Historische Rebsorten

03.02.2018 18:00
#1
Vo

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03.02.2018 19:15 (zuletzt bearbeitet: 03.02.2018 19:27)
avatar  Dietmar
#2
Di

Gutedel = Chasselas ist auch schon einige Tausend Jahre alt, ist aber in einigen Anbaugebieten (auch in D) noch im Anbau, wenngleich auch rückläufig. So supergut schmecken die Weine aus Gutedel eben nicht - ist mehr eine solide Sorte für Landwein. Gutedel ist eine Keltersorte, kann aber auch als Tafeltraube genossen werden.

Bei den historischen Rebsorten ist es wie bei anderen Obst- und Gemüsearten. Sie entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen (meist Ertrag und Lagerfähigkeit, aber auch krankheitsresistenz), sind aber eine wichtige Genreserve für die Zucht neuer Sorten.

Bei den alten Kartoffel-, Apfel- und Tomatensorten ist wenigstens der Geschmack deutlich besser als bei den aktuellen Marktsorten. Mittlerweile begann bei Tomaten die Zucht (per Gentechnik), um wenigstens wieder den Geschmack in die marktgängigen Sorten hinein zu züchten, der fast völlig verloren ging, aber es wird bestimmt noch Jahre dauern, bis sich Erfolge einstellen. Bei Kartoffeln wird es noch lange dauern. Die jetzigen Sorten schmecken alle Bäh, sind also geschmacklos. Wer Kartoffeln essen will, die noch nach Kartoffeln schmecken, muss selber alte Sorten anbauen, z.B. Bamberger Hörnchen. Die alten DDR-Sorten, die wir damals nicht wertgeschätzt hatten, aber noch nach Kartoffeln schmeckten, sind angeblich für die Landwirtschaft in D nicht mehr als Sorte zugelassen.

Bei Wein- und Tafeltrauben wird sich die Zucht im "Westen" wohl in erster Linie auf die Resistenz gegen die KEF konzentrieren, weil das zumindest bei den blauen Sorten existenziell ist. Der Geschmack dürfte da in den Hintergrund treten. In zweiter Linie geht es wohl um die Kombination der Gene von diversen amerikanischen Wildreben (nicht nur der Fox-Reben) mit den Amurensis-Reben, um die Pilzfestigkeit weiter zu verbessern. Leider konnten sich solche Sorten der aktuellen Generation der Keltertrauben bisher in D nicht durchsetzen (keine Zulassung in dt. Weinbaugebieten). Das ist eine Frage des Images für die Käufer, aber offensichtlich auch des Geschmackes und der ist auch vom Können der Kellereien abhängig. Es hat ja auch viele Jahre gedauert, bis die dt. Kellereien so viele Erfahrungen gesammelt haben, um aus dem Dornfelder-Kirschsaft einen halbwegs trinkbaren Wein herstellen zu können. Mir schmeckt er bis heute nicht. Auch andere PIWI-Weinsorten, wie z.B. Regent, sind nicht so der Renner geworden, obwohl in meinen Augen Regent um eine Klasse besser als Dornfelder ist. Diese mehr negativen Erfahrungen der Winzer mit den PIWI-Sorten hat das Interesse an neuen Sorten stark gedämpft, so dass alte, bewährte Sorten wieder mehr in den Fokus getreten sind, auch wenn deren Ertrag deutlich niedriger ist als bei den heutigen Marktsorten.
Ein bisher zu sehr vernachlässigter Punkt ist das Marketing für die Markteinführung neuer Sorten. Das beginnt schon bei der oft ungeschickten Wahl des Sortennamens und eines verfehlten Design der Etiketten. Der Verbraucher schätzt historisch klingende Sortennamen, die nach Adel und Mönchen klingen. Auch bei Etiketten schätzen Verbraucher ein mehr historisches Design und moderne hippe Etiketten machen Wein zu Ladenhütern.

Bei den Weintrauben gilt auch das Gesetz aus der Industrie zu den Relationen der Kosten: 1 : 10 : 100. Wenn die Entwicklung den Wert 1 kostet (Zucht), dann kostet die Überführung in die Produktion 10 und die Markteinführung 100 mal so viel. Weil das so ist, bleiben Neuzüchtungen (mit staatlicher Finanzierung) vor der Überführung in die Produktion "hängen". Zum einen sind die Winzer nicht finanzstark genug, um nach Dornfelder und Regent weitere Pleiten zu verkraften, von der Markteinführung ganz zu schweigen, denn der Aufbau eines guten Image einer Sorte kostet viele Millionen und Jahre. Was nutzt die beste Sorte Wein, wenn der Verbraucher diese nicht wertschätzt und damit nicht kauft.
Das könnte sich erst ändern, wenn der Gesetzgeber (D, EU) die Rahmenbedingungen ändert, also z.B. den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unattraktiv macht, z.B. durch eine drastische Verschärfung der Grenzwerte für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Wein und durch eine sehr hohe Steuer auf alle Pflanzenschutzmittel. Ohne solche Restriktionen vom Staat hätten sich z.B. Sicherheitsgurte und Katalysatoren bei Autos nicht durchgesetzt. Der Markt allein hätte es nicht gerichtet.

Zu den Tafeltrauben:
Bei unseren Klimabedingungen, zumindest bei meinen, sind mittel- und westeuropäische Sorten wie auch historische Sorten ohnehin nicht frostfest genug und sind meist zu spät und erfordern einen zu hohen SAT-Wert. Die amerikanischen Rebsorten haben zumeist nur kleine Trauben und Beeren und haben oft einen Foxton, erfordern einen zu hohen SAT-Wert und sind zum großen Teil auch nicht frostfest genug - entgegen des weit verbreiteten Glaubens. Also bleiben für mich nur die osteuropäischen Sorten im Sinne von Russland und Ukraine (manchmal auch Moldawien) übrig und ob die über die Gentechnik verfügen, um die Sorten KEF-resistent zu züchten, bezweifle ich.


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03.02.2018 22:37
avatar  Silesier ( gelöscht )
#3
Si
Silesier ( gelöscht )

Ich bin Hobbywinzer.Suche im Umkreis nach Alte Rebsorten welche nicht gespritzt wurden. Gefunden hab ich alte weise Sorte keiner kann mir sagen was für Sorte ist das. Trauben sind groß bis 400gr.und manchmal mit zwei Schenkel.Hat viel Säure über 11%
Der Wein ist köstlich. Muss ich zuckern. Zuviel Ertrag. Ein Kordon im Hof mot 60 bis 80kg.

Mir gefällt Whatsapp. Geht schneller,einfacher.
015225804502

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28.03.2018 20:16 (zuletzt bearbeitet: 28.03.2018 20:16)
#4
Vo

Welche Rebesorte ist das ? Frage an Auskenner

https://www.landtreff.de/post1460782.html#p1460782


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28.03.2018 21:31 (zuletzt bearbeitet: 28.03.2018 21:36)
avatar  Dietmar
#5
Di

Zitat
Welche Rebesorte ist das ? Frage an Auskenner



Es gibt fast 7000 bis 8000 Sorten. Da ist es ohne weitere Informationen schwer, eine Sorte zu bestimmen.

Auf alle Fälle sehen die Blätter krank aus - Blattnegrosen. Vielleicht Schwarzfäule, Roter Brenner, Kaliummangel oder was weiß ich.


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29.03.2018 14:03
#6
Oh

In Russland gibt es mehrere Tausend Sorten.
Auch hunderte Trauben ohne Sorten ( Volkssorten ), die von unbekannten gezogen wurden.
Außerdem gesamten Sowjetunion war für Westen russisch. Ukraine, Krym, Georgien, Moldavien usw.
Das waren Wein und Tafeltrauben Gebiete.
Eine Nadel im Heuhaufen zu finden ist leichter als die Traubensorte.


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29.03.2018 14:46 (zuletzt bearbeitet: 29.03.2018 14:47)
avatar  Dietmar
#7
Di

Vielleicht kannst Du Dir in einer Bibo folgendes Buch ausleihen:

https://www.amazon.de/Farbatlas-Rebsorte...e/dp/3800157195


Hat der Weinberg viele Reben dieser Sorte?

Wenn ja, dann gibt es in jedem Weinanbaugebiet zugelassene Sorten, d.h. ein Winzer darf nur die Sorten anbauen, die in seinem Weinbaugebiet zugelassen sind. Für Hobbygärtner im Kleingarten gilt diese Liste nicht, aber für ganze Weinberge gelten diese Vorschriften.

Für das Anbaugebiet Saale-Unstrut findet man hier Infos:

http://www.weinbauverband-saale-unstrut....weine/rebsorten

Sicher gibt es bei Euch auch eine Winzergenossenschaft, in der es auch ältere Winzer gibt, die diese Sorte eventuell kennen.

Wenn es ein älterer Weinstock ist, dann kann er keine PiWi-Rebe sein, denn die gab es meines Wissens nach in der DDR nicht. Zu DDR-Zeiten war auch bei europäischen Kultursorten kaum ein Spritzen erforderlich, da der hohe Gehalt an Schwefeloxiden in der Luft die Pilzkrankheiten unterdrückte. Mit der heutigen Luftreinhaltung ist dieser Schutz dahin. Also müssten bei diesen Reben ohne Spritzen Pilzkrankheiten auftreten.
Ich hatte schon geschrieben, dass die Blätter zahlreiche Negrosen haben, was auf diverse Pilzkrankheiten oder Nährstoffdefizite (z.B. Kalium) hinweist.

Wenn es nur eine oder wenige Reben dieser Sorte sind, dann können diese mal in die DDR geschmuggelt worden sein, z.B. per West-Paket oder aus dem Urlaub in Südosteuropa mitgebracht. Dann kann es eine Sorte sein, die nicht in Deinem Weinbaugebiet bzw. in der DDR üblich war.


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10.05.2019 09:16
#8
Vo

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