Welche Sorte(n) habt ihr neu gepflanzt?

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21.11.2023 00:11
avatar  Dietmar
#21
Di

Welche ukrainische Rebschule kann noch nach D versenden?


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09.03.2024 15:14
avatar  Thomse
#22
Th

Da eine schöne ältere Rebe seit einigen Jahren stark von Mehltau befallen wird, bin ich seit dem letzten Jahr auf der Suche
nach einer sehr resistenten weißen Sorte. Eine Muscat Bleu ein paar Meter entfernt ist immer gesund.
(Münsterland nähe Enschede, NL)
2023 gepflanzt :
Himrod und Bianca (aus einem niederländischen Pflanzencenter) schon 3 m gewachsen.
2024 :
Lakemont und Vanessa(aus einem niederländischen Pflanzencenter)
Garant und FVR 7-9 (bestellt bei Rebschule H.Schmidt)

Da wir bisher nur eine einzige weiße Traube hatten (Geschmack ähnlich einer nicht zu reifen Thompson Seedless)
bin ich gespannt wie die schmecken und wie resistent sie sind (ohne Spritzen!)

Kann man den alten Rebstock veredeln (ca 9cm Durchmesser)?, und wenn ja wo bekommt man Edelreiser.


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10.03.2024 01:35
avatar  Dietmar
#23
Di

Ich kenne ja nicht Deinen genauen Standort, aber für das Münsterland erscheinen mir Bianca und FVR 7-9 etwas spät reifend.

Da bis zur ersten Ernte meist 3 - 4 Jahre vergehen, sollte man sich bei der Sortenwahl vor dem Kauf einige Gedanken machen.

In Versandgärtnereien, Baumschulen und Gartencentern wirst Du wahrscheinlich wenig Erfolg haben. Da gibt es zumeist nur uralte Sorten und die Verkäufer haben keine Ahnung.

Ob man auf den alten Rebstock veredeln kann, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wenn dieser alte Rebstock Ruten mit dem gleichen Durchmesser wie die Edelreise hat, sollte das möglich sein. Man kann auf einem Rebstock mehrere Edelreise aufpropfen, auch verschiedener Sorten. Falls es nicht klappt, bleibt der Rebstock erhalten. Prinzipiell gibt es auch Methoden, um Edelreise auf ältere Rebstöcke am Stamm zu veredeln. Wenn Du ein Anfänger bist, geht das Veredeln allerdings zu 99 % schief. Guggel mal nach Standortveredelung und Reben.

Edelreise kann man hier im Forum erfragen. Diese fallen beim Rebschnitt an. Allerdings dürften die meisten Forumsfreunde ihren Rebschnitt schon hinter sich haben. Manche scheiden schon im Dezember und die meisten im Januar oder Februar oder Anfang März. Jetzt ist es wahrscheinlich zu spät für Dich.

Wo kannst Du gescheite veredelte Reben kaufen?

1. In ebay unter Weinreben gibt es einige gute Angebote, aber ich empfehle nur die Verkäufer Artlina (im Moment noch nichts im Angebot) und Antonio. Achte auf eine Reifezeit bis max. 115 Tage.

2. Rebschule Schmidt, den Filter Reifezeit auf "sehr früh stellen". Empfehlenswert ist die helle Kischmisch Zimus - kernlose Tafeltraube, da auch etwas besser pilzfest ist, aber nicht so gut wie Muskat Bleu.

Leider erhälst Du bei den 3 vorgenannten Quellen keine oder nur Marketingprosaangaben zur Pilzfestigkeit. Es gibt in Osteuropa einige "Datenbanken" zu Sorteneigenschaften und ukrainische und russische Foren. Für letztere sollte man russische Buchstaben lesen können. Die Übersetzung des Textes ist mit Deepl oder dem Google Translator dann ganz einfach.

Nur ukrainische, moldauische und russische Züchter haben einige gescheite Sorten gezüchtet, welche sich auch für das Klima in Norddeutschland eignen und welche nicht nur mickrige Trauben und Beeren haben. Achtung: Reifezeiten beziehen sich auf die südrussische Stadt Nowotscherkask, d.h. diese Reifezeit stimmt nicht bei Deinem Standort. Ich wohne in Dresden und da werden die Trauben 4 bis 6 Wochen später als in Nowotscherkask reif. Falls die Reifezeit in Tagen angegeben ist, empfehle ich Dir max, 115 Tage, besser etwas früher.

Viele Forumsfreunde kaufen in ausgewählten polnischen Rebschulen oder direkt in der Ukraine. Letzteres ist seit dem Krieg sehr schwierig geworden, da die typischen Weinbaugebiete und damit auch die Züchter auf besetztem Gebiet liegen und deshalb für uns unerreichbar sind.

Für alle Anbieter gilt: Glaube nie der Marketingprosa! Die Anbieter wollen verkaufen und versprechen den Himmel auf Erden. Um Reinfälle zu minimieren, sollte man immer verschiedene Datenbanken und Beiträge zu dieser Sorte in den genannten Foren lesen, bevor man sich für eine bestimmte Sorte entscheidet. Auch hier im Forum gibt es einige Sortenbeschreibungen/Erfahrungen - alphabetisch halbwegs geordnet.

Im Anhand Infos zur Standortveredelung

Dateianhänge
  • Erfahrungen_mit_der_Standort-Grunveredlung.pdf
  • standortveredlung-07.pdf

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10.03.2024 10:54
avatar  Thomse
#24
Th

Hallo Dietmar, danke für die ausführliche Antwort.

Mit der Veredelung werde ich dann mal warten. Vielleicht kann ich dann hier im Winter ein paar
Edelreiser bekommen (natürlich mit Kompensation, Bares, Flasche selbstgemachten Wein ....)
Dann hab ich noch genug Zeit mich einzulesen.

Ja es ist extrem schwer verlässliche Aussagen zur Resistenz von Tafeltrauben zu bekommen.
Bei Weinreben tut sich da ja mehr in den letzten Jahren.

Daher hatte ich auch nur Garant ausgewählt. Solaris x Muscat Bleu als Eltern schien mir
vielversprechend. FVR 7-9 war da eher ein Spontankauf, hoffe das Sie vielleicht doch reif wird.

Himrod, Bianca, Lakemont und Vanessa könnte man auch Verzweiflungskäufe nennen. Lieber ein paar
ausprobieren als noch länger suchen. :-(

Vielleicht hab ich ja Glück und eine zeigt sich gut resistent hier.

Gibt es überhaupt schon Tafeltrauben die so resistent wie Muscat Bleu sind? Die ist hier seit 20 Jahren
robust (ohne spritzen). Auch noch als die benachbarte weiße Tafeltraube seit einigen Jahren stark befallen ist!

Grüße Thomas


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12.03.2024 08:18
#25
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Befallsfreie Sorten gibt es noch nicht, weder bei Oidium, Pero noch Schwarzholzkrankheit und anderes.
Es gibt aber so gute PIWI-Sorten, die mit ein bis zwei Spritzungen in der hochanfälligen Phase halbwegs saubere Ernten bringen und diese wenigen Spritzungen machen es den Pilzen nicht einfach, die eingezüchteten Resistenzen zu umgehen.
Wer PIWIs nicht behandelt, verspielt leichtfertig die Resistenzgene. Die gibt es aber nicht wie Sand am Meer. Und wenn die angepassten Pilzrassen erst mal da sind, bilden die sich so schnell erst mal nicht zurück.


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13.03.2024 10:19
avatar  Thomse
#26
Th

Zitat von thuja thujon im Beitrag #25
Befallsfreie Sorten gibt es noch nicht, weder bei Oidium, Pero noch Schwarzholzkrankheit und anderes.
Es gibt aber so gute PIWI-Sorten, die mit ein bis zwei Spritzungen in der hochanfälligen Phase halbwegs saubere Ernten bringen und diese wenigen Spritzungen machen es den Pilzen nicht einfach, die eingezüchteten Resistenzen zu umgehen.

Schade, hoffentlich werden Tafeltrauben auch irgendwann mehr in Richtung Resistenz gezüchtet, wie es bei Weinreben schon der Fall ist,
Aber auch bis diese neuen Weinreben sich durchsetzen dauert es wahrscheinlich noch lange. (Vidoc, FR 628–2005r etc mit mehrfach Resistenz)

Zitat von thuja thujon im Beitrag #25

Wer PIWIs nicht behandelt, verspielt leichtfertig die Resistenzgene. Die gibt es aber nicht wie Sand am Meer. Und wenn die angepassten Pilzrassen erst mal da sind, bilden die sich so schnell erst mal nicht zurück.

Ja im Erwerbsanbau ist das sicherlich zu 100% richtig. Da hat es bei der Apfelzüchtung (Topaz) auch schon böse Überraschungen gegeben. Aber da ist die Resistenz gegen Spritzmittel genau so problematisch und muss gemanagt werden. (Bestimmte Wirkstoffklassen, nicht Kupfer, Schwefel etc.)
Im Hobbybereich, bei ein paar Reben ist es denk ich noch kein Problem. Es schadet aber auch nicht vorzubeugen.


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13.03.2024 11:16
avatar  Dietmar
#27
Di

Zitat
Schade, hoffentlich werden Tafeltrauben auch irgendwann mehr in Richtung Resistenz gezüchtet, wie es bei Weinreben schon der Fall ist,



Bei fast allen osteuropäischen Sorten und einigen Sorten aus den USA ist das schon lange so, z.T. schon vor dem 2. Weltkrieg. Auch bei ungarischen, tschechischen und dt. Sorten ist das schon lange so, nur haben diese andere Nachteile.

Zur Verbesserung der Pilzfestigkeit wurden amerikanische Wildreben eingekreuzt, vor allem die Foxrebe. Allerdings gibt es folgenden verhängnisvollen Zusammenhang:
Je höher der Anteil der Foxgene, desto besser die Pilzfestigkeit, aber desto schlechter der Geschmack in Form eines Foxtones. Ein Teil der Menschen reagiert sehr heftig auf den Foxton: dumpfer, schleimiger, modriger und scharfer Geschmack und Geruch nach nassem Fuchsfell - deshalb Foxton. Ein Teil der Menschen, vor allem Frauen und Kinder reagieren nicht so allergisch, sondern schmecken Aromen nach Erdbeere, Ananas, Gummibärchen, schwarze Johannesbeeren u.a..
Bei der Zucht gilt es also, eine sinnvolle Balance zwischen Pilzfestigkeit und Geschmack zu finden.
In letzter Zeit werden auch andere Wildreben und die Amurensisrebe eingekreuzt, allerdings auch mit Geschmacksfolgen.
Die älteren amerikanischen Tafeltrauben haben meist folgende Eigenschaften und haben deshalb für uns bis auf Ausnahmen keine Bedeutung:
- starker Foxton
- kleine Trauben und Beeren
- relativ späte Reife
- keine allzu hohe Frostfestigkeit
- geleeartiges Fruchtfleisch
Seit einigen Jahren werden in den USA Tafeltrauben mit Hilfe der Gentechnik gezüchtet, um nur die Resisistenzgene (auch mehrere) zu implementieren, aber nicht die Geschmacksfolgen zu haben. Es gibt da inzwischen einige kernlose Sorten, die es aber nicht im Handel gibt und für die die Anbauer, z.B. auch in Spanien, hohe Lizenzkosten bezahlen müssen und denen hohe Strafen angedroht werden, wenn diese Edelreise abgeben. Mir schmecken diese Sorten nicht - Geschmack z.B. nach Zuckerwatte, nur süß und nicht fruchtig.

Rein europäische Wein- oder Tafeltrauben müssen 1 x pro Woche mit verschiedenen "harten" Mitteln gegen Pilzkrankheiten, Traubenwickler, Kirschessigfliege, Zirkaden und anderes gespritzt werden.

Pilzfeste (interspezifische) Sorten mit mittlerer Pilzfestigkeit sollten einmal in 14 Tagen gespritzt werden. Pilzfeste Sorten mit hoher Pilzfestigkeit sollten unter Beachtung der Anbaubedingungen und des Wetters 3 mal pro Saison gespritzt werden. Allerdings reichen bei pilzfesten Sorten die milden Soritzmittel aus dem Gartenmarkt und benötigen keine harte Chemie.

Bei Mitteln aus dem Gartenmarkt wurden bisher keine Resitenzen beobachtet, aber die organischen harten Profi-Spritzmittel benötigen ein Resistenzmanagement, was bedeutet, dass pro Wirkstoffgruppe jährlich nur 1 oder 2 mal gespritzt werden darf.


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13.03.2024 11:19
avatar  Dietmar
#28
Di

Zitat von Thomse im Beitrag #26
Im Hobbybereich, bei ein paar Reben ist es denk ich noch kein Problem.


Das denken Anfänger immer wieder mal und fallen dann auch regelmäßig rein. Bei wenigen Sorten mit reichlich Foxgenen kann das bei nicht zu nassem Wetter auch mal funktionieren, aber die schmecken eben bäh.


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13.03.2024 16:16
#29
avatar

Es gibt keine harten Profispritzmittel und weiche Gartenmarktmittel.

Revus ist wie Ortiva für alle kaufbar, auch Schwefel oder Natriumhydrogencarbonat. Polyram bekommt demnächst gar keiner mehr. Manche Wirkstoffe sind resistenzgefährdet, andere nicht. Das muss man sich im einzelnen angucken.
Wer die sinnvollen Mittel für 2024 noch nicht kennt, kann im Unterforum Krankheiten, Schädlinge, Diagnostik reinschauen. Da gibts regelmäßig ein Update.


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13.03.2024 21:38
avatar  Dietmar
#30
Di

Zitat
Es gibt keine harten Profispritzmittel und weiche Gartenmarktmittel.



Meine Unterscheidung:

Im Gartenmarkt bzw. im dt. Internet (und Natron in der Kaufhalle) gibt es nur relativ "weiche" bzw. milde Spritzmittel für jedermann zu kaufen. Meist sind das Kontaktmittel. Für einige Erreger, z.B. die Kirschessigfliege, gibt es keine Gartenmarktmittel bzw. das biologische Mittel gegen den Traubenwickler sind unsicher in der Wirkung.

"Profimittel" können in D nur diejenigen kaufen, die mittels eines Lehrganges einen Sachkundenachweis für Pflanzenschutzmittel erworben haben. Diese meist organische Fungizide sind deutlich wirksamer und etwa doppelt so lange wirksam als die Mittel aus dem Gartenmarkt und Co. und können durch Regen nach einer kurzen Zeit nicht mehr abgewaschen werden, während die "weichen" Kontaktmittel durch Regen mehr oder weniger leicht abgewaschen werden und damit unwirksam werden. Einige Profimittel wirken begrenzt auch kurativ, Gartenmarktmittel nicht. Die Profimittel sind im Vergleich zu den Gartenmarktmitteln jedoch meist resistenzgefährdet, d.h. sie dürfen inklusive aller anderen Fungizide der gleichen Wirkstoffgruppe nur ein oder zweimal pro Jahr gespritzt werden. Mit einem geeigneten Resistenzmanagement muss verhindert werden, dass Erreger resistent gegen das Fungizid werden. Der Winzer trägt dabei auch Verantwortung für alle Winzer der Region, denn die resistent gewordenen Erreger verbreiten sich zu anderen Winzern und machen bei denen auch ihre Fungizide unwirksam. Für ein Resistenzmanagement braucht man also pro Saison für alle Erreger mehrere Fungizide unterschiedlicher Wirkstoffklassen, quasi ein ganzes Chemielager.

Ich möchte behaupten, dass die Profispritzmittel meist für den Menschen giftiger sind als die Gartenmarktmittel.

Der Einsatz von Profispritzmitteln erfordert also ein hohes Verantwortungsbewusstsein für den Umgang mit giftigen Chemikalien, für die sachgemäße Lagerung, die eigene Gesundheit und für die Umwelt und die Zuverlässigkeit des Resistenzmanagement. Deshalb werden diese Mittel nicht frei verkauft.

Wie mache ich das?
Ich darf "Profimittel" kaufen, setze aber diese nur in bestimmten Situationen ein, z.B. großer Befallsdruck, häufiger Regen und längere Abwesenheit, wo ich nicht spritzern kann. Ansonsten verwende ich die milderen Gartenmarktmittel.


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