Sortenempfehlung

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02.02.2022 09:04
#1
Fe

Hallo zusammen,
Ich suche eine Tafeltraube für den Garten. Diese sollte hell und geschmacklich gut sein, Muskat ist nicht wichtig. Ebenso habe ich kein Problem mit Kernen.
SAT-Wert 2350-2400 und Winterhärtezone 8a
Boden lehmig und nährstoffreich

Reifezeit hätte ich früh bis mittelfrüh gesagt, um noch genug Puffer zu haben. Aber da könnt ihr mich gerne korrigieren.

Ich freue mich auf eure Antworten!


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02.02.2022 14:24
avatar  Dietmar
#2
Di

Ich begrüße Dich im Forum und wünsche Dir viel Freude mit diesem Hobby.

Zur gewünschten Reifezeit möchte ich folgendes anmerken:

Ich habe die gleichen SAT-Werte wie Du, aber bei mir wird es im Winter etwas kälter, d.h. bei mir müssen die Reben frostfester sein. Bei mir werden nur Reben bis zu einer max. Reifezeit von 110 Tagen im Freiland sicher reif. Übersetzt bedeutet dies eine ultrafrühe Reife oder eine sehr sehr zeitige Reife, denn "sehr früh" geht bis 115 Tage. Wenn Deine SAT-Werte stimmen, dann werden bei Dir nur in sehr warmen Jahren frühe oder mittelfrühe Sorten im Freiland reif, wahrscheinlich aber gar nicht. Also tappe nicht in diese Falle. Früh ist eben relativ.

Wird bei einer Sorte ein Reifedatum angegeben, dann bezieht sich das auf Nowotscherkask in Südrussland. Nur so sind Reifezeiten verschiedener Sorten vergleichbar. In Deutschland kommt nur der Kaiserstuhl an das Klima in Nowotscherkask heran. Bei allen anderen Standorten in D werden die Trauben z.T. viel später reif, bei meinen und Deinen SAT-Werten ca. 6 Wochen später. Bei meinem Standort gilt, daß maximal bis zu einer Reifezeit von 15. August (in Nowotscherkask) Trauben in guten Jahren tatsächlich im Zeitraum von Ende September bis Mitte Oktober reif werden. Dazu kommt, dann die Tage im Herbst viel kürzer als im Frühjahr sind und deshalb nicht so viel "Wert" sind.

Zur Klimazone 8a:
Diese Klimazonen sind nur Wahrscheinlichkeiten, mit denen eine bestimmte Tiefsttemperatur eintreten kann. Da diese Wahrscheinlichkeiten viel kleiner als 100 % sind, bedeutet dies, daß es alle paar Jahre sehr viel kältere Temperaturen auftreten können. Da Reben wie Obstbäume recht alt werden, ist die Wahrscheinlichkeit 100 %, daß Deine Reben recht bald erfrieren, wenn Du Sorten wählst, die gerade so die Tiefsttemperaturen der Klimazone 8 a erfüllen. In der Klimazone 8a (klingt nach Nordwestdeutschland) würde ich nur Reben wählen, die mindestens -21 °C aushalten und im ersten Winter die Jungreben anhäufeln.

Beachte, daß viele Anbieter die Reifezeit schönen, um mehr verkaufen zu können - meist um 2 bis 3 Wochen. Bei Deinem Standort kann das das KO bedeuten. Besser ist es, sich an vielen Stellen und in Sortendatenbanken zu erkundigen. Da wirst Du für die gleiche Sorte unterschiedliche Angaben finden. In der Regel ist die schlechteste Angabe real. Desweiteren schummeln einige Anbieter zur Definition der Reife. Sie verstehen unter Reife, wenn die Beeren die Apfelsäure abgebaut haben, also geradeso genußfähig sind. Damit diese Sorten wirklich reif, also süß und aromatisch werden, dauert das noch einmal 2 bis 3 Wochen.

Zu Bezugsquellen: In Bau- und Gartenmärkten, Versandgärtnereien und Baumschulen wirst Du nichts Brauchbares finden. Besser ist der Kauf (online) bei Rebschulen, aber nur die Rebschule Schmidt hat auch ein paar sehr frühe Sorten. Am Besten ist der Kauf über ebay von artlina - und nur bei diesem Anbieter!!!
Dort gibt es aktuelle Sorten, aber nur zeitweise, also ab April öfters reinsehen.

Kaufe nichts überstürzt, weil Dein Beet schnell voll werden soll. Die falsche Wahl merkst Du erst in 4 ... 5 Jahren. Schade um das Geld und die vergeudete Zeit und Hoffnungen. Gucke auch mal bei den Erfahrungen zu verschiedenen Sorten hier im Forum und wenn Du die gesuchte Sorte nicht findest, dann frage danach. Aber nerve uns nicht mit den Schrottsorten der Bau- und Gartenmärkte, Versandgärtnereien, Baumschulen usw., denn dann bekommst Du immer die gleiche Antwort: Nicht empfehlenswert.


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02.02.2022 20:12
#3
Fe

Vielen lieben Dank Dietmar für deine Informationen, die mir schon Mal selber helfen, um zu verstehen, was wichtig ist. Welche Sorten hast du denn bei dir aktuell, die auch eine hohe PIWI haben? Dann hätte ich ein wenig Inspiration.

Grüße

Felix


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04.02.2022 09:47 (zuletzt bearbeitet: 04.02.2022 09:48)
#4
avatar

@Felix Schön
Ich weiß nicht, woher du deinen SAT-Wert hast und ob in dieser auch korrekt ist.
Falls du ihn nur irgendwo aus einer alten Datenbank im Internet recherchiert hast, dann gibt nicht zuviel darauf. Es kann sein, dass diese Werte nicht so passen und du trotzdem auch spätere Sorten reif bekommst.

Sonst würde ich empfehlen, einfach einmal im Forum zu suchen. Die Frage nach Sortenempfehlungen kommt sehr häufig. Normalerweise findest du in den jeweiligen Beiträgen schon gute Empfehlungen.


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04.02.2022 16:59
avatar  Dietmar
#5
Di

Zitat
Es kann sein, dass diese Werte nicht so passen und du trotzdem auch spätere Sorten reif bekommst.



Das kann so sein, da auch das Mikroklima eine Rolle spielt.

Ich vertrete aber durch langjährige auch schlechte Erfahrungen eine andere Auffassung.

Es gibt im Prinzip zwei Möglichkeiten, den Erntezeitraum zu strecken:

1. Man baut Sorten mit unterschiedlichen Reifezeiten an oder

2. Man baut sehr zeitige Sorten an, die aber länger am Stock haltbar sind. Da ist man auf der sicheren Seite.

Da Reben eine lange Vorlaufzeit von einigen Jahren haben, bis man merkt, ob diese am eigenen Standort reif werden, ist die Möglichkeit 2. mit Abstand besser als die erste Möglichkeit. Da hat man auch in klimatisch schlechteren Jahren eine essbare Ernte. Außerdem - das hatte ich schon geschrieben - bedeutet eine Reifezeit, daß man eine Sorte ab da essen kann. So richtig süß und aromatisch werden diese Sorten aber erst nach ca. 2 ... 3 Wochen. Etwas spätere Sorten werden an Deinem Standort in guten Jahren zwar (zur Not) genussfähig, aber schmecken nie richtig.

Man kann auch durch die Erziehung die Reifezeit beeinflussen, z.B. durch die Art der Düngung (N verzögert die Reife) und die Intensität der Ertragsbegrenzung.

Das Problem bei der 2. Möglichkeit ist, daß in Sortenbeschreibungen selten etwas über die Dauer des Hängenlassens reifer Trauben erfährt. Es gibt Sorten, die wochenlang reif hängen können und manche an sich gute Sorten verlieren schon nach 2 ... 3 Tagen ihre Beeren, verfaulen, verschrumpeln oder verlieren an Geschmack. Solche Informationen findest Du eher hier im Forum im alphabetischen Teil der Sortenbeschreibung oder man muß danach fragen. Einige unserer "Profis" untersuchen so etwas gezielt, indem sie einige Trauben bis zum Saisonende hängen lassen, z.B. Jakob.


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04.02.2022 19:49
#6
Fe

Danke euch beiden für den Input,
Habe jetzt Super extra gefunden, jedoch finde ich niemanden, der sie vertreibt. Habt ihr da Geheimtipps?

Grüße

Felix


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04.02.2022 20:04 (zuletzt bearbeitet: 04.02.2022 20:07)
avatar  Dietmar
#7
Di

Die Verkaufssaison beginnt frühestens im April. Die möglichen Anbieter wissen meist noch nicht, was sie im Angebot haben werden, denn die Veredelung beginnt erst im Februar ... April und jetzt sind noch nicht alle Edelreise eingegangen.

Super Extra ist eine gute Wahl. Beachte aber, kurz vor und während der Blüte die Gescheine nicht zu spritzen. Super Extra ist da etwas empfindlich in Bezug auf Verkleben der "Käppchen", so daß diese während der Blüte nicht abspringen und die Gescheine nicht befruchtet werden können.

Was ich nicht mehr empfehle, ist Galahad. Diese eigentlich sehr frühe Sorte wurde bei mir (und anderen) in schlechteren Lagen nie richtig reif - braucht wärmere Lagen.

Wenn Du eine sehr zeitige und relativ pilzfeste kernlose Sorte suchst, dann wäre Zimus eine der ganz wenigen für Deine Lage geeigneten.


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04.02.2022 21:29
#8
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Super Extra habe ich zwar selbst, aber diese Sorte wäre jetzt nicht meine erste Empfehlung, wenn ich nur eine helle Sorte nehmen kann.
Nimm lieber Zimus oder Galachad.


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05.02.2022 16:15
#9
Oh

Entspannt euch mit der Suche nach richtigen Reben. Zur Zeit finden Sie nur alte Rebsorten und auch nicht Mal die guten.
Wie der Dietmar geschrieben hat, ab Juni kommen gute alte Rebsorten wieder und ganze Menge von neuen. Und das ist die Qual der Wahl, die richtige für sich rauszufinden. Für die, der russischer Sprache mächtig sind, ist leichter, durch die Videos, das zu bewältigen. Trotz allem wünsche ich ihnen die richtige Rebsorten zu finden.


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05.02.2022 17:48
#10
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Bei der Rebschule Schmidt, Pillnitzer Tafelreben, Slovplant,... bekommt man evtl. im Frühjahr schon etwas brauchbares.


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