Bodenbedeckung und Unterstockgestaltung im Zeichen des Klimawandels

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15.01.2020 22:05 (zuletzt bearbeitet: 15.01.2020 22:19)
avatar  Dietmar
#1
Di

Im Prinzip gibt es 3 Möglichkeiten:

1. nackter Boden:
- hohe Erosionsgefahr durch Sturzregen und Stürme, aber frühzeitige Bodenerwärmung im Frühjahr und einige Zehntel höhere Durchschnittstemperatur
- Freihalten von Bewuchs durch Herbizide (Pfui!) oder mechanisch, dann hoher Aufwand
- wenn mechanische Bearbeitung, dann nur flach, sonst werden Wurzeln der Rebe zerstört.
- schlecht für Bodenbiologie, Humusgehalt nimmt immer mehr ab
- hohe Verdunstung, es sei denn, durch häufige mechanische Bodenbearbeitung werden die Bodenkapillaren gebrochen
- mechanische Bearbeitung gut gegen Oberflächen-Verschlämmung bei Böden mit hohen Anteil sehr feiner Körnungen

2. Begrünung:
- gemähtes sollte immer am Boden verbleiben, an der Oberfläche bzw. flach in den Boden eingearbeitet
- gut für Bodenbiologie und Bodenfruchtbarkeit
- sehr gut gegen Bodenerosion, besonders in Hanglagen
- Nachteil: Wasser- und Nährstoffkonkurrenz zu den Reben. Bei fruchtbarem Boden, der Unterlage 5BB und vielen Niederschlägen ist das nicht von Belang
- schlecht für sehr trockene Gegenden. Eine Bodenbegrünung mit Gras, Klee und ähnlich Niedrigem nimmt den Reben pro Jahr ca. 100 l Wasser pro Quadratmeter weg, höherer Bewuchs etwas mehr. Der Bewuchs verhindert zwar die Wasserverdunstung aus dem Boden, aber fördert die Wasserverdunstung durch den Bewuchs. In trockenen Gebieten muß das Wasserdefizit durch den Bewuchs durch Bewässerung ersetzt werden. Bei 40 qm sind das im Jahr immerhin 40 x 100 l = 4000 l = 4 Kubikmeter - allein für den Bewuchs.
- Bewuchs ist gut für die Ansiedlung von Nützlingen, so daß zumindest einige Schadinsekten in Grenzen gehalten werden
weniger Bodenverdichtung

3. Abdeckung
- mit Stroh: Brandgefahr und Mäuse- und Schneckenzucht, sonst i.O.
- besser Abdeckung 5 cm hoch aus Rindenmulch oder Holzhäcksel, verhindert Nachteile der Begrünung, teuer
- gute Bodenbiologie
- verhindert Austrocknung des Bodens weitgehend
- muss aber alle ca. 3 Jahre erneuert werden, da biologische Zersetzung
- bei Zersetzung Humuszufuhr für Boden
- grobe Holzhackschnitzel halten länger als feine Hackschnitzel
- grobe Holzhackschnitzel halten etwas länger als Rindenmulch
- für extrem trockene Gebiete die beste Lösung

- Wem Abdeckungen zu teuer sind, der muß eben an sehr trockenen Standorten auf Bewuchs verzichten und öfters flach hacken, damit die Bodenkapillaren gebrochen werden, im Prinzip nach jedem richtigen Regen. Unter den Reben Gehäckseltes vom Rebschnitt und Kompost geben. In längeren Trockenperioden Bewässerung erforderlich.

Für normale Standorte optimal:

- zwischen den Rebzeilen, etwas breiter als z.B. fahrbare Technik, niedriger Bewuchs, dadurch weniger Bodenverdichtung
- direkt unter den Reben ca. 40 cm breit Abdeckung mit Holzhäcksel, Rindenmulch oder gehäckseltem Chinagras (empfiehlt Herr Engelhart von der LWG Bayern)

Ich teste seit einigen Jahren Lavagranulat 8-16 mm. Verhindert die Bodenverdunstung, hemmt den Bewuchs, wenn ausreichend dick und zersetzt sich viel langsamer als Rindenmulch und Holzhäcksel, bei Zersetzung (durch Frost) werden Spurennährstoffe aller Art langfristig freigesetzt. Eine feinere Körnung saugt der Rasenmäher ein. Nachteile: recht teuer für größere Flächen, behindert Kompostgaben (wegrechen, Kompost drauf und wieder mit Lava bedecken).

Achtung: Holzhäcksel als Bodenmulch ist in Bau- und Gartenmärkten sehr stark überteuert! Viel billiger ist Holzhäcksel als Brennstoff bei entsprechenden Lieferanten oder vom Sägewerk. Für die Abdeckung von z.B. 40 qm benötigt man bei 5 cm Höhe immerhin 2 Kubikmeter.


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30.01.2020 21:13
avatar  Dietmar
#2
Di

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30.01.2020 21:46
avatar  Dietmar
#3
Di

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30.01.2020 22:44 (zuletzt bearbeitet: 30.01.2020 22:44)
avatar  Dietmar
#4
Di

Preisvergleich für Abdeckmaterialien für Dresden Jan. 2020, jeweils günstigste Angebote, Menge 2 Kubikmeter:

Holzhackschnitzel grob, lose: 70 € plus 70 € Transport
Rindenmulch grob, lose: 65 € plus 71,50 € Transport
Rindenmulch, 60 l-Säcke: 90 € mit Selbstabholung ca. 15 km
Lava 8-16 mm, 20 l-Säcke: 444 € mit Selbstabholung ca. 1 km

Rindenmulch benötigt aber für diese Menge 1 x 20-kg-Sack Kalk, 1 x 20 kg Diabas-Urgesteinsmehl, ab und an etwas N-Düngung, da Nährstoffdefizit. Rindenmulch und Holzhackschnitzel müssen alle 3 ... 5 Jahre ersetzt werden - je nach Niederschlagsmenge. Bei Zersetzung wird dem Boden Humus zugeführt.

Lava hält sehr viel länger, ist aber ca. 5 mal so teuer. Bei Zersetzung der Lava werden dem Boden viele Jahre lang Mikronährstoffe zugeführt. Problem: Wie kann man dem Boden Humus zuführen, wenn dieser mit Lava bedeckt ist?

Fazit: Unter Beachtung aller Fakten ist eine Bodenabdeckung mit Lava etwas besser als mit Rindenmulch, aber nicht 5-mal besser wie das Preisverhältnis.

Anmerkung: Die Bodenabdeckung sollte ca. 5 ... 7 cm hoch sein.

Bei Euch sind die Preise und Transportkosten sicherlich etwas anders, aber diese Aufstellung gibt zumindest eine Orientierung.


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31.01.2020 00:01
#5
Vo

Reben werden eine Spaten tief gesetzt und wachsen unter normalen Bedingungen nach unten.
Daher kann der Unterstockbereich auch mechanisch bearbeitet werden.


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31.01.2020 01:17 (zuletzt bearbeitet: 31.01.2020 01:20)
avatar  Dietmar
#6
Di

Zitat
Reben werden eine Spaten tief gesetzt und wachsen unter normalen Bedingungen nach unten.
Daher kann der Unterstockbereich auch mechanisch bearbeitet werden.



Da antworte ich mit einem klaren Jein.

Die Wurzeln der Reben wachsen dorthin, wo sie Nährstoffe und Wasser finden.

Der Regen kommt von oben und wenn man nicht gerade einen hohen Grundwasserstand hat, ist der oberflächennahe Bereich des Bodens der feuchteste. Dünger und Humusgaben kommen auch nur den oberfläüchennahen Bodenschichten zu Gute. Also befinden sich die meisten Wurzeln einer Rebe knapp unter der Erdoberfläche. Das macht die Rebe aber sehr dürreempfindlich, denn oberflächennahe Bereiche trocknen auch schneller aus..

Was kann man da tun?

1. Bewässerung: Eine Tropfbewässerung benässt nur die oberflächennahen Bodenschichten. Es werden deshalb nur wenige tiefergehende Wurzeln gebildet. Besser: Man gießt in Dürrephasen nicht ständig oder öfters wenig Wasser, sondern "verteilt" je nach Hitze und Dürre 10 ... 15 Liter pro Rebe und Woche auf nur eine oder zwei Gaben. Dadurch dringt das Gießwasser in größere Tiefen vor und die Wurzeln der Reben wachsen mehr in die Tiefe. Auch ein Gießrohr kann hilfreich dabei sein, daß das Wasser tiefere Bodenbereiche erreicht. Tiefere Wurzeln bedeuten weniger Trockenstreß für die Rebe.

2. Man kann ja nur oben Düngen bzw. Humus zuführen und nur flach einarbeiten. Mit der Zeit verarmen deshalb tiefere Bodenschichten an Humus und Nährstoffen.
Was kann man tun?
Die Winzer rigolen den Boden vor einer Neuanpflanzung, d.h. sie pflügen ca. 60 cm tief. Dadurch werden Ober- und Unterboden gemischt und beide gelockert. Danach befinden sich auch in tieferen Bodenschichten Humus und Nährstoffe und die Wurzeln der neuen Reben wachsen wieder tiefer. Im Mittelalter wurden die Weinplantagen mit Hand umgegraben, bis zu 3 m tief.
Eine weitere Möglichkeit hat der Profiwinzer mit der Drucklanze. Mit Überdruck werden in Wasser gelöste Nährstoffe in tiefere Bodenschichten gepreßt.

Wer auf dicken Lößschichten ackert, hat diese Probleme nicht bzw. nicht so dringlich, aber "normale" Weinbergböden sind nicht viel dicker als 30 cm. Darunter ist von Natur aus eine wenig verwitterte steinreiche Schicht, die die Wurzeln der Reben kaum durchdringen können und Nährstoffe befinden sich unten auch kaum. Deshalb rigolen die Winzer seit Jahrhunderten und machen aus dem natürlichen Böden einen "Kunstboden", genannt Rigolith.

Ein positiver Nebeneffekt des Rigolens besteht darin, die Folgen der Monokultur Wein bezüglich Bodenermüdung und weinspezifische tierische Schädlinge zu minimieren, z.B. Nematoden, Blattlaus ....

Was mache ich konkret? Ich hatte schon geschrieben, daß bei mir nur ca. 25 ... 30 cm Mutterboden ist. Darunter befindet sich eine ca. 50 cm dicke betonharte Lehmschicht mit ca. 2/3 Steinen und Tonklumpen. Das machte meine Reben sehr dürreempfindlich. Nach und nach, wenn ich alte Reben rode und neue Reben setze, grabe bzw. hacke ich ca. 80 cm tiefe Gräben, ca. 40 cm breit. Der steinige und tonige Lehm wird gesiebt, so daß danach nur noch ein Drittel davon weiterverwendet werden kann. Bisher hatte ich den gesiebten Lehm 1 : 1 mit Sand gemischt und danach mit den abgegrabenen Mutterboden, Grünschnittkompost, normaler Kompost, etwas Kalk, Urgesteinsmehl und Zeolith. Diese Mischung wurde dann in die Gräben geschüttet.
Künftig werde ich den Sand durch feinkörnige Lava ersetzen, da diese nur knapp doppelt so teuer ist als gewaschener Sand, aber viele Nährstoffe enthält. Da die Lava aber auch feinere Fraktionen enthält, muß ich mehr Lava dem gesiebten Lehm untermischen als wenn es Sand wäre, um die gleiche Bodentextur zu erreichen. Ich hatte an andere Stelle ein Bild mit einem BigBag mit 1 Tonne Lava gepostet und das soll für 9 Pflanzstellen reichen.

Bis dieses Jahr war der Boden unter meinen Reben mit Gras bedeckt, mit Pflanzscheiben aus Lavamulch. Seit ich weiß, daß der niedrige Grasbewuchs pro Jahr und Quadratmeter rund 100 Liter Wasser den Reben wegnimmt, werde ich künftig den Boden nicht mehr "bepflanzen", sondern abdecken. Auf Grund dieser Problematik habe ich ja diesen Threat begonnen.


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31.01.2020 09:05 (zuletzt bearbeitet: 31.01.2020 09:06)
#7
Vo

Zitat von Dietmar im Beitrag #6
Bis dieses Jahr war der Boden unter meinen Reben mit Gras bedeckt


@Dietmar

Lass es so. Sieht im Hausgarten schöner aus und die Bearbeitung mit dem Rasenmäher ist einfacher und besser wie mit der Hand.

Wenn du mit Steinen abdeckt, wächst irgentwann, irgentwas durch. Wenn du mit Plastik abdeckt, hast du wieder die Problemmatik mit den Mäusen.

Du hast doch einen Hauswasseranschluss. Einfach im Sommer zweimal die Woche bis in die Tiefe wässern. Scheiß auf die paar Euro. Wer einen Brunnen hat, für den ist es halt günstiger.

Ohne Wasser wie bei Reblaus oder im Wingert sieht es anderster aus. Dort sollte alles was den Reben Wasser klaut, verhindert werden.


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31.01.2020 10:34
#8
Oh

Das die Reben auch ich Tiefe Düngung bekommen, schlage oder bohre einfach im Boden Löcher. Schmeiß oder schütte die Düngung rein und schließ die Löcher.


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01.02.2020 01:33
avatar  jakob
#9
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Zitat von Dietmar im Beitrag #6
Künftig werde ich den Sand durch feinkörnige Lava ersetzen,


Dann ist die Lava auch verklebt! Nur Humus schafft dein Boden locker zu machen, nur Humus!

Zitat von Ohne Chemie im Beitrag #8
Schmeiß oder schütte die Düngung rein und schließ die Löcher.


Kompost oder? NPK Dünger ins Loch? Die Wurzeln die dran sind können nicht weil zu scharf ist und 99,9% restliche haben weiter hin nichts weil alles im Loch ist?


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01.02.2020 09:43
avatar  Dietmar
#10
Di

Zitat
Du hast doch einen Hauswasseranschluss. Einfach im Sommer zweimal die Woche bis in die Tiefe wässern. Scheiß auf die paar Euro. Wer einen Brunnen hat, für den ist es halt günstiger.



Der Brunnen ist meist von Mitte Juni an leer und dieses Jahr hat es auch im Winter kaum geregnet, so daß sich das Grundwasser nicht wieder auffüllen konnte.

Bezüglich Hauswasseranschluß gab es bisher noch keine Versorgungsprobleme, da ein großer Teil des Wassers aus Talsperren im Erzgebirge stammt und dort regnet es noch etwas mehr, aber nicht genug, um die Talsperren wieder ganz zu füllen. In der Vergangenheit wurde man eher aufgefordert, mehr Wasser zu verbrauchen, damit es die Abwasserleitungen durchspült, da es nur noch wenig regnet. Der letzte richtig intensive Regen war 2002. In den vergangenen beiden Jahren wurde erstmals öffentlich diskutiert, das Bewässern mit Trinkwasser zu verbieten. Es wurde dann zwar nicht gemacht, aber bei weiterer Trockenheit muß man irgendwann damit rechnen. Deshalb mache ich mir ja Gedanken über eine wassersparende Anbauweise.

Außerdem sind hier die Wasserpreise deutlich höher als in Westdeutschland, Strom z.T. auch. Begründet wird das mit der Sanierung der Leitungsnetze in den letzten 30 Jahren. Die Wasser- und Abwassernetze wurden anhand des Prokopfverbrauches von 1989 dimensioniert. Nach dem Einbau von Wasserzählern und den hohen Preisen halbierte sich der Wasserverbrauch pro Kopf, so daß die Investitionskosten nunmehr auf weniger Liter umgelegt werden müssen. Außerdem ist der Wasserverbrauch in der Industrie stark zurück gegangen, was das Problem der Überdimensionierung des Abwassernetzes noch verschärft.


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