Molke

14.03.2023 11:31 (zuletzt bearbeitet: 14.03.2023 11:34)
avatar  Anselmo
#1
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Hi an alle,

Ich hab ne Frage zu dem Artikel:
https://lvwo.landwirtschaft-bw.de/pb/,Ld...LISTPAGE=669250

Dort wird die Spritzung von Molke in Kombination mit einem Rapsölpräparat empfohlen. Nun sind 130€ für ne 10l Flasche von dem Rapsöl für Privatanwender ja recht teuer, meint ihr eine normale Flasche aus dem Supermarkt tut's auch oder hätte die nicht den gewünschten Effekt? Ich nehme an, irgendein Emulgator dazu wäre nicht schlecht oder?


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14.03.2023 13:09 (zuletzt bearbeitet: 14.03.2023 13:18)
avatar  Dietmar
#2
Di

Zunächst:

Ein Wunderrapsöl rechtfertigt auch einen Wunderpreis. Das identische, aber nicht durch einen heiligen Geist gesegnete Rapsöl aus der Kaufhalle ist auch teurer geworden, kostet aber nur ca. 20 ... 25 EURO pro 10 l. Es muss auch kein Bioöl sein. Als Privatanwender kommt man allerdings schon mit einer Literflasche sehr weit.

Als Emulgator kann man auch ein Wundermittel mit einem fürstlichen Preis nehmen, z.B. Neemöl, aber traditionelles Spülmittel tut es genau so gut. Damit die Emulgation gut funktioniert, sollte ein bestimmtes Verhältnis von Öl und Spülmittel eingehalten werden, z.B. 1 Teil Spülmittel auf 5 Teile Öl. Dazu solltest Du mal im Internet guggeln. Es kommt auch auf das verwendete Spülmittel an. Vom konzentriertem Spülmittel braucht man weniger als von einem sehr wässrigen Spülmittel. Das but durchgeschüttelte Konzentrat (Öl plus Spülmittel) dann mit Wasser bzw. Molke verdünnen und das Ganze wieder gut durchschütteln (wichtig). Die fertige Spritzbrühe zeitnah verspritzen, weil die Emulsion sich nach einiger Zeit auftrennt. Dann wieder schütteln.

Man kann alternativ zum Spülmittel auch teure Emulgatoren im Internet kaufen, insbesondere wenn Getränke oder Speisen oder Salben u.ä. hergestellt werden sollen, denn Spülmittel sind sehr bitter und die Emulsion hält nicht etliche Monate. Man kann aber auch Goldfarbe kaufen und damit die Reben anstreichen.

M.E. nach dient Rapsöl nicht der Bekämpfung von Oidium wie die Molke, sondern soll die Atemspalte von Läusen, Milben und Co. verstopfen. Solche Schadinsekten und Kleinspinnen stürzen sich im Frühjahr manchmal auf die frischen Knospen.

Soweit mir bekannt ist, gibt es keine einheitliche Meinung zur Wirkungsweise von Molke. Manche geben dem enthaltenen Lecitin die "Schuld", aber reines Lecitin wirkt nicht bzw. nicht so gut wie Molke. Was spricht gegen das Lecitin? Die Schutzdauer liegt bei ca. 1 Woche, weil die UV-Strahlung und die Austrocknung des Spritzfilmes das Spritzmittel unwirksam macht. Das spricht eher für lebende Organismen wie Milchsäurebakterien.

Nun kommt das eigentliche Problem: Wenn es nicht das Lecitin ist, vermutet man also Milchsäurebakterien. Aber Milch und Molke in der Kaufhalle sind ebenso wie Quark und Sauerkraut wegen der längeren Haltbarkeit sterilisiert bzw. pasteurisiert. Woher also nehmen? Wer eine Bezugsquelle beim Bauern hat, der ist gut dran. Allerdings hat die frische Milch beim Bauern einen Fettgehalt von > 3,8 %. Frische Milch funktioniert wie frische Molke, ist aber etwas anspruchsvoller beim Spitzen, da die Fetttröpfchen die Spritzdüsen verstopfen können.
Bei frischer Milch verdünne ich sie mit Wasser auf ca. 10 % (1:10) und gebe einige Spritzer Spülmittel als Emulgator zu. Flachdüsen verstopfen nicht so leicht wie Kegeldüsen.


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14.03.2023 13:24 (zuletzt bearbeitet: 14.03.2023 13:30)
#3
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Nur Molke und normales Rapsöl funktioniert sicher nicht. Spülmittel dazu hilft evtl.

Mir wäre das aber zu viel Dreck mit Molke... verstopft dir ja vermutlich nur die Düsen und kannst nachher schön alles reinigen. Und günstig ist das ja auch nicht... Da bleibe ich lieber bei Netzschwefel.

P.S. meines Wissens nach wirkt Molke übrigens durch das Lecithin und PH-Wertverschiebung.


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14.03.2023 16:10
#4
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Das Öl umschließt nicht nur Insekten, sondern auch Pilze und beeinträchtigt sie so.

So geht es den Pflanzen allerdings oft auch, die Blattschäden können teils enorm sein.
Manche Winzer haben sich mit einer Ölbehandlung auch schon den Ertrag weggespritzt.

Wer Versuche mit Spülmittel und Co machen möchte, kann das ja gerne bei sich tun. Ich würde aber nie sowas weiterempfehlen, weil das eine ganze Anlage ruinieren kann.

Und das mit der Molke, naja, wie viele setzen sie denn nun wirklich erfolgreich ein? Alle paar Jahre wird das alte Thema ausgegraben und theoretisch diskutiert, aber niemand zeigt überzeugende Bekämpfungserfolge.


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16.03.2023 18:27 (zuletzt bearbeitet: 16.03.2023 18:29)
avatar  Anselmo
#5
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Danke für die Kommentare! Ich denke, ich lasse das Rapsöl erstmal ganz weg, reine Molke hat ja laut der Tabelle auch nicht viel schlechtere Werte. Bevor ich mehr Schaden anrichte als Positives.
Ich vermute mal, ein naheliegender Wirkmechanismus ist ja das saure Milieu oder? Es wurde bei dem Versuch Sauermolkepulver verwendet, nehme ich mal an, jedenfalls wird Sprühmolkenpulver aus Sauermolke als Pflanzenbehandlungsmittel verkauft... https://schiefer-agrar.de/Molnasa-Sprueh...natursauer-25kg (Link nicht als Werbung gedacht, es gibt auch noch andere Anbieter!)


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16.03.2023 21:15
avatar  Anselmo
#6
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Hier nochmal eine andere Untersuchung, die Molke (aus Molkepulver) wurde dieses Mal mit etwas Schwefel gemischt.
https://www.yumpu.com/de/document/view/3...-im-oko-weinbau
Also entweder sind die Ergebnisse falsch oder ich habe Schwefel/Backpulver bisher zu effektiv eingeschätzt.
Werde es auf jeden Fall heuer Mal versuchen und berichte dann über die (Miss-)erfolge.


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17.03.2023 13:14
#7
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In Jahren mit geringem oder fast keinem Befall wirkt es ganz gut.
In heftigen Jahren kommt es eben an seine Grenzen.

Die Folien vom DLR zum Ökoanbau sind stark veraltet. Vieles davon, was dort noch unter Stärkungsmittel läuft, ist mittlerweile ein PSM. PSM wird es dann, wenn es eine relativ direkte Wirkung hat.
So wohl auch demnächst Natriumhydrogencarbonat, das als Grundstoff wegfällt und zum PSM wird. Damit wird `Backpulver´ illegal.
Kaliumhydrogencarbonat ist schon PSM. Es gilt als Low Risk Produkt, da recht ungefährlich für den Menschen. Leider ist es sehr Nützlingsschädigend und in trockenen Zeiten mit Wasserstress und viel Sonne haben sich damit manche Winzer auch schon ihren Ertrag weggespritzt.

Also auch wenn ein `Hausmittel´ als ungefährlich gilt, kann man damit trotzdem viel kaputt machen.

Molke, viel Erfolg, ich bin auf deine Berichte gespannt.


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30.07.2023 11:21
#8
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Moin,
wurde dieses Jahr die Molke eingesetzt?
Wann und wie oft und wie war die Wirkung?

Hier gab es heftigen Oidiumdruck, ein recht problematisches Jahr und in vielen Gärten sind die Trauben komplett vom Pilzmycel überzogen.


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30.07.2023 15:21 (zuletzt bearbeitet: 30.07.2023 15:35)
avatar  Anselmo
#9
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Ja, ich habe heuer sechsmal mit Sauermolke behandelt, 2%. Insbesondere in der sensiblen Phase um die Blüte herum.
Andere Behandlungen hab ich heuer nicht gemacht, gegen Pero fange ich jetzt auch nicht mehr an.
Die Klubnis an der Hauswand wurden zur Hälfte behandelt und zur Hälfte nicht. Es ist aber weder auf der behandelten noch auf der nicht behandelten Seite Pilz zu sehen. Im Freiland bis jetzt auch kein Pilz. Ich denke, für ein Fazit ist es noch zu früh, kann auch an den recht robusten Sorten oder Vorjahresbehandlungen liegen, dass heuer nichts hochgekommen ist.
Ein Nachteil von Molke ist, dass es u.U. für Milchallergiker problematisch sein könnte, ich kann mir vorstellen, dass es sich vielleicht auch deshalb im Profibereich nicht durchsetzt.
Ich werde weiterhin mit Molke gegen Oidium behandeln, wenn der Regen mal nachlässt, und halte euch auf dem Laufenden, wenn es Infektionen gibt.

Edit:
Der Preis war bei mir 47,90 € für 25 Kilo (hergestellt in Tschechien glaub ich), falls es jemanden interessiert, also ist auch bezahlbar, wenn auch teurer als Natron.
https://schusterscheune.de/Sauermolkenpu...kg-Lebensmittel
(Soll keine Werbung sein, gibt bestimmt auch noch andere Anbieter)


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31.07.2023 10:50
#10
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Wenn auf allen Reben kein Mehltau zu sehen ist, ist das Ziel erreicht. Ob nun mit Molke oder nicht, fast egal.

Festhalten kann man dann aber sicherlich, das halbwegs pilzfeste Sorten in Gunstlagen mit wenig Befallsdruck sauber bleiben können.


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