Traubenwickler

  • Seite 1 von 2
04.10.2017 01:19 (zuletzt bearbeitet: 04.10.2017 01:21)
avatar  Dietmar
#1
Di

Der Traubenwickler ist ein Schmetterling, welcher in zwei Unterarten existiert. Er fliegt nur Nachts.
Er tritt gewöhnlich in zwei Generationen auf. In der ersten Generation legt der Schmetterling seine Eier in das Geschein - je nach Standort etwa Mitte Mai. Die kleinen Raupen fressen dann an den Gescheinen. In den meisten Jahren braucht die erste Generation nicht bekämpft werden, da sich der Schaden in Grenzen hält.

Bei der zweiten Generation legen die Falter ihre Eier auf die noch kleinen unreifen Beeren. Dies geschieht je nach Standort etwa ab 25 Juni bis Ende Juli, also lange vor dem Aufziehen der Organzabeutel.

Bei mir sind dieses Jahr etwa 75 % der Beeren von Aladdin betroffen, aber nur ca. 5 % bei Galachad und Super Ekstra. Im vergangenem Jahr war praktisch nur Ontario betroffen.

Aus diesen Eiern schlüpfen die Maden, die in Wirklichkeit winzige Raupen sind. Diese Raupen fressen sich sofort in die Beeren hinein und fressen diese von innen auf. Die Eintrittstellen werden von den Beeren oft wieder verschlossen, so dass man diese nur an einem kleinen schwarzen Fleck auf der Beere erkennt - ca. 1 mm Durchmesser.

Bekämpfungsmöglichkeiten:

1. diverse Insektizite: sind nur für Profis mit Berechtigungsschein zugelassen. Diese Mittel sind stark bienengefährdend und sind giftig für andere Nützlinge und schädigen Wasserlebewesen.

2. Verwirrung mit Pheromonen: nur für größere Anbauflächen geeignet, also nichts für uns.

3. Im Forum garten-pur kam der Vorschlag, die Organzabeutel schon vor dem 25. Juni aufzuziehen, zur Sicherheit schon einige Tage eher. Es gibt jedoch noch keine Erfahrungen, ob dadurch die Pilzgefahr zunimmt oder die Trauben hitzegeschädigt werden.

4. biologische Bekämpfung mit Schlupfwespen - aber diese werden seit diesem Jahr nicht mehr produziert. Das liegt wahrscheinlich an den hohen Kosten und der nur mäßigen Erfolgsquote.

5. Für uns bleibt zunächst einmal nur eine Methode. Es gibt ein spezielles Bazillusgift (XenTari), welches nur auf ganz wenige Falterarten giftig wirkt und das sind Trauben- und andere Wickler (z.B. auch Apfelwickler) und der Buchsbaumzüngler. Für alle anderen Insekten, Wasserlebewesen und Tiere und Menschen ist das Zeug ungiftig. Das Mittel ist ein Fraßgift und wirkt in dem Moment, wo die geschlüpfte Raupe sich in die Beere fressen will. Leider wirkt dieses Gift nur ca. 1 Woche oder bis zum nächsten Regen. Deshalb sollte man in Abständen insgesamt 2 bis 3 mal spritzen. XenTari ist für den Bio-Anbau zugelassen.

Das hat jedoch nur dann Sinn, wenn vor dem Spritzen die Traubenzone entblättert wird. Gespritzt werden nur die Trauben, nicht die Blätter und das, wenn möglich, von allen Seiten.


 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2017 23:15
avatar  Dietmar
#2
Di

Der bekreuzte Traubenwickler ist in D auch relativ neu und wurde vermutlich vor einigen Jahren aus Westen nach D eingeschleppt bzw. hat sich so ausgebreitet. In Luxemburg galt er im Jahre 2015 noch wie die KEF als relativ "neu".

siehe: http://centralepaysanne.lu/WordPress3/bauerekalenner-2015/ - 5. Absatz.


 Antworten

 Beitrag melden
08.05.2018 13:42
avatar  Dietmar
#3
Di

Wenn ich den richtigen Zeitpunkt nicht verpasse, werde ich bei einer von drei Aladdin schon sehr zeitig die Organzabeutel aufziehen, um das Eiablegen des Traubenwicklers zu verhindern. Mich interessiert aber auch, ob die Trauben Hitzeschäden bekommen, wenn im Hochsommer schon die Beutel aufgezogen sind (was ich irgendwo im Internet gelesen hatte). Eine weitere Aladdin werde ich mit XenTari spritzen. Mal sehen, ob eine dieser Methoden Erfolg hat und wie groß dieser ist. In den letzten 3 Jahren hatte ich bei meinen roten (inklusive Aladdin) und blauen Sorten praktisch Totalverlust durch den Traubenwickler, nur von Dschovanni wollte der Traubenwickler bisher nichts wissen. Als einzige weiße Sorte war Monarch geringfügig befallen (ca. 5 % der Beeren) - steht unweit von 2 Aladdin. Auch da werde ich sehr zeitig Organzabeutel aufziehen oder XenTari spritzen. Da Monarch bei mir leider fast nie reif wird, ist es kein Verlust, wenn das sehr zeitige Aufziehen der Organzabeutel zu Hitzeschäden führen würde.

Wenn keine der beiden Versuche durchschlagenden Erfolg hat, werde ich schweren Herzens die 3 Aladdin und die Ontario roden müssen.


 Antworten

 Beitrag melden
08.05.2018 17:33
#4
Bo

Bei meinem Frühen Blauburgunder kommen Organzabeutel etwa ab Mitte Juli dran, wenn sie sich verfärben. Nicht wegen Traubenwickler, sondern wegen der Wespen. Also voll im Hochsommer. Solange nicht den ganzen Tag die Sonne draufknallt (und das sollte ja eher der Normalfall sein), passiert da nix.


 Antworten

 Beitrag melden
10.06.2018 12:09
avatar  Dietmar
#5
Di

In einigen westlichen dt. Weinbaugebieten wird eine Art tagesaktueller SAT-Wert für jede Lage berechnet. Wenn dieser erreicht ist, soll man mit der Bekämpfung des Traubenwicklers beginnen. Mit dieser Methode sollen die kalendarischen Schwankungen des Auftretens in verschiedenen Jahren kompensiert werden. Normalerweise beginnt der Traubenwickler ab etwa Anfang Juli sein Unwesen (2.Generation). In diesem Jahr wurde der kritische Wert der Temperatursumme schon Mitte Mai erreicht. Eigentlich müsste ich schon längst XenTari spritzen oder Organzabeutel bei den gefährdeten Sorten aufziehen, aber meine Reben sind noch nicht fertig mit Blühen und haben noch keine Beeren angesetzt.


 Antworten

 Beitrag melden
16.08.2018 22:08
avatar  Dietmar
#6
Di

Inzwischen habe ich 8 Trauben von Aladdin geerntet. In keiner einzigen Beere waren Raupen des Traubenwicklers. In den beiden vergangenen Jahren war die Befallsquote bei Aladdin zwischen 75 und 90 % der Beeren. Meine neue Bekämpfungsmethode war bzw. ist erfolgreich.

Hier die Methode kurz zusammen gefasst:

1. Entblättern der Traubenzone
2. Ertragsbegrenzung bis spätestens Erbsengröße
3. Bei Erbsengröße Spritzen der Trauben (nicht der Blätter) von allen Seiten mit XenTari
4. Gleich darauf Organzabeutel aufziehen
5. Ab Aufziehen der Organzabeutel Spritzen mit systemischen Fungiziten, da die Trauben durch die Organzabeutel nicht mehr benetzt und damit auch nicht mehr geschützt werden können.

Wer von Euch Probleme mit dem Traubenwickler (Sauerwurm) hat, der kann jetzt auf diese nunmehr erfolgreich erprobte Methode zurück greifen.


 Antworten

 Beitrag melden
17.08.2018 07:00 (zuletzt bearbeitet: 17.08.2018 07:01)
#7
Si

Danke,danke Ditmar hast du tolle Arbeit geleistet, bleibt mir garnichts anderes als das nächsten Jahr auch so machen.Bei mir ist das nich so schlimm aber das ergert.
Ich schneide die befallene Beeren weg und dann ziehe die Organza Beuteln und trotzdem manchmal bei Kontrolle finde im Beutel weitere gestochene Beeren und wieder Beutel auf und ausschneiden.Dann meistens ist Ruhe, das ist zuviel Arbeit.

Mir gefällt Whatsapp. Geht schneller,einfacher.
015225804502

 Antworten

 Beitrag melden
17.08.2018 14:29
avatar  Miloge
#8
avatar

Hallo Dietmar

Ich habe es dieses Jahr genauso gemacht ...im Junie 3 mal XenTari gespritzt ,nach der letzten Spritzung Beutel drüber gemacht ...aber danach habe ich nichts mehr gespritzt...

Liebe Grüße


 Antworten

 Beitrag melden
20.08.2018 14:23 (zuletzt bearbeitet: 20.08.2018 14:25)
avatar  Goldy
#9
avatar

Ich habe heute 3 Trauben von meiner Königin der Weinberge 20180820_132231.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)geerntet ,darin waren 4 solche Maden
und ca.30 angestochene Beeren.
Ist das nun dieser Traubenwickler/Sauerwurm?Organzabeutel hatte ich drüber,aber sicher zu spät.


 Antworten

 Beitrag melden
20.08.2018 15:28
avatar  Dietmar
#10
Di

Zitat
Ist das nun dieser Traubenwickler/Sauerwurm?Organzabeutel hatte ich drüber,aber sicher zu spät.



Wenn Du eine Lupe hast, dann müsstest Du winzige Beinchen sehen, denn beim Traubenwickler/Sauerwurm sind es keine Maden, sondern Raupen. Die Größe stimmt aber.

Der Traubenwickler hat in guten Jahren bzw. warmen Gegenden 3 Generationen:
1. Generation: Heuwurm - etwa zur Blütezeit sind die Raupen geschlüpft - nur geringer Schaden, wird meist nicht bekämpft.
2. Generation: Sauerwurm - Eiablage in normalen Jahren um den 1. Juli, in diesem Jahr eher. Sauerwurm, weil Beeren da noch sauer sind und meist auch bleiben. Die 2. Generation macht den größten Schaden und sollte bekämpft werden. Statt nach dem Datum sollte man sich am Warndienst in den Weinbaugebieten bzw. an der Beerengröße orientieren, um zu bekämpfen. Mein Verfahren haben ich oben beschrieben.
3. Generation: Süßwurm - volle Raupenentwicklung in der Reifephase, wenn die Beeren süß sind. Die Winzer bekämpfen den Süßwurm nicht, da er den Geschmack des Weines nicht beeinträchtigt, d.h. die befallenen Beeren werden mit ausgepresst. Bei Tafeltrauben erwischt das eher die späteren Sorten. Zumindest ich mag keine Raupen in den Beeren, so dass der Süßwurm von mir auch bekämpft wird. Das geschieht aber schon mit den Organzabeuteln als Nebeneffekt zur KEF- und Wespenbekämpfung.

Anmerkung: Ich hatte Angst, dass sich die Trauben im Hochsommer in den Organzabeuteln überhitzen. Wir hatten hier über 90 Tage über 30 °C, max. 38 °C, aber bei mir gab es bei keiner Sorte Hitzeschäden durch die Organzabeutel.

Goldy: Der Traubenwickler bevorzugt bei mir rote inklusive rot angehauchte und blaue Sorten. Meine hellen Sorten waren nur gering oder gar nicht befallen. Durch meine diesjährige Behandlung hatte ich 0,00 Befall, während in den vergangenen Jahren bis zu 75 ... 90 % der Beeren der roten und blauen Sorten befallen waren. Ich hoffe, das lag an meiner Methode und war kein Zufall.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!