlagen und Rebsorten die Aufnahme von Fe blockiert. Eine Chlorose ist die Folge, obwohl genug Eisen da ist.
Zur Stickstoffdüngung: Normalerweise können die Wurzeln dank Symbiose mit Bakterien die Stickoxide aus der Luft zur Stickstoffversorgung nutzen. Das kann man verstärken, indem man unter bzw. zwischen den Reben Leguminosen anbaut. Wenn man mit Stickstoffdüngern düngt, hat das folgende Folgen:
- enorme Verstärkung des vegetativen Wachstums (Blätter) zu Lasten des generativen Wachstums (Trauben). Die Trauben werden später reif und sind aromaarm.
- Die Symbiose zwischen Stickoxid bindenden Bakterien und Wurzeln wird zerstört.
Deshalb sind mineralische Stickstoffdünger Mist im Weinbau und sollten, wenn überhaupt, nur sehr dezent bis spätestens Blüte eingesetzt werden. Besser sind Hornspäne, aber bei gesundem Boden braucht man keine Stickstoffdüngung. In der Natur gibt es auch keinen Stickstoffdünger. Dank Dieselautos ist die Stickstoffversorgung der Pflanzen deutlich besser geworden - macht ca. 20 % Ertragssteigerung aus. Vor den Dieselautos haben nur Blitze bei Gewittern Stickoxide erzeugt und hierzulande blitzt es eben zu wenig.
Einige Hinweise zu sinnvollem Düngen:
- Kalk (Kalziumkarbonat): pro Jahr werden in D ca. 50 bis 80 g Kalk pro Quadratmeter durch Niederschläge ausgewaschen (Mobilisierung über die Bildung von Kalziumhydrogenkarbonat). Das ist ungefähr eine männliche Handvoll pro Quadratmeter. Kalzium ist mit Abstand der wichtigste mineralische Nährstoff (ca. 45 % von Pflanzenaschen ist CaO bzw. CaCO3). Wer keinen kalkreichen Boden hat, sollte also alle paar Jahre Kalken.
- Magnesium: ist in lehmhaltigen Böden meist genug enthalten, ansonsten mit Dolomitkalk düngen, aber es ist schnell eine Überversorgung möglich. Bittersalz ist nur für Pflanzen mit Kalkphobie sinnvoll.
- Fe: ist in vielen Böden genug enthalten, aber oft durch zuviel P blockiert. Meine Bodenanalyse ergab aber einen starken Mangel. Hier ein Trick für diesen Fall: Düngen mit Fe2O3 in Form von rotbraunen Farbpigmenten zur Färbung von Beton. Am besten ist es, bei der Kalkung etwas Fe2O3 unterzumischen, bis der Kalk etwas rotbraun gefärbt ist. Diese Eisendüngung ist meine Erfindung, funktioniert aber totsicher, wenn Eisenmangel im Boden. Eine Überdüngung ist kaum möglich. Die Teilchengröße der Pigmente ist so klein, dass das Fe2O3 spätestens nach 2 mal Regen im Boden versickert ist. Wie wird das Eisen aufgenommen? Die Pflanzen (auch die Reben) können dazu an den Wurzelspitzen organische Säuren abgeben. Diese Bilden dann Eisenchelate, die durch die Wurzeln aufgenommen werden können. Eine solche Eisendüngung hält viele Jahre. Seit ich das gemacht habe, sind meine Reben nicht mehr hellgrün mit z.T. Chlorose, sondern dunkelgrün gefärbt
Eine Eisendüngung mit Eisensulfat ist nicht gut, weil:
- Eisensulfat innerhalb weniger Tage ins Grundwasser ausgespült und damit unwirksam wird. Ein geringer Teil wird durch chemische Reakltionen im Boden gebunden (zu Fe2O3).
- Eisensulfat stark ätzend ist (für Mensch und Rebe). Bei schon geringer Überdosierung werden die Pflanzen verätzt.
- Eisensulfat ist verantwortlich für die Eisentoxizität, ist also ein Gift für Pflanzen und Menschen. Verschiedene Pflanzenarten sind unterschiedlich empfindlich, z.B. Moos stärker als Gras. Moos im Rasen wird dann schwarz und abgetötet, aber ein kleines bisschen mehr, und auch das Gras geht hopps.
Kupfer: Einige Böden haben Kupfermangel, meiner auch. Hier hilft der Einsatz von Kupfermitteln zur Pilzbekämpfung.
Schwefel: Durch die Rauchgasentschwefelung haben viele Böden Schwefelmangel. Das führt u.a. zu Kümmerwuchs (kleinere Blätter und Trauben). Das Düngen mit Sulfaten von Fe, K, Ammonium, und Mg ist da wenig sinnvoll, da diese Sulfate in wenigen Tagen ins Grundwasser ausgewaschen werden. Besser ist eine Schwefeldüngung mit Kalziumsulfat Bihydrat (Gips mit Kristallwasser). Das führt sowohl Kalzium als auch S über einen längeren Zeitraum zu. Soweit ich weiß, für Bio-Anbau zugelassen, aber in D relativ schwer zu bekommen.
Schwere Lehmböden/Ton: Im Prinzip sind alle wichtigen Nährstoffe enthalten, aber trocken ist der Boden wie Beton und feucht wie Gallert oder sogar Schmiere, Vor allem kommen die Stickoxide nicht an zu den Pflanzenwurzeln. Was kann man tun?
- Sand untermischen, bis richtige Konsistenz des Bodens (billig, aber Sand ohne Nährstoffe)
- feinkörnige Lava aus der Eifel untermischen (<2mm), Vorteil: viele Spurenelemente, Nachteil: gibt es im Bigbag nur bis zu einer Entfernung von ca. 150 km zum Abbauer in der Eifel.
- größere Mengen Kalziumsulfat Dihydrat untermischen. Vorteile: verbessert Bodenkonsistenz und liefert Ca und S, Nachteil: momentan in D schwer beschaffbar, da durch die Baukonjunktur der Bedarf der Bauindustrie nicht voll gedeckt werden kann und diese deshalb die gesamte geförderte Menge aus dem Bergbau, das Kalziumsulfat aus der Rauchgasentschwefelung und aus dem Recycling von Gipskartonplatten aufkauft. Wenn man eine ganze LKW-Ladung abnimmt oder wenigstens eine Palette (knappo eine Tonne), dann stehen die Chancen besser, aber wer braucht so viel.
Sandböden: körniges Bentonit (Lehmkügelchen) in trockenen Sandboden untermischen (nicht zu viel auf einmal), bis sandiger Lehmboden entsteht, der nicht mehr im trockenen Zustand betonhart wird und bei dem Feuchtigkeit durchsickern kann und dadurch keine Pampe entsteht. Solches Bentonit giebt es in einigen Baustoffhandeln. Bei geringerem Bedarf kann man bestimmte Sorten von Katzenstreu nehmen, wenn klumpenbildend, und das ganze mal gerade im Angebot. Ich hatte mal 20 kg-Säcke zu 1,99 € erhalten - normalerweise doppelt so teuer.
Bei Chlorose:
Bei bestimmten Witterungsbedingungen, Fe-Mangel oder-blockierung, Kälte und nasser schwerer Lehm-/Tonboden. Manche Unterlagen und Rebsorten sind anfälliger für Chlorose als andere.
Hier sollte man schnell handeln. Eine Eisenversorgung über die Wurzeln hilft nicht kurzfristig, insbesondere bei Überversorgung mit P und kalten nassen schweren Lehm- und Tonböden. Hier hilft in erster Linie eine Blattdüngung. Zur Not eine stark verdünnte Lösung von Eisensulfat, aber die Gefahr der Verätzung und der Eisentoxizität ist recht groß. Besser ist, mit einer Lösung von Eisenchelat zu spritzen. Da Apothekermengen sehr teuer sind, habe ich mir mal eine größere Menge gekauft. Es ist also sehr gut, wenn man Eisenchelat vorrätig hat. Die Blattdüngung sorgt nicht nur für eine schnelle Aufnahme, sondern umgeht auch Blockierungen der Fe-Aufnahme bei den Wurzeln.
Hier gilt: Auch das Eisenchelat nicht überdosieren. Eine einzige Spritzung reicht nicht. Besser: mehrfach spritzen in Abständen von einigen Tagen.
Achtung: Die Wirksamkeit der Blattdüngung sieht man nicht an alten geschädigten hellen Blättern, sondern nur bei neuen Blättern.
Ich empfehle Euch, diesen Link anzusehen und als pdf-Datei auf Euren Rechner abzuspeichern, da man nicht weiß, wie lange der Artikel noch im Internet steht.
http://www.dlr.rlp.de/Internet/global/th...au%20-%2006.pdf
Ich habe eine Broschüre (58 Seiten, 8,3 MByte) zur sachgemäßen Düngung im Weinbau aus Österreich, aber der Artikel scheint nicht mehr im Netz zu stehen. Ich habe ebenso eine etwa gleichgroße Broschüre von der DLR Rheinland-Pfalz zur Düngung im Weinbau (3,5 MByte).
Wer die pdf-Dateien haben möchte, schickt mir eine PN mit seiner email-Adresse. Das Postfach sollte solch große Dateien aufnehmen können. Manche Provider begrenzen Dateianhänge.
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