Schwefeldüngung

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03.11.2023 12:25
avatar  Dietmar
#11
Di

Ich kenne keine Düngeversuche, die die Aufnahme von elementaren Schwefel über das Blatt belegen, aber das muss nichts besagen. Aber zumindest die direkte Aufnahme ist sehr unwahrscheinlich, höchstens über die "kalte" Verbrennung mit Bildung von Schwefeloxiden wie auch bei Netzschwefel. Diese kalte Verbrennung funktioniert aber nur in nennenswertem Umfang bei Nanopartikeln, da bei denen die Oberflächenspannung so groß ist, dass die kalte Verbrennung zündet.

Bei Bodenuntersuchungen bei mir kam u.a. heraus, dass der Schwefelgehalt extrem niedrig ist. Schwefel ist aber wie K, P und N ein Hauptnährstoff für Pflanzen, z.B. zur Bildung von Aminosäuren. Diese werden z.B. für die Bildung der DNA benötigt. Aber auch für Enzyme und Aromen wird S benötigt.

Früher musste man sich keine Gedanken zur Schwefeldüngung machen, da es durch Verbrennungsprozesse und Glasproduktion genug Schwefeloxide in der Luft gab, die durch Regen zu Säuren wurden und mit Mineralien im Boden bildeten diese Salze und diese konnten durch die Wurzeln aufgenommen werden.

Durch die Luftreinhaltung funktioniert das nicht mehr und so gibt es in D zunehmend Gebiete mit Schwefelmangel im Boden, so dass eine Düngung sinnvoll ist.

Wie kann man z.B. mit S düngen:
- schnellwirkend: Sulfate, z.B. Ammoniumsulfat, Eisensulfat, Magnesiumsulfat u.a., aber nur sehr kurze Wirkung (wenige Tage) und Gefahr der Überdüngung und der Verätzung der Pflanzen, da meist sehr sauer, außer Kaliumsulfat.
- langanhaltende Wirkung ist besser, z.B. mit
a) abgebundener Gips (in D schwierig zu bekommen) - düngt mit Ca und S, da abgebundener Gips schwer wasserlöslich ist, wird der Dünger nur langsam über Jahre freigesetzt.
b) Schwefelpellets: funktioniert wie Netzschwefel, aber wegen der Größe der Schwefelpartikel (Vermahlung) ist die kalte Oxydation recht langsam, so dass die Wirkungsdauer länger ist. Der Schwefel ist aber trotzdem recht fein vermahlen, wird aber zur Staubbindung und besseren Austragung mit z.B. Bentonit zu Pellets verpresst.
c) reiner Schwefel: Grobe Partikel haben eine zu geringe Oberflächenspannung und oxydieren deshalb nicht kalt. Selbst Schwefelpulver ist zumeist zu grobkörnig für die kalte Oxydation. Es kommt auf einen hohen Vermahlgrad, also kleinste Partikelgröße an, aber solche Puder können nur schwer ausgebracht werden, da Staubgefahr, Explosionsgefahr und Verklumpung --> müsste mit anderen mineralischen Dünger vermischt oder als wässrige Suspension ausgebracht werden.
- Ausbringung schwefelhaltigen Lavamehls bzw. Gesteinsmehl aus Ergussgestein. Gesteinsmehl aus Kalk enthält kein Schwefel.

Das nächste Problem entsteht bei der Stickstoffdüngung. Nur ganz wenige Pflanzen können N aus der Luft nutzen, z.B. Leguminosen. Ohne Düngung ist der für Pflanzen nutzbare Stickstoffgehalt im Boden sehr klein, da Stickstoffsalze meist sehr gut wasserlöslich sind und im Boden schnell ausgeschwemmt werden.
Was macht die Natur? Durch Blitze in Gewittern wird der ansonsten inerte N oxydiert und durch die Luftfeuchte zu z.B. Salpetersäure. Diese bildet mit Mineralien im Boden Nitrate, welche durch die Pflanzen aufgenommen werden können.

Mit der Luftreinhaltung, z.B. Katalysatoren mit Adblue, sinkt der technisch bedingte Stickoxidanteil dramatisch, so dass die Bodenfruchtbarkeit nur durch Stickstoffdüngung erhalten werden kann, denn in D gibt es zu wenige Blitze. Für die Produktion von Stickstoffdüngern braucht man jedoch sehr viel Erdgas, was sehr teuer und knapp geworden ist, so dass sich auch die Preise für Stickstoffdünger extrem verteuert haben. Rein theoretisch kann man ja auf regenerative Weise synthetisches Methan erzeugen und daraus Stickstoffdünger aber in den nächsten Jahrzehnten wird die Produktion von synthetischem Methan (Power to Gas) und grünem Wasserstoff (und daraus grüner Ammoniak) viel zu gering und teuer sein, um in D daraus Stickstoffdünger herzustellen.
Dazu kommt, dass Russland und Weißrussland jeweils über 20 % der Weltproduktion von Stickstoffdüngern herstellen und ein Import von dort ist wegen des Ukrainekrieges nicht mehr möglich.


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