Biokohle zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit

  • Seite 1 von 2
07.03.2018 23:16 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2018 23:20)
avatar  Dietmar
#1
Di

Im Dokument "Fachbeirat_Broschüre ..." werden allgemeine Aussagen zum Einsatz von Biokohle in der Landwirtschaft getroffen und mit einem Satz auch auf den Weinbau Bezug genommen.

Ziele des Einsatzes von Biokohle sind insbesondere die Speicherung von Wasser und löslichen Nährstoffen.

In der schwerer lesbaren Masterarbeit wurde das wissenschaftlich näher untersucht. Für uns wichtig sind nur die Erkenntnisse in der Zusammenfassung auf den Seiten 78-80:

Fazit:
- Mit poröser Biokohle kann die Wasserspeicherkapazität, egal bei welchem prozentualen Anteil und der Korngröße der Biokohle nicht signifikant gesteigert werden (nimmt sogar ab). Nur bei Sandboden treten hier geringfügige positive Effekte auf.
- Auch ein signifikanter Rückhalt an Nährstoffen, hier untersucht anhand von N und P, konnte nicht beobachtet werden.
- Pflanzversuche: Bis zu einem Gehalt von 6 % steigt die Bodenfruchtbarkeit von Sandböden geringfügig an. Mit zunehmenden Gehalt von Biokohle sinkt die Bodenfruchtbarkeit bei 9 % wieder auf die gleiche wie bei 0 % und danach nimmt die Bodenfruchtbarkeit weiter ab, d.h. höhere Anteile von Biokohle verschlechtern die Bodenfruchtbarkeit.

Zur Definition: Biokohle = Pyrolysekohle wie, z.B. auch Grillkohle, aus dem Verkohlen von Holz, Stroh, Nussschalen u.ä..

Nicht untersucht wurde Biokohle im Gemisch mit Gülle und Pflanzenjauchen, d.h. die "Aufladung" mit flüssigen organischen Produkten und die Bindung der Mikroorganismen in der Biokohle.

Letzteres läuft auf irgendeine Form von Terra Preta hinaus.

Kommentar von mir: Im Amazonasgebiet besteht der Boden aus einer Art nährstofffreien Kies. Hier wirkt Terra Preta "Wunder". Im Vergleich zu normalen Gartenböden in Deutschland zeigten entsprechende Versuche, dass Terra Preta keine höhere Bodenfruchtbarkeit besitzt, d.h. für deutsche Verhältnisse heraus geschmissenes Geld ist. Ausnahme sind hier die unfruchtbaren Sandböden in D, aber deren Fruchtbarkeit kann man besser und billiger durch Untermischen mit Bentonit aufwerten.

Nun ja, die Hoffnungen in Biokohle zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit sind leider in den Keller gerutscht. Ich war schon drauf und dran, mir ein BigBag Biokohlegries zu besorgen. Da muss man ganz schön nach Herstellern recherchieren - gibt es in D nur ein bis zwei. Nun werde ich mir das verkneifen.

Übrigens hat Biokohle im Boden auch unerwartete Effekte, z.B.:
- in Böden mit erhöhtem Kupfergehalt (z.B. Weinberge) wird der Kupfergehalt im Boden tendenziell erhöht, da das Kupfer (in seinen Verbindungen) weniger ins Grundwasser versickert und statt dessen in der Biokohle und damit im Boden gespeichert wird.
- Obwohl selbst chemisch weitgehend stabil, erhöht Biokohle den pH-Wert des Bodens indirekt. Das kann bei alkalischen Böden (pH>> 7) das Pflanzenwachstum behindern, weil bei höheren pH-Werten die Pflanzen bestimmte Nährstoffe nicht mehr aufnehmen können.

Dateianhänge
  • Fachbeirat_Broschuere_Biokohle_2017.pdf
  • Masterarbeit Biokohle.pdf

Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!

 Antworten

 Beitrag melden
10.03.2018 19:00
#2
Vo

Habe gute Erfahrungen mit Terra Preta von PALATERRA gemacht und letztes Jahr beim DEHNER-Abverkauf günstig nachgekauft. Jetzt wohl bei ALNATURA erhältlich:

https://palaterra.eu/

Weiterführende Informationen zu Terra Preta unter folgendem Link:

http://www.ithaka-journal.net/terra-pret...r-kulturtechnik


 Antworten

 Beitrag melden
10.03.2018 20:32
avatar  Dietmar
#3
Di

Nichts gegen Terra Preta, wo es Sinn macht, z.B. bei Sandboden.

Wissenschaftliche Versuche in D haben aber gezeigt, dass Terra Preta nicht fruchtbarer ist als guter Gartenboden in D. Schade um das Geld, wenn man nicht gerade Sandboden hat.


 Antworten

 Beitrag melden
10.03.2018 21:30
avatar  jakob
#4
avatar

Manchmal möchte man selbst was ausprobieren und zweitens wer hat schon perfekten Gartenboden? Die Oberfläche für die Bakterien ist sehr sehr wichtig aber nur Oberfläche bringt ja auch nichts wie bei dem Sandboden


 Antworten

 Beitrag melden
10.03.2018 23:15 (zuletzt bearbeitet: 10.03.2018 23:17)
avatar  Dietmar
#5
Di

Natürlich kann es jeder probieren. Ich empfehle, der normalen Rezeptur für Terra Preta Zeolith kleiner Körnung (z.B. Pulver) und etwas Urgesteinsmehl zuzugeben.
Zeolith: erhöht biologische Aktivität, hohe Kat.-Ionen-Austauschkapazität, selektive Fähigkeit zum Ionenaustausch für Ammoniumionen, d.h. Fixierung von Stickstoffdüngern auf Ammoiniumbasis, welche sonst gleich ins Grundwasser versickern.
Urgesteinsmehl Diabas oder Lava: Mikronährstoffe

Etwas Bentonit schadet auch nicht.

Es wäre günstig, wenn alle Versuchsparameter genau erfasst werden und von den Ergebnissen berichtet wird, damit wir alle schlauer werden.


 Antworten

 Beitrag melden
22.06.2018 18:35
#6
Vo

Die Wundererde vom Donnersberg - Wie Palaterra Boden gut machen will

https://swrmediathek.de/player.htm?show=...74-005056a12b4c


 Antworten

 Beitrag melden
30.01.2021 00:06
avatar  Dietmar
#7
Di

Hier eine Dissertation, die den Einsatz von Biokohle mit Kompost oder fermentierten Zusätzen systematisch untersucht. Ein Ziel dabei war die Herstellung von Substraten mit reduziertem oder fehlenden Torfzusatz in Topfversuchen, aber auch im Feldversuchen.

https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/...e=1&isAllowed=y

Betrüblich für die Fans von Terra Preta: Die Mischung von Kompost und Biokohle hatte deutlich bessere Effekte als von fermentierten Biomaterial und Biokohle ("Aufladung" von Biokohle mit Pflanzenjauchen). Pflanzenjauchen sind de facto wirkungslos bezüglich Bodenfruchtbarkeit. Nur ca. 2,5 % der Topfversuche mit Pflanzenjauchen zeigten eine geringe Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Das ist nicht signifikant, sondern sind Zufallsstreuungen.

Nicht untersucht wurde die Kombination von Biokohle und tierischen Exkrementen wie z.B. Urin und Jauche. Zu Erwarten ist hier insbesondere die Fixierung des Phosphors in der Biokohle, so daß dieser nicht ins Grundwasser versickert und stattdessen langfristig die P-Verfügbarkeit des Bodens verbessert.

Persönliche Versuche:

Ich hatte an anderer Stelle mal geschrieben, daß ich große Pflanzlöcher in meinen betonharten Unterboden gehackt habe (ca. 1 Kubikmeter pro Rebe). Diese Pflanzlöcher habe ich dann mit einem Substrat gefüllt, daß ich gemischt habe, da es hier keinen echten Mutterboden zu kaufen gibt. Unter anderem habe ich auch insgesamt 100 kg Biokohle zugemischt, dazu u.a. Gartenkompost, Grünschnittkompost, gesiebten Lehm, sandigen Mutterboden (mehr Dreck), Lavamehl, Urgesteinsmehl, Kalk, Zeolith u.a.. Ich habe das aber nicht so streng wissenschaftlich gemacht.
Zufällig habe ich in etwa die Menge an Biokohle zugesetzt wie in dieser Dissertation. Ich hoffe, der ganze Aufwand hat sich gelohnt. Die Biokohle hat für 5 Pflanzlöcher gereicht. 12 Pflanzlöcher haben ein ähnliches Substrat, aber ohne Biokohle. Mal sehen, ob sich langfristig Unterschiede zeigen.


 Antworten

 Beitrag melden
30.01.2021 00:23 (zuletzt bearbeitet: 30.01.2021 00:23)
#8
Vo

Mit der Holzkohle könnte es wie mit den Akkus sein. Wie können die gewünschten Effekte auf möglichst kleinem Raum gespeichert werden.


 Antworten

 Beitrag melden
30.01.2021 00:24
avatar  Dietmar
#9
Di

Biokohle hat folgende Effekte:

- Durch die hohe Porosität werden Wasser und in Wasser gelöste Nährstoffe gespeichert. Die von Terra Pretafans erwähnte Förderung des Biolebens durch Pflanzenjauchen hat sich nicht gezeigt. Bei Zugabe von Urin und Jauche könnte das u.U. anders sein.
- Auflockerung der Erde und Verbesserung der Durchlüftung des Bodens. Durch die bessere Durchlüftung des Bodens werden die anaeroben Bakterien aus Pflanzenjauchen abgetötet.

Ähnliche Effekte haben poröse feinkörnige Lava und Zeolith. Neben den vielen Spurenelementen der Lava wirkt sich insbesondere die hohe Porosität und die damit einhergehende Kationenaustauschfähigkeit aus. Subtropische basaltische Vulkanerde gehört zu den fruchtbarsten Böden der Welt, obwohl der Humusgehalt praktisch Null ist. Neben den Spurenelementen in der Lava ist die hohe Porosität von Lava und Zeolith das Geheimnis.

Warum basaltische Lava? Basaltische Lava ist schwarz und enthält wenig Silizium. Durch den hohen Eisenanteil verrostet die basaltische Lava recht schnell und wird rotbraun. Durch die damit verbundene Zersetzung der Lavasteine entsteht ein poröser Boden mit vielen Spurenelementen. Unter subtropischen oder tropischen Bedingungen dauert das nur wenige Jahrzehnte.
Der andere Lavatyp ist silikatische Lava. Die ist auch schwarz, aber die Inhaltsstoffe sind durch den hohen Siliziumgehalt in ein vulkanisches Glas eingebettet. Dieses vulkanische Glas verhindert das Verrosten und damit die Entstehung fruchtbarer Böden. Auch in Jahrtausenden zersetzt sich silikatische Lava nicht.


 Antworten

 Beitrag melden
30.01.2021 00:30
#10
Vo

Fragestellung gilt auch für Wasserstoffspeicher.

Wie kann möglichst viel Wasserstoff auf kleinem Raum sicher und verfügbar gespeichert werden?


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!