RE: Filme zum anschauen bei YouTube

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29.12.2018 21:40
avatar  Dietmar
#31
Di

In diesem Video sind einige Fehler enthalten:

1. Es wurde mehrfach betont, dass nur Kontaktmittel und keine systemischen Spritzmittel verwendet werden. Das ist nicht richtig, denn sowohl Folpet als auch Phosphonate sind systemische Spritzmittel.

2. Es wird behauptet, dass Kontaktmittel mehr Bio sind als systemische Mittel. Auch das stimmt nicht. Beispiel 2018: Die Wartezeit von systemisch wirkenden Mitteln ist begründet durch die relativ sichere Abwaschung durch Niederschläge in einer bestimmten Zeit, also abhängig von Niederschlagsmenge und -häufigkeit. Bei uns hat es von April bis November nahezu gar nicht geregnet. Also wurden die Kontaktmittel auch nicht sicher in der Wartezeit abgewaschen, d.h. die Kupfermittel der Spritzung Ende April waren im November auch noch drauf. Das war nicht weiter tragisch, da es im April noch keine Beeren gab, aber Spritzungen mit Kupfermitteln nach der Blüte blieben bis zuletzt auf den Beeren - Wartezeit hin oder her. Un der Winzer hat mit Kupfer gespritzt, als die Beeren schon recht entwickelt waren.
Bei Schwefel ist das etwas anders. Die Wartezeit für Netzschwefel hat etwas mit der Verdampfungsgeschwindigkeit zu tun. Je heißer das Wetter, dest schneller verdampft der Netzschwefel. Netzschwefel ist an sich für Menschen ungiftig, nicht aber für Weinhefen. Die Wartezeit für Netzschwefel hat nichts mit einer Gesundheitsgefährdung zu tun, sondern mit der Gefahr von Gärfehlern (Böksern) beim Keltern. Wenn ich das richtig sehe, dann könnte es sein, dass der Winzer die Wartezeit für Netzschwefel nicht einhält, denn die Beeren waren dazu schon zu weit entwickelt bzw. die Lese muss in weniger als 56 Tagen erfolgen.
Tafeltrauben werden aber normalerweise nicht zu Wein verarbeitet, so dass die Wartezeit von 56 Tagen Unsinn ist. Systemische Mittel werden innerhalb der vorgeschriebenen Wartezeiten zuverlässiger abgebaut, da der Abbau in der Rebe von der Witterung weitgehend unabhängig ist.

3. Im Film wird der echte Mehltau anhand des Beispieles Tomate erläutert. Das ist Unsinn, denn der Schadpilz an Tomaten ist die Braun- und Krautfäule und diese Pilze sind eng verwandt mit dem falschen Mehltau und nicht mit dem echten Mehltau. Deshalb kann man bei Braun- und Krautfäule die gleichen Spritzmittel wie bei Pero verwenden. Beides sind Feuchtepilze, wogegen Oidium (echter Mehltau) ein Trockenpilz ist.

4. Im Film wird die Zusammensetzung der Spritzbrühe erläutert. Danach sind enthalten:
- Netzschwefel (Oidium)
- Kupfermittel (Pero)
- Phosphonate (Pero)
- Folpet (Pero)
- ein ätherisches Öl (gegen tierische Schädlinge)

Mir erschließt sich nicht, warum der Winzer 3 verschiedene Spritzmittel gegen Pero auf einmal einmischt. Das ätherische Öl würde gut sein für eine Austriebsspritzung, aber hier macht das wenig Sinn.

Im Film werden die 3 wichtigsten Pilzerreger aufgezählt, darunter auch Botrytis. In Anbetracht des Entwicklungsstadiums der Trauben sollte der Spritzbrühe ein Mittel zugemischt werden, welches auch gegen Botrytis hilft, aber das hat der Winzer nicht gemacht. Geeignet wären Switch und Teldor.

Der Winzer hat auch nichts gegen die böse Kirschessigfliege zugemischt. Das könnte bei diesem Entwicklungsstand der Trauben eventuell schon sinnvoll sein. Er hat auch nichts gegen den Traubenwickler zugemischt und je nach Rebsorte wäre das in diesem Entwicklungsstadium dringend erforderlich. Der Winzer hat nur wenige Rebsorten, so dass sich tierische Erreger viel intensiver entwickeln als bei uns, wo wir viele verschiedene Sorten gemischt anbauen.

Fazit:
Es ist sehr schön, dass es nun zunehmend auch deutschsprachige Filme gibt, aber man sollte diese Filme immer kritisch unter die Lupe nehmen und nicht gleich alles glauben. Das gilt insbesondere für Anfänger, die sich noch nicht so intensiv mit der Materie beschäftigt haben. Es ist also gut, wenn solche Filme hier zur Diskussion gestellt werden. Bei russischsprachigen Filmen reichen meine Russischkenntnisse dazu leider nicht aus.


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29.12.2018 21:58
avatar  Dietmar
#32
Di

Zitat
wir haben besseren Phosfik und auf dem Verpackung steht nicht mischen mit anderen Spritzmittel.



Phosfik ist eines der sogenannten Phosphonate. Es gibt wenige belastbare Infos zur Mischbarkeit von Phosfik mit anderen Fungeziten. An anderer Stelle habe ich, soweit ich mich erinnere, ein paar Beispiele aufgeführt, wo eine Mischbarkeit verneint wird. Vor allem sinnlose Mischungen (gleich 3 verschiedene Pero-Mittel) sollte man vermeiden. Je mehr Mittel man mischt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es nach hinten losgeht.

Die beste Wirksamkeit von Phosfik ist im relativ jungen Stadium der Rebe, aber da macht das wenig Sinn, da man da auch Kupfermittel verwenden kann. Ich nehme Phosfik nur in den Wochen vor der Lese, da Phosfik keine bzw. in anderer Lesart sehr kurze Wartezeit hat. In dieser Zeit spritze ich auch nur sehr milde Mittel gegen Oidium (Milch/Molke, Backpulver) und Teldor gegen Botrytis (auch sehr kurze Wartezeit). Soweit ich weiß, gibt es bei diesen Mitteln keine Mischbarkeitsprobleme mit Phosfik. In diesem späten Stadium der Rebe wirkt Phosfik weniger bei alten Blättern, aber alte Blätter sind ohnehin nicht so gefährdet wie junge Blätter. Aber es gibt auch in diesem späten Stadium der Rebe junge, stärker pilzgefährdete Blätter, nämlich die Blätter der Geiztriebe. Bisher hatte ich die Geiztriebe ohnehin entfernt, aber auf Empfehlung von Jakob kappe ich die Geiztriebe erst nach dem ersten oder zweiten Blatt.

Ein weiterer Grund für den späten Einsatz von Phosfik ist dessen systemische Wirkung. Im späten Entwicklungsstadium der Rebe ist das Blattwerk so dicht, dass man mit Kontaktmitteln nicht mehr sicher beide Blattseiten benässen kann. Deshalb sind da systemische Mittel besser.


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29.12.2018 22:21
avatar  Dietmar
#33
Di

Zitat
n diesem video wird in der Schweiz, neben Schwefel noch mit kupferkalk gespritzt,
Ist das in Deutschland erlaubt, weiss das jemand?



Wenn man das verstehen will, muss man die Genehmigungspraxis bei Pflanzenschutzmitteln verstehen. In der EU und in D ist es so, dass ein Unternehmen ein konkretes Pflanzenschutzmittel beantragt. Die Zulassungsbehörde erteilt immer nur eine befristete Genehmigung und das bedeutet, das z.B. auch ein konkretes Netzschwefelpräparat auch bezüglich Genehmigung mal ausläuft, also nicht mehr erlaubt ist. Der Hersteller muss dann erneut eine Genehmigung beantragen. Da Netzschwefel und auch die Kupferpräparate von verschiedenen Herstellern angeboten werden, gibt es bisher immer auch zugelassene Fungizite gleicher chemischer Zusammensetzung. Kupfer-Kalk war z.B. mal ausgelaufen, aber Kupfermittel gleicher Zusammensetzung gibt es trotzdem.
Bei Netzschwefel und Kupfermitteln ist das gesetzliche Genehmigungsverfahren pure sinnlose Bürokratie, die nur folgenden Sinn hat:
- Abkassieren der Hersteller durch den Staat, denn ein Genehmigungsverfahren ist sehr teuer
- Verdrängen kleiner Hersteller vom Markt (große Hersteller haben eine Lobby in der Politik, kleine nicht). Wenn wenig Konkurrenz, können die verbliebenen großen Hersteller völlig überzogene Monopolpreise verlangen. Netzschwefel und die Kupfermittel sind spottbillig in der Herstellung, werden aber zu Mondpreisen verkauft. Dadurch sind die Renditen viel höher als in der Rüstung oder bei Rauschgiften.
- Der Staat will hohe Preise für Pflanzenschutzmitteln, damit diese sparsam eingesetzt werden und außerdem profitiert der Staat von einer höheren Mehrwertsteuer bei teureren Präparaten.

Bei Netzschwefel und Kupfermitteln kann man ausgelaufene Genehmigungen getrost vergessen, da es ohnehin gleichartige Produkte anderer Hersteller gibt. Bei anderen Pflanzenschutzmitteln sollte man aber achtsamer sein.

Bei Kupfermitteln gibt es jedoch eine Ausnahme und das sind sehr leicht wasserlösliche Salze wie z.B. Kupfersulfat. Diese sind und bleiben in D verboten, da diese Mittel durch Niederschläge extrem leicht abgewaschen werden können, was zu einer Kupferbelastung des Bodens führt. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Bordeauxbr%C3%BChe
In Osteuropa und in der Schweiz werden diese aber noch eingesetzt. Vorteil: sehr billiges Fungizit


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29.12.2018 22:41 (zuletzt bearbeitet: 29.12.2018 22:41)
avatar  Dietmar
#34
Di

Mir ist gerade noch ein Fehler im betreffenden Video eingefallen. Der Winzer sagte, man solle sehr viel Wasser nehmen, da dann die Blätter besser benetzt werden. Das ist natürlich Unsinn, denn die Benetzbarkeit einer Spritzbrühe auf dem Blatt hängt nicht von einer (zu großen) Wassermenge ab. Die Benetzbarkeit einer Spritzbrühe hängt von der Oberflächenspannung des Wassers ab, d.h. viel Wasser hat die gleiche Oberflächenspannung wie wenig Wasser und viel Wasser perlt besser ab, wenn sich auf der Blattoberfläche erst größere Tropfen bilden, die dann runter laufen. Die Oberflächenspannung von Wasser hängt u.a. von dessen Materialkennwert (destilliertes Wasser) und vom Salzgehalt des Wassers (Härte des Wassers) ab, aber auch vom Material, aus dem die Oberfläche besteht. Viele Pflanzen haben Blattoberflächen, die wasserabweisend sind, da dann die Gefahr durch Feuchtepilze geringer wird. Extrem ist dieser Effekt bei Lotus - deshalb Lotuseffekt. Auch bei Reben gibt es diesen Lotuseffekt, nur nicht so stark und unterschiedlich je nach Sorte. Ein Lotuseffekt kann eine Pflanze durch eine Art wachsartigen Überzug oder durch sehr viele und dichte Mikrohaare erzeugen.

Richtig ist jedoch, dass zu wenig Wasser, also eine höhere Konzentration des Fungizites in der Spritzblühe als vorgeschrieben schlecht ist, da viele Fungizite recht dickflüssige Spritzbrühen erzeugen, die dann die Spritzdüsen verstopfen bzw. das Spritzmittel nicht richtig verdüst wird, so dass nur recht große Tropfen versprüht werden.

Wie kann man nun die Benetzbarkeit der Fungizite auf den Blättern verbessern? Ich gebe immer einen Schuß Spülmittel zu. Das verhindert auch das Verstopfen der Spritzdüse, weil das Spritzmittel dünnflüssiger wird und bei Milch werden die Fetttröpfchen aufgelöst, die gerne die Spritzdüse verstopfen.


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29.12.2018 23:36
#35
Si

Genauso hab ich erwartet die komplexe Antworten von Ditmar, du bist Spitze.
Ich denke der hat gesagt das der Öl ist um besseren Kontakte der Spritzbrühe zu erreichen und das die nicht so schnell abgewaschen wird.
Ich hätte Rapsöl genommen und kleinen Spritzer von Spülmittel.
Das mach ich grundsätzlich beim Abwasch Spritzungen.
Phosfik ist auch guten Pero Mittel welchen Abwehr Mechanismen der Pflanze aktiviert und bei guten Wetter dann beobachte die Pflanzen und verzichte wie möglich auf jegliche Integration aber das ist gefährlich, manchmal gelingt nicht.
Zu 70% gelingt weil,
Die ganze Teilen von Pflanzen im Trauben Zonen sind ganz gesund, Trauben auch.
Sorten Abhängig und Wetter Bedingungen im diesem Jahr haben verursacht. Das nur 2 Spritzungen mit Phosfik machte ich und einem Komplexen mit so ähnlichen wie Universalis.Das ist sehr gute Spritzmittel aber sehr teuer, zu teuer wie der Ditmar schrieb.
Die polnische Jungs basteln, mischen ihm selber und lachen den Bayern aus.
Die nennen ihn.Sen nocy letniej.

Mir gefällt Whatsapp. Geht schneller,einfacher.
015225804502

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29.12.2018 23:44 (zuletzt bearbeitet: 29.12.2018 23:44)
#36
Si

Ditmar wenn sind wir schon bei den Spritz Thema, was hälst du von Kokosöl oder
Balsam Terpentinöl,ökologischen.
Kokosöl ist sehr anti Bakterielle Mittel müsste noch besser sein als Rapsöl.
Natürlicher Terpentinöl muss noch bessere Wirkung haben.
Beiden werden benutze im Neben Medizin zum Bakterien Beseitigung.

Mir gefällt Whatsapp. Geht schneller,einfacher.
015225804502

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29.12.2018 23:54
avatar  Dietmar
#37
Di

Zitat
Ich denke der hat gesagt das der Öl ist um besseren Kontakte der Spritzbrühe zu erreichen und das die nicht so schnell abgewaschen wird.



So etwas habe ich von einem Schweizer Hersteller gelesen. Da war das Öl mit im Spritzmittel drin, aber da ich nie wieder von dieser Praxis gelesen habe, hatte ich dem keine größere Bedeutung zugebilligt.


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30.12.2018 00:23
#38
Oh

Das Öl wird gegen Schildläuse usw.verwendet. Das Ungeziefer wird durch den Ölfilm erstickt.


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30.12.2018 01:45
avatar  Dietmar
#39
Di

Zitat
Das Öl wird gegen Schildläuse usw.verwendet. Das Ungeziefer wird durch den Ölfilm erstickt.



Grundsätzlich wird das so gemacht, aber in dem Fall, den ich irgendwo gelesen habe, diente das Öl dazu, eine zähe Schicht auf dem Blatt zu bilden, die nur schlecht abwaschbar ist, so dass das untergemischte Fungizit nicht beim nächsten Regen gleich wieder abgewaschen wird, wodurch die Schutzdauer der Spritzung verlängert werden sollte.

Ich weiß nur noch, dass es eine schweizer Quelle war, aber es ist schon einige Jahre her.


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31.12.2018 14:30
#40
Si

Das stimmt, hab ich selber ausprobiert. Nur paar Tropfen Öl macht viel aus.

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