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Biologisch-dynamischer Anbau von Tafeltrauben
Zitat
den besseren Schutz bekommt man aus Hefe Bakterien.
Ich vermute mal, dass das Prinzip dahinter ist, die Blattoberflächen und andere Rebenteile mit Mikroorganismen (hier Hefepilzen) zu belegen, die diese ökologische Nische besetzen, ohne den Reben zu schaden, und diese dann ihr "Revier" gegen für Reben schädliche Mikroorganismen (Oidium, Pero, Botrytis ...) verteidigen. Ob das den Anwendern bewußt ist oder nicht, das ist das nachvollziehbare Prizip dahinter. Das gleiche Wirkprinzip funktioniert (oder soll es), wenn mit Komposttee gespritzt wird, den der besteht aus der Milliardenfachen Vermehrung von Mikroorganismen bei der Kompostteeherstellung, wobei einige Autoren behaupten, dass bei der Kompostteeherstellung aufgrund der Zugabe von Melasse o.ä. in erster Linie Milchsäurebakterien vermehrt werden. Wenn das so ist, dann wäre das Spritzen mit Komposttee letztlich das Gleiche wie das Spritzen mit Molke/Milch, nur sollte man dazu keine H-Milch nehmen, da diese sterilisiert ist und keine lebenden Milchsäurebakterien mehr enthält.
Übrigens funktioniert auch beim Menschen die "Verteidigung" gegen Krankheitserreger im Darm und auf der Haut/Schleimhaut auch durch "angesiedelte" Mikroorganismen, welche immerhin ca. 10 % des Gewichtes eines Menschen ausmachen.
#92
Zitat von Silesier im Beitrag #90
Das ist alles zu kompliziert
Biologisch-dynamische Bewirtschaftung ist nun mal aufwendig und erfordert eine sehr differenzierte Vorgehensweise. Einerseits beschweren sich alle darüber, dass sie nur noch genormtes und vor allem gespritztes Obst und Gemüse zu kaufen bekommen, andererseits ist Ihnen der Aufwand, Obst und Gemüse biologisch zu produzieren, wiederum zu hoch. Wenn ich es schnell und effektiv haben will, dann muss ich zwangsläufig Chemie verwenden. Dann kann ich aber auch gleich die Tafeltrauben aus dem Supermarkt kaufen, die alljährlich mit ihren Spritzmittelrückständen in der Presse sind.
Die Entwicklung chemischer Mittel dient in Zeiten der Industrialisierung doch im Wesentlichen der Rationalisierung und Erlösoptimierung. Wer jätet oder hackt denn heute noch Unkraut im Feld? Zu aufwendig und zu teuer, wo es doch mit Glyphosat schneller, effektiver und billiger geht. Die negativen Folgen für Natur und Mensch werden dabei billigend in Kauf genommen. Wenn wir einfach nur Reben in größerer Stückzahl in den Garten pflanzen und sonst nichts daneben und dazwischen, schaffen wir automatisch eine anfällige Monokultur.
Ich verbringe viel Zeit im Garten, weil ich nicht nur auf einen möglichst hohen Ernteertrag bei möglichst wenig Aufwand scharf bin. Ich betreibe den hohen Aufwand, befasse mich intensiv mit den Pflanzen, dem Boden und dem gesamten Ökosystem und bemerke dadurch zunehmend eine sehr hohe persönliche Zufriedenheit. Es macht z.B. richtig Spaß, alle paar Tage eine neue Pflanzenart in der Gründüngung zu entdecken und zu bestimmen, mittlerweile fast 30 Arten. Da kann man durchaus auch den Spott anderer gelassen ertragen.
Wenn es gelingen sollte, meine Reben innerhalb einer akzeptablen Zeitspanne (3-4 Jahre) so zu stabilisieren und zu stärken, dass eine chemiefreie Bewirtschaftung (ohne chemische Spritzmittel und Kunstdünger) möglich ist, dann hätten wir doch alle hier im Forum etwas davon. Wenn es nicht gelingt, haben wir auch was gelernt.
Das mit der Hefe nehme ich gerne mit in mein Portfolio auf. Vielen Dank für den Tip. Insgesamt geht es aber wie schon oft gesagt nicht einfach nur um die kompromisslose Bekämpfung unliebsamer Gegenspieler im Garten. Sie gehören zum Ökosystem dazu, haben dort ihren Platz und sollten durch eine ganzheitliche Bewirtschaftung idealerweise nur in erträglichem Maß auftreten.
Zitat
Insgesamt geht es aber wie schon oft gesagt nicht einfach nur um die kompromisslose Bekämpfung unliebsamer Gegenspieler im Garten. Sie gehören zum Ökosystem dazu, haben dort ihren Platz und sollten durch eine ganzheitliche Bewirtschaftung idealerweise nur in erträglichem Maß auftreten.
So ganz ist das nicht richtig, wenn auch faktisch so, denn die wichtigsten Schädlinge und Pilzinfektionen wurden erst aus Amerika und Asien eingeschleppt und gehören eigentlich nicht zu unserem angestammten Ökosystem. Deshalb haben unsere europäischen Reben auch keine Abwehrmechanismen entwickeln können und es gibt auch (fast) keine natürlichen Feinde in unserem Ökosystem.
Aus Amerika wurden z.B. eingeschleppt:
- Reblaus
- Oidium
- Pero
- Botrytis
- Braun- und Krautfäule
und erst in den letzten Jahren:
- Rebzikade
- Traubenwickler
- KEF (aus Asien)
Nun sind gesunde, kräftige Reben immer widerstandsfähiger als schwache Reben, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man die o.g. Krankheiten und Schädlinge allein mit irgendwelchen Tees bezwingen kann, ist sehr sehr unwahrscheinlich, denn auch die gesündeste und kräftigste Rebe hat von ihrer Genetik her keine Abwehrmechanismen gegen diese Infektionen und Schädlinge. Deshalb kreuzt man ja verschiedene Wildreben aus Amerika und die Amurensisrebe ein, da diese genetisch fixierte Abwehrmechanismen besitzen. Nun soll man nie "nie" sagen, aber die Wahrscheinlichkeit ist eben recht gering. Aber vielleicht gelingt Dir der Durchbruch und wir wären da alle froh. Schließlich gibt es auch Gewinner im Lotto, obwohl die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering ist.
Das von mir beschriebene Konkurrenzprinzip stärkt nicht die Reben an sich, sondern beruht darauf, die Blatt- und andere Oberflächen der Rebe mit einem Bakterien- oder Pilzrasen zu belegen, welche für die Reben ungefährlich sind und welche ihr Territorium gegen Krankheitserreger verteidigen, also wie das z.B. an der Darmwand beim Menschen geschieht.
#96
Alle russische Rezepte Spritzung mit Milch beinhalten ein paar tropfen Jod. Jodmangel bei Pflanze, genau wie beim Mensch verursacht Krankheiten.
Jod tötet schlechte Bakterien, z.B Fäule.
Dünnen mit Hefe ist sehr gut auch für die Jungpflanzen.
Hefe, bzw. Brühe, nach der Gehrung ( Hefe, Zucker und Wasser). Ein Glas Brühe mit 10l Wasser vermischen und gießen. Mit einer schwächere Konzentration dünnt man über das Blatt.
Die Volksrezepte sind vielleicht nicht immer mit Studie belegt, aber das es funktioniert beweist das Leben.
Bei aller Unterstützung für biologischen Anbau - ich verwende keine synthetischen Spritzmttel, sondern versuche es mit Vielfalt im Garten -, müssen wir uns eingestehen, dass auch Spritzen mit Milchsäure, Backpulver, Jod, Kupfer usw. letztlich den Einsatz von Chemie bedeutet, denn wir machen uns eine chemische Wirkung zunutze. Nur halt etwas "sanfter", aber letzlich führt auch das zum Tod von Organismen. Und meinen Bucksbaumzünser bekomme ich halt auch nur mit Xanteri weg (Bakterium, das in den Därmen der Raupen eine - letzlich chemische! - Reaktion hervorruft). Letztlich wissen auch die Ökowinzer, dass der Kupfereinsatz zumindest grenzwertig ist.
Daher möchte ich den konventionellen Hobby-Rebensammler hier im Forum nicht verurteilen, sondern hoffe, dass er sich in Richtung Ökologie bewegt und sieht, dass es mit weniger "Chemie" und mehr Vielfalt auch geht. Im großen Maßstab geht das halt nur, wenn der Mehraufwand entschädigt wird, entweder über höhere Preise oder über Subventionen für entsprechenden Anbau. Aber das ist eine Aufgabe für die ganze Gesellschaft. In diesem Sinne bin ich froh, dass die Bios hier ernst genommen und nicht in eine bestimmte Ecke gestellt werden.
Große Teile von D sind Jodmangelgebiet. Deshalb wird ja das Speisesalz in D jodiert und empfohlen, einmal in der Woche Seefisch zu essen, weil Jodmangel schlecht für die Schilddrüse ist.
Einen Zusammenhang von Wein bzw. Reben und Joddüngung habe ich bisher noch nicht gefunden, nur dass Wein bis zu 2 ... 6-mal mehr Jod enthält als Milch und irgendwoher muss dass Jod ja kommen, aber woher, wenn im Boden in D kaum vorhanden?
Es hibt diverse Literaturquellen im Netz, wo z.B. Tomaten mit Jod behandelt werden und hier sogar eine Quelle, wo das Spritzen der Gurkenpflanzen mit Milch und Jod gegen Botrytis erwähnt wird:
https://de.gooals.info/?p=3553
Es ist also nicht nur eine russische Kuriosität, mit Milch und ein paar Tropfen Jod zu spritzen. Man sollte dieser Sache mehr Aufmerksamkeit widmen.
Ich habe noch irgendwo gelesen, dass der vulkanische Boden auf den kanarischen Inseln jodreich ist und deshalb der Wein von dort ein charakteristisches Aroma hat. In dieser Sache ist es gut, dass ich meinen Reben Lavamehl zukommen lies, damit der Boden mit Spurenelementen angereichert wird.
#99
Zitat
Es hibt diverse Literaturquellen im Netz, wo z.B. Tomaten mit Jod behandelt werden und hier sogar eine Quelle, wo das Spritzen der Gurkenpflanzen mit Milch und Jod gegen Botrytis erwähnt wird:
https://de.gooals.info/?p=3553
Fehler im Amt!
Es muss Oidium heißen.
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