[2022] Dezember

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09.12.2022 17:40
#1
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Dezember ist für die meisten ein toter Monat.
In Spanien könnte man vielleicht noch etwas ernten, aber in Deutschland ist es bei weitem zu kalt.
Hat schon jemand seine Reben geschnitten?
Einige berichteten dieses Jahr, dass sie Probleme mit dem Ausreifen der Triebe haben. Von meinen Reben sind bis auf 3 Triebe alle schön ausgereift.
Wie sieht es bei Euch aus?


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11.12.2022 11:01 (zuletzt bearbeitet: 11.12.2022 11:01)
#2
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Ich habe bis jetzt nur Vorschnitt gemacht, die Geize weg. Sinn macht das eigentlich keinen, aber es gibt aktuell sonst nichts zu tun.
Heute ist mal Frost, wenn das Herbstlaub von den Obstbäumen ist kann es dann auch langsam losgehen.

Die Holzreife ist traumhaft, eigentlich perfekt.
Was auffällt, ist das in `ungepflegten´ Gärten viele Triebe der Reben fast komplett gar nicht verholzen und noch grün sind. Die Triebe daneben sind oft ohne Beanstandungen.
Wohl Schwarzholzkrankheit oder ähnliches.
Foto: https://media.repro-mayr.de//83/710683.jpg
Vielleicht meinen die Berichterstatter diese Geschichte.

Ansonsten: die Scheren sind gefettet und geschliffen
Scheren fertig.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte)


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11.12.2022 19:55
#3
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Top gepflegte Scheren.
Würde bei meinen auch nicht schaden.


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13.12.2022 17:40
avatar  Anselmo
#4
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Meine Reben sehen soweit gesund aus, nur bei Senator B ist das Holz etwas aufgehellt - konnte das auf den ersten Blick noch keiner Erkrankung klar zuordnen, werde es mir aber beizeiten nochmal anschauen und hier ggf. Foto posten.
Schneiden tue ich meist erst März, April, kurz vor dem Knospenschwellen; hab Mal gelesen, das schont die Reben am besten.


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13.12.2022 22:46
#5
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Ja, gerne Fotos, das hier mal wieder bisschen was los ist.

Reben schonen durch spät schneiden, ich glaube so viel Rücksicht braucht es nicht. Nach allem was man hört kann bereits bedenkenlos angefangen werden. Viele sind auch schon fertig.
Ich kann mir nicht vorstellen welche Vorteile es bringen kann, wenn man kurz vor Frühjahr schneidet. Die Schnittstellen trocknen nicht mehr ein, bluten mehr. Ist jetzt kein Nachteil, aber Vorteil auch nicht.

Solange das Holz nicht spröde ist, bei Temperaturen unter -5°C etwa, solange schneide ich wenn ich die Zeit und Lust dazu habe. Bevorzugt in den hellen Tageszeiten, die sind jetzt im Winter nicht mehr ganz so ausgedehnt.


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14.12.2022 20:07
#6
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Ich persönlich schneide auch erst Ende Februar.
Winzer fangen mit dem Rebschnitt doch hauptsächlich aus Zeit- und arbeitswirtschaftlichen Gründen(ausländische Arbeitskräfte sind oft bis Dezember beschäftigt) so früh mit dem Schnitt an.
Sonst hat das keinen Vorteil, solange es immer noch starken Frost geben kann.


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14.12.2022 20:21
#7
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Ja, es hat keinen Vorteil.
Und es hat auch keinen Nachteil.
Daher ist es egal, wann man es tut.

Im Moment wartet man auf nichts, außer das kommende Wochenende mit gemeldeten 2stelligen Minusgraden ab.

Wenn es Vorteile haben könnte, zum Beispiel kurz vor dem Austrieb zu schneiden, dann würden das die Winzer auch so machen und sich dafür zB Arbeitskräfte holen.
Nun sind Weinberge aber keine schwachwüchsigen Aprikosenanlagen die man direkt vor der Blüte schneidet um den Wuchs zu bremsen.
Deswegen schneidet man ab Dezember, am besten wenn der Boden nicht so schmiert.
Wem der Februar ausreicht, der kann auch erst im Februar schneiden.
Hier steht dann allerdings auch schon wieder das düngen an.


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15.12.2022 21:21 (zuletzt bearbeitet: 15.12.2022 21:23)
avatar  Nexus95
#8
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Zitat von Geckoloro im Beitrag #1
In Spanien könnte man vielleicht noch etwas ernten, aber in Deutschland ist es bei weitem zu kalt.


Der Spanischen Mittelmeerküste entlang gibt es noch Trauben zum ernten. Speziell im Vinalopó Valley in Valencia, wo die späten Sorten eingetütet werden. Dies verzögert hauptsätzlich die Reife. Die Trauben sollen bis spätestens Neujahr hängen. In Spanien wird traditionnel zu Neujahr Trauben gegessen. Normalerweise wird Aledo verkauft. Ist die späteste Sorte.


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15.12.2022 21:31 (zuletzt bearbeitet: 16.12.2022 16:00)
#9
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@thuja thujon: Nein. Die Winzer würden das nicht so machen, weil sie es aus zeitlichen Gründen i.d.R. nicht schaffen würden, wenn sie erst im März anfangen würden oder sie müssten dafür tiefer in die Tasche greifen, weil sie mehr Arbeitskräfte bräuchten. Ist leider so.

Hochschulen, wie z.B. Geisenheim, empfehlen, wenn möglich, einen Schnitt von (Januar),Februar bis April. Es gibt auch Untersuchungen über mehrere Jahre, wo ein früher Rebschnitt im November/Dezember den schlechtesten Ertrag bringt(habe einmal eine Grafik angefügt):
IMG_20221215_212848.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Generell gilt, dass in frostgefährdete Lagen immer möglichst spät geschnitten werden sollte. In vielen Lagen sind im Februar noch starke Fröste normal, die dann auch einen Schaden anrichten können.


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16.12.2022 14:55
#10
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Hier wurde gerade Eiswein gelesen.

Zum deiner Grafik, ich kenne den Versuch und auch andere zum Schnittzeitpunkt.
Meist meinen die einen extrem frühen Termin. Mittlerweile ist das Laub alles unten, von dort wird also nichts mehr ins Holz verlagert. Das was jetzt noch stattfinden kann, ist das aus dem jungen Holz die Reservestoffe weiter ins alte Holz verlagert werden. Aber wie lange dauert so etwas? Die maximale Winterhärte dürften die Reben mittlerweile fast erreicht haben.
Augenausfälle durch winterlichen Luftfrost, die kenne ich hier nicht und meine Reben sind auch nicht überlastet.

Wer nicht viel zu schneiden hat, kann ja gerne bis Februar/März warten. Zu lange bis kurz vor dem Austrieb, hier im April, sollte man aber auch nicht warten. Das bremst den Wuchs.

Ansonsten, Zitat von Edgar Müller aus https://www.rebeundwein.de/Weinbauforum/...UQ9Njc1MTY.html

Zitat
Hallo,
viele weinbauliche "Schandtaten" ließen sich vermeiden, wenn etwas mehr Wissen im Hinblick auf die Physiologie der Rebe vorhanden wäre. Oder andersrum betrachtet - wer sich in der P. der Rebe auskennt, braucht kaum anbautechnische Beratung, weil er basierend auf diesem Wissen selbst weiß, was zu tun ist und was man besser lassen sollte.

Zur Sache:
Für den Austrieb und das anfängliche Triebwachstum sind Nährstoffe und Energie notwendig. Unter den Nährstoffen kommt dem N die Schlüsselrolle zu. Energie für die Pflanze stellt Zucker dar, der im Wege der Dissimilation (Atmung) für ATP-Bildung ("der elektrische Strom für energiebedürftige Prozesse wie z.B. Zellteilung") verbraucht wird.
Im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium nimmt die Rebe die Nährstoffe aus dem Boden auf und bildet den Zucker über Photosynthese.
In der Austriebsphase und in der Zeit unmittelbar danach sieht die Sache anders aus. Hier ist sie mangels ausreichender Blattfläche auf die Inanspruchnahme von Reservestoffen agewiesen, die im Spätsommer und Herbst des Vorjahres in das Holz eingelagert wurden.
Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Assimilate in Form von Stärke bzw. Zucker und N-Verbindungen in Form von Aminosäuren, speziell Arginin.
Wurden diese Inhaltsstoffe im Vorjahr ausreichend eingelagert, sind alle Voraussetzungen für einen lückenlosen Austrieb und zügige Anfangsentwicklung gegeben. Erst mit zunehmender Blattfläche, also zunehmender Photosynthese, wWsser- und Nährstoffaufnahme verringert sich allmählich diese Abhängigkeit von den erwähnten Reservestoffen.

Bei einer natürlichen allmählichen sich über Wochen erstreckenden Blattalterung (allmähliche Blattverfärbung) werden die in den Blättern noch vorhandenen Assimilate und N-verbindungen in den Trieb zurückverlagert. Erst das "entleerte" Blatt wird abgeworfen. Der Stock arbeitet diesbezüglich sehr ökonomisch.
Holz und Trauben konkurrieren um diese N-Verbindungen und Assimilate. Da die Trauben die für den Fortbestand erforderlichen Vermehrungsorgane darstellen, werden sie gegenüber dem Holz bevorzugt versorgt.

Schon allein die Kennnis dieser vergleichsweise banalen Zusammenhänge vermittelt extrem wichtige weinbauliche Konsequenzen. Die Einlagerung der vorgenannten Substanzen ins Holz wird verschlechter durch

1. überhöhten Ertrag (zu viele Konkurrenten in Form von Trauben)
2. sehr späte Lese (Trauben nehmen sehr lange diese Substanzen auf). Daraus erklärt sich u.a. die Problematik der mehrjährigen Wiederholung der Eisweinlese in einer anlage.
3. frühzeitiger Blattfall durch Frühfrost; sterben noch weitgehend intakte Blätter vorzeitig ab, kann die Rückverlagerung nicht mehr stattfinden.
4. Übermäßige Wuchskraft hält die Blätter sehr lange grün, verzögert aber damit diese Rückverlagerungspozesse. Das verschärft die Wirkung von Frühfrösten im Hinblick auf Reservestoffeinlagerung
5. Jede Form von physiologischem Stress (Trockenheit, gehemmte Nährstoffaufnahme durch Trockenheit bzw. Nährstoffmangel, unzureichende Blattfläche, geschädigte Blattfläche u.a.) vermindern die Reservestoffeinlagerung

Wer nachdenkt, wird zu der Erkenntnis kommen, dass dieser frühe Rebschnitt ähnliche Auswirkungen wie ein Frühfrost hat: Die Rückverlagerung der Substanzen in das mehrjährige Holz wird beeinträchtigt. Nun ist das allein noch keine Katastrophe. Wenn das da aber gekoppelt ist mit den erwähnten anderen Faktoren, die ebenfalls die Einlagerung beeinträchtigen (Trockenheit, hoher Ertrag usw.), dann addieren sich die Wirkungen.
Prof. Schulz hat mal den schönen Satz formuliert "Reben haben ein Gedächtnis". Damit ist gemeint, dass sowohl die Bildung von Reserven im Herbst wie auch deren Verbrauch im Frühjahr die Jahre überlagernder langfristiger Prozess ist. Wenn es einmal im Herbst diesbezüglich nicht so gut bestellt ist, dann wird das noch keine allzu großen Probleme aufwerfen. Anders wird es, wenn sich unzureichende Reserverstoffeinlagerung wiederholt. Dann sind irgendwann physiologische Austriebschäden (Sitzenbleiben intakter Augen) zu erwarten.
Im Übrigen sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die Reservestoffe auch die Überbrückung von Stressphasen (z.B. Trockenheit, Hagelschäden) im Sommer erleichtern, wenn der Stock darauf zurückgreifen kann. Daraus erklärt sich auch die besondere Stressresistenz alter Stöcke mit viel Altholz (großer Reservestoffspeicher). Die Auswirkungen von Stressphasen verschärfen sich demnach bei Stöcken, die einen beeinträchtigten Reservestoffhaushalt aufweisen. Auf dieser Wirkungsschiene könnte demnach sogar z.B. die UTA-Gefährdung ansteigen.

Fazit:
Von sehr frühem Schnitt noch weitgehend grüner Anlagen geht zunächst keine Anlage zugrunde. Aber ihr Reservestoffhaushalt leidet und im Wiederholungsfalle bzw. im Falle einer Addition mehrerer Probleme kann er sich langfristig nachteilig auswirken. Mit Sicherheit ist kurzfristig auch die Winterfrostfestigkeit beeinträchtigt.

Ich habe Verständnis für die arbeitswirtschaftlichen Gründe, wenn es darum geht, ausländische Aushilfskräfte während oder kurz nach der Lese noch sinnvoll zu beschäftigen. Wer sich der o.g. Zusammenhänge bewusst ist, wird einen sehr frühen Schnitt auf Anlagen beschränken, die ihn verkraften.

Schon zu schneiden oder gar schon zu biegen nach dem Motto "Seht, ich bin der Schnellste?" ist hingegen nur als Dummheit zu bewerten.

Wer aus diesem Motiv heraus sehr früh schneidet, der erinnert an einen berühmten Filmtitel mit James Dean in der Hauptrolle ("Denn sie wissen nicht, was sie tun") bzw. an einen Albert Einstein zugeschriebenen Ausspruch ("Zwei Dinge sind unendlich: das Weltall und die menschliche Dummheit. Beim Weltall bin ich mir allerdings nicht so sicher").


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