Bogrebenerziehung vs. Waagerechtkordon

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04.01.2020 22:37
avatar  Dietmar
#1
Di

Die Bogrebenerziehung, z.B. mit 2 Bogreben (eine links und eine rechts) brauche ich sicherlich nicht zu beschreiben bzw. zu definieren.

Ein Waagerechtkordon kann einfach aus einer Bogrebenerziehung abgeleitet werden, indem die beiden alten Bogreben beim Rebschnitt nicht weggeschnitten werden und stattdessen die Fruchtruten auf 2 Augen gekürzt werden. Treiben im Frühjahr Fruchtruten aus beiden Augen aus, dann wird die obere Fruchtrute nach den Eisheiligen weggeschnitten. Ein Erziehungswechsel zur Bogrebenerziehung ist mit jedem Rebschnitt wieder möglich.

Vorteile des Waagerechtkordons:
- Während bei der Bogrebenerziehung nur der Stamm mehrjähriges Altholz bildet, in dem Reservestoffe gespeichert werden können, werden beim Waagerechtkordon auch die beiden Kordonarme zu mehrjährigem Altholz. Das bedeutet bei einem Abstand der Reben von 2,5 m in der Reihe, dass sich die Altholzmenge etwa auf das 5,5-fache vergrößert. (bei 0,7 m Stammhöhe werden dann 0,7+2*1,25). Mit dieser Vergrößerung der Altholzmenge können dann sehr viel mehr Reservestoffe eingelagert werden als bei der Bogrebenerziehung.
- einfacherer Rebschnitt, beim Weinbau bessere Maschineneignung

Nachteil des Waagerechtkordons:
- Gefahr der "Geweihbildung" nach einigen Jahren. Ausweg: spezieller Rebschnitt oder temporärer Wechsel zur Bogrebenerziehung und dann neuer Aufbau von Kordonarmen

Nun habe ich im Fachbuch "Müller: Der Winzer" gelesen, daß zumindest bei einigen Weintraubenarten beim Waagerechtkordon kleinere Trauben und Beeren entstehen als bei der Bogrebenerziehung. Oder anders ausgedrückt: Mit mehr Altholz hatte ich erwartet, daß die Trauben und Beeren größer werden und nicht kleiner. Dieser negative Aspekt wird gezielt im Weinbau ausgenutzt, weil kleinere Trauben und Beeren eine kleinere Botrytisgefahr bedeuten, da die Trauben dann lockerer sind.

Kann mir jemand das erklären?

Das Ziel der senkrechten F-Erziehung besteht ja auch darin, dass die Altholzmenge vergrößert wird. Wenn dadurch Trauben und Beeren kleiner als bei der Bogrebenerziehung werden, wäre das kontraproduktiv.


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04.01.2020 23:13 (zuletzt bearbeitet: 04.01.2020 23:14)
avatar  jakob
#2
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Zitat von Dietmar im Beitrag #1
Nachteil des Waagerechtkordons:
- Gefahr der "Geweihbildung" nach einigen Jahren. Ausweg: spezieller Rebschnitt oder temporärer Wechsel zur Bogrebenerziehung und dann neuer Aufbau von Kordonarmen



Was? und das sind nachteile?


Zitat von Dietmar im Beitrag #1
Das Ziel der senkrechten F-Erziehung besteht ja auch darin, dass die Altholzmenge vergrößert wird. Wenn dadurch Trauben und Beeren kleiner als bei der Bogrebenerziehung werden, wäre das kontraproduktiv.


Schneide doch auf 12 Augen dann hast ja auch deine.....Winzer wollen doch die kleinere Mengen...Müller hat doch über Wein geschrieben.....


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05.01.2020 00:05
#3
Vo

Zitat von Dietmar im Beitrag #1
Nun habe ich im Fachbuch "Müller: Der Winzer" gelesen, daß zumindest bei einigen Weintraubenarten beim Waagerechtkordon kleinere Trauben und Beeren entstehen als bei der Bogrebenerziehung.


Da wären wir wieder bei der Frage, welche Reben in der horizontalen gleichmäßig oder ungleichmäßig aus den Augen treiben.


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05.01.2020 00:18
#4
Vo

Wenn die Rebsorte in der horizontalen gleichmäßig aus allen Augen treibt, ist sie für den Waagerechtkordon geeignet und bringt durch das mehr Holz ohne Überlastung große Trauben und Beeren.


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05.01.2020 00:22
avatar  Dietmar
#5
Di

Zitat
Schneide doch auf 12 Augen dann hast ja auch deine.....Winzer wollen doch die kleinere Mengen...Müller hat doch über Wein geschrieben.....



Meinst Du 12 Augen pro Seite oder insgesamt 12 Augen?

Bei einem Rebenabstand von jetzt 2,65 m wären das bei einem Augenabstand von 8 cm rund 32 Augen, damit die 2,65 m "gefüllt" werden. Aus diesen 32 Augen werden 32 Fruchtruten.

Wenn ich nun von diesen 32 Fruchtruten nur an 12 Fruchtruten je eine Traube lasse, habe ich eine große Laubwand für viel Photosynthese. Ist das dann im Prinzip das Selbe, als würde ich nur 12 Augen anschneiden, nur mit mehr Laubwand?

Bitte bedenke, dass ich als Polarwinzer etwas mehr Laubwand pro kg Trauben brauche als in einer Weinbauregion.


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05.01.2020 08:35
#6
Oh

Dietmar, verwirr dich und die andere Teilnehmer nicht. Schmeiß das Buch weg oder gibt zurück.


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05.01.2020 10:38
avatar  Dietmar
#7
Di

Zitat
Dietmar, verwirr dich und die andere Teilnehmer nicht. Schmeiß das Buch weg oder gibt zurück.



Das Buch ist kein Billigbuch nach dem Motto Tafeltrauben im Garten, das irgendein Winzer verfaßt hat. Es ist ein offizielles Lehrbuch, welches von den Spitzenkräften des deutschen Weinbaus aus Lehre und Forschung geschrieben wurde. Insofern sollte man es Ernst nehmen, was dort an allgemein gültigen Sachen über Reben geschrieben wird. Das bedeutet ja nicht, daß ich alles kritiklos übernehme. Aus diesem Grund habe ich ja diesen Thread angefangen, weil das grundlegende Erziehungsstrategien berührt, z.B. ob viel oder wenig Holz als Speichermedium. An anderer Stelle hat der Autor geschrieben, dass viel Altholz gut für die Winterfestigkeit und den Ertrag sei, aber er hat nicht näher ausgeführt, was genau er unter "Ertrag" versteht, ob z.B. die Quantität oder die Qualität oder die Gesundheit der Trauben..


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05.01.2020 10:58
#8
Vo

Wenn das der Müller aus dem Thurgau ist, hat er erfolgreich Weintrauben, aber keine Tafeltrauben gezüchtet. Sein Wissen lässt sich daher nicht auf Tafeltrauben übertragen. Die Augenabstände sind einfach größer. Die Wuchskraft, die Blätter und Trauben größer.

Ich denke es zählt nicht nur die Altholzmenge über der Erde, sondern auch die entsprechende Verwurzelung im Boden. Der Rebenaufbau sollte mit Geduld erfolgen und Überlastungen konsequent vermieden werden. Um dies zu verhindern, könnte jedes zweite Auge geblendet oder Trauben horizontal geteilt werden. Im vollen Ertragsalter zählt natürlich hauptsächlich Quadratmeter Blattfläche zu Kilogramm Traubengewicht.


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05.01.2020 11:25
avatar  Dietmar
#9
Di

Zitat
Wenn das der Müller aus dem Thurgau ist



Dieser Müller ist schon lange tot, aber der Verfasser heißt eben auch Müller. Du hast Recht, es gibt kein deutschsprachiges Fachbuch zum Anbau von Tafeltrauben, denn alle Bücher wurden von Winzern oder "Spezialisten" für Keltertrauben geschrieben. Die wenigen kommerziellen Anbauer von Tafeltrauben in Deutschland haben uralte Sorten im Programm, die nichts mit unseren Sorten zu tun haben.

Also müßte so ein Fachbuch von jemanden geschrieben werden, der etwas von modernen Tafeltrauben versteht und da fällt mir nur Jakob ein. Da ich beruflich weiß, welche Arbeit so ein Fachbuch macht, muß man schon ein hohes Sendungsbewußtsein haben, um sich so etwas anzutun.


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05.01.2020 11:43
#10
Vo

Zitat von Dietmar im Beitrag #9
denn alle Bücher wurden von Winzern oder "Spezialisten" für Keltertrauben geschrieben.


oder von selbsternannten "Experten"


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