Mit der Rauchgasentschwefelung und der Entschwefelung von Benzin und Diesel fallen plötzlich die Hauptnachschubwege für Schwefel aus. Der Schwefelbedarf liegt zwischen denen der Hauptnährstoffe (ungefähr 1/3 davon) und den Spurennährstoffen.

Hier ein paar Artikel dazu:

http://www.effizientduengen.de/files/schwefel.php
https://www.oekolandbau.de/erzeuger/pfla...hwefelduengung/
https://www.landwirtschaftskammer.de/lan...uengung-pdf.pdf

Nun müsst Ihr nicht gleich hektisch Schwefeldünger kaufen. Besser ist, wenn Ihr in Eurer Bodenanalyse, die ich auch schon für andere Nährstoffe empohlen hatte, seht, wie groß die Menge mineralisiertem Schwefels in Eurem Boden ist. Wer regelmäßig mit Kompost düngt, kann zudem einen großen Teil des Schwefelbedarfes damit decken, wenn auch nicht zu 100 %.

Im Prinzip gibt es 2 Typen von Schwefeldünger:
1. sehr schnell wirksame wasserlösliche Sulfate, z.B. Kaliumsulfat, Magnesiumsulfat (Bittersalz), Ammoiniumsulfat und Eisensulfat (im herkömmlichen Eisendünger). Diese schnell wirkenden Sulfate werden allerdings schnell wieder ausgewaschen, d.h. sie sind gut dafür, akute Mangelsymptome zu beseitigen, aber sind nicht geeignet für eine nachhaltige, dauerhafte Düngung. Vorsicht: Gefahr der Überdüngung!
2. langsam wirkende Schwefeldünger, deren Wirkung aber Monate bis Jahre anhält, z.B. Kompost, Calcium Anhydrit (Gips) und elementarer Schwefel. Gips ist nicht für Moorbeetpflanzen u.ä. geeignet, da Kalzium enthalten. Für diese und andere (normale) Anwendungen ist elementarer Schwefel gut geeignet. Nur sehr geringe Gefahr der Überdüngung.

Elementarer Schwefel ist recht preisgünstig zu erhalten, z.B. in https://supr.com/abwerk/category/chemika...genzien/page/2/, wo man das Kilo schon für ca. 2,40 Euro bei 25 Kilo inklusive Versandkosten bekommt. Kleinere Mengen gibt es auch, aber da sind der Kilopreis und die Versandkosten höher. Wenn man noch etwas guggelt, findet man vielleicht noch günstigere Angebote. Netzschwefel in Kleinpackungen kosten ca. 114 Euro pro kg.

Achtung: Diese Schwefelpulver sind nicht zum Spritzen geeignet, da zu grob vermahlen. Zum Spritzen braucht man Netzschwefel. Aber zur Düngung sind sie gut.

Hier sieht man wieder einmal, wie unsinnig und widersprüchlich unsere Gesetzgebung ist. Wegen der Terrorgefahr und aus angeblich Umweltschutzgründen kann man als Privatmensch nur noch Kleinpackungen bis max. 100 g Netzschwefel kaufen, aber normal vermahlenes Schwefelpulver kann man als Privatmensch auch in 25 kg-Beuteln kaufen, dabei ist das chemisch gesehen identisch, nur der Mahlgrad unterscheidet sich. Wie lange das noch möglich ist, weiß man nicht.

Schwefel ist so gut wie nicht wasserlöslich. Bei Netzschwefel ist es eine "Aufschlämmung" von sehr fein vermahlenem Schwefel mit Netzmittelzusatz.

Grob gemahlener Schwefel müsste also feiner vermahlen werden, z.B. in einem Mörser. Damit das Schwefelpuder sich nicht so schnell absetzt, wird dem Netzschwefel ein Emulgator/Netzmittel zugesetzt. Wenn ich mich richtig erinnere, dann wird dazu ligninsulfonat verwendet.

Falls Du das teure Netzschwefel aus dem Gartenmarkt ersetzen willst, dann ist es einfacher, sich ein Eimerchen aus Österreich mitzubringen, falls Du dorthin in Urlaub fährst oder ab und an mal bei ebay hinein zu schauen. Manchmal ist ein 5 kg-Eimer Netzschwefel im Angebot.

Achtung: Es gibt deutlich günstigere Angebote für 25 kg Schwefel als von mir als Beispiel gepostet !!!

Ich melde mich, wenn ich alle Angebote erhalten habe.

Zitat

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Netzschewefel kann man auf drei Arten kaufen.
In Pulverform, feines Granulat und flüssig.

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Hier liegt ein Irrtum vor. Netzschwefel ist sehr fein vermahlen (im Nanobereich). Zusammen mit einem enthaltenen Emulgator bildet sich eine relativ stabile Aufschlämmung. Bei längeren Spritzpausen sollte man aber noch einmal die Gartenspritze schütteln, da sich auch Netzschwefel langsam absetzt.

Schwefelpulver ist aus mehreren Gründen nicht für das Spritzen geeignet:
1. zu grobe Vermahlung, deshalb keine stabile Aufschlämmung, d.h. entmischt sich sehr schnell.
2. kein Emulgator enthalten, der die Aufschlämmung stabilisiert.
3. grober gemahlenes Pulver hat eine um mehrere Zehnerpotenzen geringere spezifische Oberfläche. Die Wirkung des Netzschwefels besteht darin, dass an der Oberfläche Schwefel kalt oxydiert wird. Die gebildeten Schwefeloxide sind für die fungizite Wirkung verantwortlich, nicht der Schwefel selbst. Wenn also die spezifische Oberfläche z.B. um den Faktor 100 oder 1000 kleiner ist, dann bilden sich auch um diese Faktoren (1/100 bzw. 1/1000) weniger Schwefeloxide und wenn die Konzentration der Schwefeloxide an den Blattflächen zu gering ist, überlebt das Oidium.

Du brauchst das Schwefelpulver aber nicht wegschmeißen, denn das Schwefelpulver ist ein hervorragender Langzeit-Schwefeldünger und zunehmend mehr Standorte in D weisen Schwefelmangel auf, welcher früher durch die schwefelhaltigen Abgase ausgeglichen wurde. Die Wirkung ist ähnlich dem Netzschwefel. Kalte Oxydation mit Luft- und Bodenfeuchte, Bildung von Schwefelsäure und mit Kalk im Boden Gips, der ein hervorragender S-Dünger ist. Mit Mg bildet sich Bittersalz, ein kurzfristig wirkendender S-Dünger. Aber keine Angst: Die Vorgänge sind so langsam, dass der pH-Wert kaum gesenkt wird. Während wasserlösliche Schwefeldünger (Sulfate von FE, Mg, K und Ammoinium) nur wenige Tage wirken und dann ins Grundwasser versickert sind, wirken S und Gips viele Monate und Jahre, dafür sanfter. Eine Überdüngung mit elementaren S ist deshalb kaum zu befürchten, während z.B. Eisensulfat ätzend und ab einer geringen Konzentration toxisch wirkt (Eisentoxizität).

Anmerkung: In diesem Thread geht es um die S-Düngung, nicht um den Einsatz als Fungizit.

Die Düngung mit Schwefel hat einen gewissen Nebeneffekt auf verschiedene Pathogene, d.h. die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen diverse Pflanzenkrankheiten und Schädlinge nimmt um bis zu 35 % zu. Anbei ein Artikel, der das beschreibt. Reben sind zwar nicht untersucht worden, aber diverse Pflanzen, d.h. die schwefelinduzierte Resistenz scheint allgemeingültig zu sein. Hier geht es nicht um Esotherik. Mit diesem Problem befassen sich auch staatlich geförderte Forschungsthemen.
Was interessant ist, ist die Erwähnung der Wirksamkeit gegen echten Mehltau und die Braun- und Knollenfäule (Braun- und Krautfäule). Die Braun- und Krautfäule ist sehr eng verwandt mit dem falschen Mehltau (Pero).

Der beste und preiswerteste Schwefeldünger ist Gips (mittel- bis langfristige Wirkung, preiswertester S-Dünger). Diesen gibt es auch granuliert - lässt sich besser streuen und wird beim Ausbringen nicht vom Wind verweht. Beispiel: GranuGips
Sulfate auf Basis K, Fe, Mn und Ammonium wirken zwar sehr schnell, aber nur wenige Tage.

Man kann auch mit elementaren S düngen. Den gibt es auch als Granulat und in Form von Linsen - lässt sich so besser mit Maschinen ausbringen und stäubt nicht so wie Pulver. Bei elementaren S, der sehr langsam und sehr lange wirkt, treten zusätzlich folgende Nebeneffekte auf:
- Vergraulung von Wildschweinen
- Wirkung gegen Milben

Die Untersuchungen stehen aber erst am Anfang.

Die fungizite Wirkung der Schwefeldüngung (über die Wurzeln) kann allein sicher die Reben nicht vor Oidium und Pero schützen, aber die Abwehrkraft stärken.