Biologisch-dynamischer Anbau von Tafeltrauben

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06.08.2018 00:27
avatar  Reblaus
#111
Re

Den falschen Mehltau habe ich mittlerweile voll im Griff. Das Entfernen und die separate Entsorgung der befallenen Blätter hat scheinbar geholfen. Zudem hat das extrem trockene Wetter unterstützend gewirkt. Kein Regen, keine Neuinfektion. Gestern habe ich eine Backpulverspritzung verabreicht, da ich bei den letzten Spritzungen mit Milch einige Triebspitzen nicht sauber erreicht habe und ein paar davon nun echten Mehltau aufweisen (Zeigertriebe). Aber alles noch voll im grünen Bereich. Die Kieselsäure lasse ich schon seit ein paar Wochen weg, da sie aufgrund der Erfahrung im letzten Jahr den Geschmack der Beeren beeinflusst, wenn sie zu nah am Reifezeitpunkt ausgebracht wird.

Im Moment sind bei mir sehr viele Sorten reif. Da ich stark ausgedünnt hatte, sind aktuell alle ultrafrühen, die sehr frühen und die frühen Sorten auf einmal reif. Also verschenke ich notgedrungen großzügig an die Gartennachbarn, die allesamt staunen, dass es schon so früh so große und so leckere Trauben gibt. Das ist für eine Weinregion neu. Da habe ich einfach nicht aufgepasst. Im nächsten Jahr werde ich mit der Belastung mehr spielen und somit den Reifezeitpunkt der einzelnen Sorten besser steuern und aufeinander abstimmen, um nicht zu viele reife Trauben auf einmal zu haben. Wieder was gelernt.

Damit Ihr seht, dass der Biodynamiker nicht nur Kümmertrauben (siehe Rubrik “Fehler”) produziert, anbei ein paar Bilder von gelungenen Trauben. Zuerst Phaeton, für das 2. Standjahr nicht schlecht, dann Katrusja, für das 2. Standjahr schon beachtliche Trauben, dann Valentine, für das 2. Standjahr meiner Meinung nach auch nicht schlecht und zuletzt BulUst, ebenfalls 2. Standjahr. Und das Beste: alles 100% Bio! Das gibt einen sehr positiven Ausblick auf die kommenden Jahre. Die Vorfreude darauf ist jetzt schon da.

An dieser Stelle vielen Dank an die altgedienten Forenteilnehmer, von denen ich in den vergangenen Jahren einiges gelernt habe. Insbesondere geht mein Dank an Jakob, ohne dessen profunde Kenntnisse und Erfahrung (und Super-Traubensorten) ich das in dieser Form niemals hinbekommen hätte. Chapeau! |addpics|hus-r-82e6.jpeg,hus-s-df95.jpeg,hus-t-fc7e.jpeg,hus-u-3a15.jpeg|/addpics|


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12.08.2018 22:30
avatar  jakob
#112
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Wenn Valentina Muskat hat dann ist sie das und wenn du Valentina als Bio abauen kannst dann kannst du alle Sorten BIO machen!!!!


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14.08.2018 21:24
avatar  Reblaus
#113
Re

Ich habe die Valentine von Dir, Jakob. Sie sieht von der Form der Trauben und den Beeren her auch genauso aus wie auf den Bildern im Internet. Deshalb bin ich ziemlich sicher, dass es Valentine ist. Sie ist aber noch nicht reif, schmeckt noch unreif und noch nicht nach Muskat. Ich habe gelesen, dass sie erst bei Vollreife ein bisschen nach Muskat schmeckt. Valentine ist gesund, die Trauben haben kein Mehltau, obwohl sie sehr tief hängen.

Ob ich alles biologisch anbauen kann, wird sich zeigen. Es ist noch zu früh, eine verbindliche Aussage zu treffen. Dieses Jahr war nicht typisch. Im Frühjahr sehr viel Regen, danach über Monate gar kein Regen und große Hitze. Deshalb empfand ich es nach der Regenzeit eher als leicht, den Mehltau mit biodynamischen Spritzungen im Griff zu behalten. Die Reben sind aktuell noch fast alle in einem wirklich sehr guten Zustand. Selbst Reben mit einer weniger guten Resistenz wie Velika, Aljoshenkin, Chevchenko, KM Lutschistii usw. sind gesund. Beweisen muss sich der biodynamische Anbau jedoch in “normalen” Jahren, wenn es in regelmäßigen Abständen regnet. Auf diese Herausforderung freue ich mich schon.

Ich denke, dass ich erst in zwei Jahren eine beweisbare Aussage treffen kann. Dann habe ich vier unterschiedliche Jahre Erfahrung im biodynamischen Anbau und kann meine Erfahrungen auch belegen. Da aber die ersten beiden Jahre schon sehr gut verlaufen sind, bin ich sehr optimistisch: Bio funktioniert, nur der Aufwand ist höher. Anbei noch zwei Bilder von Lora und KM Zaparoshki: keine Monstertrauben, aber für das zweite Standjahr schon vielversprechend.|addpics|hus-w-8bb9.jpeg,hus-x-2b86.jpeg|/addpics|


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15.08.2018 14:18
avatar  jakob
#114
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Ja, die Valentine ist Spätreifend....


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18.08.2018 22:30
avatar  Reblaus
#115
Re

Heute habe ich mal Milch und Urgesteinsmehl zusammen gespritzt. Das Urgesteinsmehl hat ebenfalls eine vorbeugende Wirkung gegen Pilzkrankheiten. Bis auf die Tatsache, dass die Spritzdüse 3-4 mal verstopft war, hat das Spritzen insgesamt gut funktioniert, besser als ich befürchtet habe.

Das ist das schöne an Bio-Trauben. Man kann durchgehend bis in den Herbst spritzen, so lange die Blätter noch grün sind, um sie gegen Pilzinfektionen zu schützen und trotzdem gleichzeitig leckere Trauben essen. Ziel ist die Reben so gesund wir irgend möglich durch den restlichen Sommer und den Herbst zu bringen.

Hier mal ein Bild von einer fast am Boden hängenden Piesnia. Das Stilgerüst zeigt deutlichen Befall von Mehltau, aber die Beeren haben fast nichts abbekommen und sind geschmacklich nicht beeinträchtigt. Ab einem bestimmten Entwicklungsstadium kann Mehltau den Beeren nichts mehr anhaben.|addpics|hus-12-49bf.jpeg|/addpics|


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09.09.2018 21:41
avatar  Reblaus
#116
Re

So Jakob, jetzt ist es amtlich. Es ist definitiv Valentine. Sie ist jetzt nahezu ausgereift (braucht noch eine sonnige Woche), die Beeren sind schon schön süß, fleischig und haben einen super leckeren feinen Muskat-Geschmack. Dazu fast keine Kerne. Ein absoluter Gewinn für meine Sammlung. Die wäre bestimmt was für Urmel. Und das beste ist, dass ich diese Rebe gerne ein zweites Mal hätte. Ich brauche sie aber nicht noch einmal zu veredeln, da Du mir im letzten Jahr eine Aladdin geschickt hast, die gar keine ist, sondern ebenfalls eine Valentine. Ich hatte mich schon gewundert, dass die Beeren immer größer werden und nicht umfärben. Heute war meine Geduld am Ende und ich habe sie probiert. Eine wirklich willkommene Fehllieferung für mich! Im Bild daneben übrigens eine Phaeton.
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10.09.2018 05:36
avatar  urmel
#117
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Reblaus mach mir das Maul nicht wässrig!

Was mich abhält ist die späte Reife. bei mir ist alles zwei bis drei Wochen später als bei Euch im "Badischen".
Valentine wird hier wahrscheinlich nicht reif.


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05.10.2018 01:39
avatar  Reblaus
#118
Re

Die Reben sind mittlerweile fast alle abgeerntet, aufgrund des heißen Sommers und der zu undifferenzierten Belastung viel früher als in den übrigen Jahren, deshalb habe ich gestern meinen Reben den letzten Tee für dieses Jahr spendiert: Mädesüß, Brennessel und Ackerschachtelhalm. Die Blätter hängen sicher noch einen Monat und die Reben erhalten so über die gesunden Blätter noch mal eine Stärkung vor dem Winter.

Die meisten Reben sind noch überwiegend gesund, einzelne haben gar keine Krankheitsanzeichen (z.B. die als sehr resistent eingestufte Katrusja), manche nur wenig Anzeichen, sehr wenige wiederum starken Mehltaubefall (zu meiner Überraschung die als sehr resistent eingestufte Baikonur, aber die hatte es wegen zu hoher Gründüngung schon sehr früh erwischt und sie steht an einer Stelle, an der letztes Jahr schon andere Reben mit Mehltau befallen waren. Es ist scheinbar eine “Mehltau-Ecke”. Hier werde ich die betreffenden Reben kommendes Jahr noch konsequenter behandeln). Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, da wir schon Anfang Oktober haben. Insgesamt ist der Befall überschaubar und hinnehmbar, er ist deutlich geringer als im letzen Jahr und hat auch später eingesetzt. Ob die Reben durch die biodynamische Behandlung im Vergleich zum letzten Jahr schon gestärkt sind, wird das kommende Jahr zeigen. Meiner Erfahrung der letzten beiden Jahre nach reichen Spritzungen mit Komposttee allein nicht aus. Die Verbindung von Kompost- bzw. Wurmtee mit Kieseläure (z.B. Ackerschachtelhalm) zeigen bessere Ergebnisse. Dazu noch Milch oder Molke, bei beginnendem Befall mit echtem Mehltau auch Backpulver und im Einzelfall falls nötig eine einmalige schwache Kupferlösung bei beginnendem falschem Mehltaubefall für die weniger resistenten Sorten scheinen erfolgversprechend.

Die Wintergründüngung habe ich aufgrund der Trockenheit in der Hoffnung auf Regen mit fast sieben Wochen Verspätung gesät. Allerdings ist aufgrund der fortgesetzten Trockenheit fast nichts aufgegangen. Diese Arbeit war aufgrund der Wetterkapriolen wohl weitestgehend umsonst, aber so ist das mit den Launen der Natur. Deshalb werde ich im Frühjahr 2019 wohl so 1 Liter Kompost pro Quadratmeter einarbeiten, um den Verlust an Nährstoffen durch die ausgefallene Wintergründüngung auszugleichen, mehr nicht. Der Kompost wird über Winter noch angereichert mit Urgesteinsmehl, Zeolith, Pflanzenkohle und vielleicht noch einer kleinen Prise Pferde - oder Kuhmist, um das Aufladen der Kohle zu unterstützen. Die Stickstoffzufuhr soll aber möglichst gering gehalten werden, damit die Reben besser in die Tiefe wurzeln. Mist sollte übrigens nie in frischer Form aufgebracht, sondern grundsätzlich kompostiert und in Maßen verabreicht werden.


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05.10.2018 08:30
#119
Oh

Das ist der Beweis, das Bio funktioniert. Ich bin nicht allein. Und die mehr Stunden nehmen wir gerne in Kauf. Außerdem machen wir eigene Erfahrungen. Und das ist Goldwert. Die Reblaus ist auch nicht vom Himmel gefallen.
Ich habe auch die Gründüngung spät gesät. Wegen der Trockenheit ging es früher nicht. Trotz dem lagen die Same paar Wochen noch in der und auf der trockener Erde. Der Garten ist zur Zeit wie ein grünen Teppich, nicht von der Unkraut sondern von der Gründüngung. Unkraut hat keine Chance. Die Gründüngung wächst bei uns auch im Winter. Bald setze ich direkt in die Gründüngung Winter Knoblauch.


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09.10.2018 21:09
avatar  Reblaus
#120
Re

Natürlich bist Du nicht allein. Aber im Unterschied zu den anderen müssen wir als Außenseiter erst einmal nachhaltig beweisen, dass Bio funktioniert. Und selbst dann wird es Leute geben, die es nicht wahrhaben wollen. Deswegen beteilige ich mich auch an diesem Forum. Ich versuche die Biorealität als Hobbygärtner ehrlich und ungeschminkt darzustellen. Und wenn das kommende Jahr wieder etwas besser verläuft wie das Vorjahr, dann ist zumindest für mich ein erster Beweis erbracht, der in den Folgejahren zu bestätigen ist.

Eigentlich will ja jeder hier im Forum, wenn er ehrlich ist, Biotrauben haben. Das zeigt schon das große Interesse an diesem Thema. Aber nicht jeder traut sich oder will bzw. kann den Aufwand betreiben bzw. ein Risiko eingehen. Zudem hat nicht jeder Reben mit hoher bzw. sehr hoher Pilzresistenz oder möchte seine gut schmeckenden Trauben, die weniger pilzresistent sind, ersetzen. Das ist für mich alles nachvollziehbar und deswegen will ich auch niemanden mit Gewalt überzeugen. Aber wer genug Reben hat, ggf. auf ein wenig Ertrag verzichten kann und schlau ist, der probiert schon mal bei einem Teil der pilzresistenteren Reben den biologischen Anbau aus und sammelt Erfahrung. Das gilt erst recht für diejenigen, die ihre Trauben vermarkten. Die Verbraucher verlangen zunehmend Bioqualität und sind auch bereit, mehr dafür zu bezahlen.

Wer es schafft, gesunde und wunderschöne Hammertrauben zu produzieren, spielt ganz vorne mit und hat großen Respekt verdient. Da gibt es ja schon einige hier im Forum, die etwas vorzeigen können und jedes Jahr werden die Ergebnisse sichtbar besser. Aber die Königsdisziplin ist m. E. das Ganze in Bioqualität zu schaffen. Daran müssen wir arbeiten. Und wenn die Erfolge sichtbar vorliegen, werden andere folgen.


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