Urgesteinsmehl

09.03.2021 06:42
#1
mo

Guten Morgen aus Tirol!

Ich habe jetzt die Berichte über Düngung genau studiert und habe für meine Reben Diabas-Urgesteinsmehl besorgt. Nun sind diese zwischen 1 und 15 Jahre alt. Wie bringe ich das Mehl am klügsten aus? Einfach oberflächlich einarbeiten oder tiefer graben (was zT schwierig wäre)?
Danke und LG Herbert
PS: Habe (noch) keine Bodenanalyse...


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09.03.2021 10:33
#2
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Ich würde es eher oberflächlich einarbeiten, 1-2 cm tief etwa.

Urgesteinsmehl muss erst noch verwittern damit die Nährstoffe darin verfügbar werden. An der Oberfläche passiert das schneller, weil es dort den atmosphärischen Einflüssen besser ausgesetzt ist.

Alles in allem kannst du davon keine Wunder erwarten, die Nährstoffe können in wesentlichen Mengen in 3, 10 oder auch erst in 100 Jahren verfügbar sein. Das kommt ganz auf deinen Boden an.

PS: Stickstoff musst du trotzdem geben.


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09.03.2021 13:48
avatar  Dietmar
#3
Di

Zitat
Alles in allem kannst du davon keine Wunder erwarten, die Nährstoffe können in wesentlichen Mengen in 3, 10 oder auch erst in 100 Jahren verfügbar sein.



Das ist nicht ganz richtig. Der Gedankenfehler besteht darin, daß die Nährstoffe im Urgesteinsmehl wasserunlöslich sind und dadurch nicht von den Wurzeln der Reben aufgenommen werden können.

In Wirklichkeit ist es aber so, daß bei Nährstoffbedarf die Wurzelspitzen der Reben organische Säuren abgeben, die aus den wasserunlöslichen Nährstoffen im Urgesteinsmehl wasserlösliche Chelate bilden. Weil die Wurzelspitzen nur soviele organische Säuren abgeben, wie Nährstoffe gebraucht werden, kann man mit reinem Urgesteinsmehl nicht überdüngen.

Was ist wichtig beim Kauf von Urgesteinsmehl?

- Es sollte zu 100 % Diabas oder ähnliches bestehen, z.B. Basalt, Lava. Manche Hersteller tricksen und "verdünnen" das Urgesteinsmehl mit viel billigem Kalk. Ettikett genau lesen!
- Damit das Urgesteinsmehl gut wirksam ist, sollte es fein vermahlen sein, z.B. 50 Mikrometer. Manche Hersteller liefern eher Sande oder feinen Split. Das fühlt man aber etwas durch den Foliesack. Solche Urgesteinssande verschlämmen zwar nicht den Boden, aber die reale Düngewirkung ist minimal und wirkt sich eher in etlichen Jahrzehnten oder Jahrhunderten aus.

Damit das Urgesteinsmehl richtig wirken kann, braucht die Rebe eine normale Wasserversorgung, denn in Trockenzeiten hat die Rebe nicht genug "Körperflüssigkeit", um an den Wurzelspitzen organische Säuren abgeben zu können. Falls der Boden mit Antagonisten überdüngt ist, können die Wurzeln bestimmte Nährstoffe nicht aufnehmen, obwohl genug vorhanden. Düngefehler der Vergangenheit wirken viele Jahre weiter. Da helfen Urgesteinsmehle auch nicht mehr.

Was ist beim Ausbringen zu beachten?

1. Pro Rebe ca. 1 kg - reicht für viele Jahre bis Jahrzehnte. Überdüngung wie gesagt nicht möglich.
2. Fein vermahlenes Urgesteinsmehl neigt zur Schlammbildung, welcher u.a. die Aufnahme von Wasser in den Boden verhindert. Deshalb sollte das Urgesteinsmehl so in den Boden eingearbeitet werden, daß es mit dem Boden gut vermischt wird. Im Zweifelsfall erst einmal weniger geben, um eine Verschlammung des Bodens zu vermeiden und in einigen Jahren den Rest geben.
3. Durchlässiger Boden kann reichlicher gedüngt werden. Lehm und Ton bestehen schon aus sehr feinen Körnungen und sollten deutlich weniger mit Urgesteinsmehl gedüngt werden. Außerdem haben Lehm und Ton meist schon viele Nährstoffe.
4. Vorausgesetzt, man hat das Urgesteinsmehl gut untermischt und der Boden ist etwas durchlässig, transportieren Niederschlags- und Gießwasser die feinvermahlenen Partikel nach und nach hinunter zu den Wurzeln der Reben. Da das Urgesteinsmehl wasserunlöslich ist, ist eine Düngung im Gegensatz zu Mineraldüngern sehr nachhaltig, denn normaler Mineraldünger wird größtenteils ins Grundwasser ausgewaschen und belastet die Umwelt, ohne daß dieser große Anteil irgendeinen Nutzen bringt.

Achtung: Im Urgesteinsmehl sind fast alle erforderlichen Nährstoffe inklusive Spurenelemente enthalten, nur Stickstoff nicht oder sehr wenig.

Wie wirkt sich Urgesteinsmehl auf Ertrag und Qualität aus?

- maximal kräftige und gegen Schädlinge/Pilze etwas widerstandfähigere Reben
- bessere Aromen
- nur genetisch normaler Ertrag

Wie wirken sich dagegen Mineraldünger aus?
- Pflanzen werden quasi gedopt und wachsen schneller und kräftiger als in normalen Böden, höherer Ertrag (Menge)
- schlechteres Aroma
- größere Anfälligkeit gegen Pilzinfektionen, vor allem durch mehr als nur dezente Stickstoffdüngung
- Gefahr der Überdüngung mit Jahrzehnte langen Folgen


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09.03.2021 13:56
avatar  Dietmar
#4
Di

Ich hatte schon einmal geschrieben, daß früher mein Boden lt. Bodenanalyse einen großen Eisenmangel hatte und dadurch die Blätter der Reben nur hellgrün waren. Ich hatte verschiedene Eisendünger getestet, darunter auch Fe2O3-Pigmente. Nach gängiger Theorie dürften diese unwirksam sein, da Fe2O3 wasserunlöslich ist. In der Praxis ist es aber so, daß nach einigen Wochen bis heute die Blätter der Reben dunkelgrün geworden sind. Damit ist bewiesen, daß die Wurzelspitzen der Reben organische Säuren abgeben um Eisenchelat zu bildet, welches dann aufgenommen werden kann.

Bei Urgesteinsmehl sind mehr Nährstoffe enthalten und somit werden auch mehr verschiedene Chelate gebildet.


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09.03.2021 15:39
#5
mo

Danke, Dietmar für deine fundierte(n) Antwort(en)!


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04.10.2021 19:31 (zuletzt bearbeitet: 04.10.2021 19:32)
#6
o0

Auf jeden Fall Atemschutzmaske tragen, habe ich mal gelesen beim Umgang mit Urgesteinsmehl. Es ist sehr fein und kann ansonsten in die Lunge eindringen und Krankheiten hervorrufen. Gerade bei windigem Wetter.


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