Rebschutzhinweis 2022

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01.02.2022 12:18
#1
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Auch in diesem Jahr wieder, hier die Rebschutzbroschüre 2022 als pdf:
https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/t...Auflage%201.pdf


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01.02.2022 13:51 (zuletzt bearbeitet: 01.02.2022 14:07)
avatar  Dietmar
#2
Di

Mir ist aufgefallen, daß die Wartezeit von Kupferoxychlorid erheblich auf 21 Tage verkürzt wurde.

Bisher war die vorgeschriebene Wartezeit erheblich größer. Deshalb hatte ich Kupferoxychlorid (z.B. Kuprikol) am Saisonanfang eingesetzt. Ein weiterer Grund dafür war, daß Kupferoxychlorid ein Kontaktmittel ist. Das bedeutet, zum wirksamen Schutz müssen beide Blattseiten gesprüht werden. Das ist in der 2. Saisonhälfte mit der dann dichteren Laubwand nicht mehr möglich. Trotzdem wird im Text des Rebschutzhinweises empfohlen, Kupferoxychlorid als Schlußspritzung zu verwenden..

In meinen Augen gibt es ein weiteres Problem dagegen. Während Netzschwefel in der Wartezeit verdampft, bleibt Kupferoxychlrid so lange auf den Blättern und Trauben, bis ein stärkerer Regen die Schutzschicht abwäscht. Im Gegensatz zu leicht löslichen Kupfersalzen wie z.B. Kupfersulfat in der Bordeauxbrühe bildet Kupferoxychlorid relativ fest haftende Schichten. Das ist gewollt, weil dadurch der Kupfereintrag in den Weinberg verringert wird (da etwas größere Spritzintervalle und bessere Haftung). Wenn nun Kupferoxychlorid als Schlußspritzung Anwendung findet und es dann bis zur Lese keine stärkeren Niederschläge gibt, dann bleibt die Kupferschicht auch über die Wartezeit hinaus bestehen.
Das ist in meinen Augen problematisch, denn mit einem Abwaschen der gelesenen Trauben vor dem Verzehr kann man Kupferoxychlorid nicht zuverlässig entfernen.

Was sagt Ihr dazu?


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01.02.2022 16:00
#3
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@Dietmar, du spritzt doch damit gegen Pero. Ich persönlich sehe Pero nicht als das große Problem für die Trauben gegen Ende zu. Daher spritze ich die Trauben damit am Ende gar nicht mehr, sondern nur die Blätter. Oidium und Botritys sind viel problematischer zu dieser Zeit.


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01.02.2022 22:42 (zuletzt bearbeitet: 01.02.2022 22:43)
#4
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Das ist eine Weinbauliche Frage, Dietmar.
Ich habe jetzt nicht überprüft ob die Wartezeit tatsächlich auf 21 Tage reduziert wurde, ich habe sie her mit 21 Tage in Erinnerung, maximal 28.
Die Geschichte ist so: organische Fungizide sind oft sehr speziell was den Wirkungsort in den Pilzen angeht, das macht sie hocheffektiv und reduziert Nebenwirkungen, hat aber zur folge, das sie Resistenzanfälliger als Multisite-Fungizide wie die meisten Kontaktmittel sind (die greifen an vielen Stoffwechselstellen im Pilz an). Deshalb benutzt man sie gerne zur Abschlussspritzung. Sie verhindern damit, das man evtl resistente Pilzstämme in die nächste Saison mitnimmt. Das wäre der Super-GAU.
Zusätzlich kommt hinzu, das im Weinbau die Hefe eine große Rolle spielt. Hefen haben im laufe der Zeit gelernt, wie man giftige Schwermetalle wie Kupfer entgiften kann, sie umschließen die Kupferionen einfach und können sie so passivieren. Es beeinträchtigt dann nicht die Gärung und setzt sich am Boden ab und wird am Schluss rausfiltriert, so bleibt fast nichts im Wein übrig. Die Hefepilze kommen also mit recht hohen Kupfergehalten im Most zurecht. Organische Fungizide (also die konventionellen, oft Resistenzgefährdeten Wirkstoffe), hochwirksam, hochselektiv, haben trotz aller Selektivität doch noch ein bisschen Nebenwirkung und da kann eine Hefe doch etwas gestört werden, die Gärung springt bis Weihnachten nicht an oder krasse Fehlaromen im Wein entstehen. Da kann ein Wirkungsgrad auf Hefe 1 oder 0,1%, also Faktor 100-1000, im Vergleich zur Wirkung gegen Pero schon zuviel sein. Das ist krass wenn man sich zB beim Auto einen Sicherheitsabstand statt 60m von 6km auf der Autobahn vorstellt. Ist aber evtl ausreichend für schlechten Wein und zusammen mit dem Resistenzmanagement ist das eben der Grund, warum überhaupt noch eine Kupferspritzung in modernen Spritzfolgen fachlich vertretbar ist.
Ansonsten ist Kupfer aus Umweltschutzgründen raus.
Und wer Kupferpräparate sucht, Coprantol Duo. Es soll ja auch die agronomischen Vorteile haben wie lange Wirkungsdauer bei trotzdem vernünftiger Löslichkeit für ausreichende Wirkung bei minimalem Kupfereinsatz.
Gerade bei frühreifenden Sorten ist man ja noch voll im Perofenster, in Italien machen sie auch noch Nacherntebehandlungen gegen Pero. In D fast undenkbar.

Tafeltrauben im Zweifelsfall waschen vor dem Verzehr bzw wie bereits erwähnt, nur die anfälligen Bereiche behandeln.


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01.02.2022 23:11
avatar  Dietmar
#5
Di

Zitat
Ich habe jetzt nicht überprüft ob die Wartezeit tatsächlich auf 21 Tage reduziert wurde, ich habe sie her mit 21 Tage in Erinnerung, maximal 28.



Das steht so im Rebschutzhinweis 2022. Ich habe Kupferoxychlorid in Form von Kuprikol. Das habe ich mal billig in Tschechien gekauft. Dort steht als Wartezeit 35 Tage.

Zitat: Reben - für Wein / Peronospóra-Rebe, rote Verbrennung / Dosis pro 10 l Wasser pro 100 m2: 50 g / Wartezeit an Tagen: 35

Eine Verkürzung von 35 auf 21 Tage ist fast eine Halbierung.


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01.02.2022 23:59 (zuletzt bearbeitet: 02.02.2022 00:13)
#6
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Ok, dann ist das für das spezielle Präparat wohl so.

Bei Kupfer gelten doch in der Praxis aber ohnehin keine Angaben wie 50g/10L auf 100m².
Man guckt sich doch erstmal die Situation mit der Verpilzung an und und schaut dann nach den Reinkupfermengen, wieviel ausreichend Schutz für die zu erwartende Wettersituation bringt und was man weglassen kann.

50g auf 100m² sind 5kg/ha bei Kuprikol ists glaube ich noch eine Formulierung mit 840g/kg bzw 50% Kupfergehalt. Von den hohen Aufwandmengen sollte man sich verabschieden.

Bei günstigen Bedienungen (Pilzfreie Anlage plus keine massiven Niederschläge angekündigt) kannst du auf 50g Reinkupfer pro Hektar runtergehen bzw max 300g Reinkupfer wenn die Situation ungünstiger ist. Also maximal 6g in 10L oder je nach Spritze auch bis 6g in 4 Liter pro 100m²

EDIT: mal zur Info, aber Achtung, Folien von der Industrie, trotzdem steckt viel Wissen drin (die müssen ja gerade stehen dafür): https://www.oekolandbau.nrw.de/fileadmin...piessUrania.pdf


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02.02.2022 01:23
avatar  Dietmar
#7
Di

Auf der Schachtel steht für Wein: 12,5 g für 5 l Spritzbrühe.


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02.02.2022 14:09
#8
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Das mag sein, aber es geht doch nicht darum was auf der Schachtel steht, sondern was Gute Fachliche Praxis ist.

Schachteln werden irgendwann gedruckt und später ändert sich die Situation. Die Schachtel die bei dir steht kann der Hersteller dann aber nicht neu bedrucken um sie zu aktualisieren. Deswegen gilt im Zweifelsfall nicht was auf der Schachtel steht, sondern in der BVL Bund Datenbank von Amtswegen vermerkt ist.
https://www.pflanzenschutz-information.de/


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20.03.2022 08:02
#9
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Schon nicht mehr ganz druckfrisch, aber es geht ja auch noch nicht wirklich los bei den Trauben.
Dafür hat man jetzt noch ein bisschen Zeit zum lesen.

Vorträge SK Weiterbildung:
https://www.dlr.rlp.de/DLR-RLP/Aktuelles...Online-DLRMosel

Mitteilung Nr.4 Pfalz:
https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/t..._10_03_2022.pdf

Sondermitteilung Pflanzenschutzanwendungsverordnung:
https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/t..._16_03_2022.pdf


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11.04.2022 11:59
#10
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Und wieder ein Hinweis vom 5.April
Themen: - Austriebsschädlinge und Temperatursummen Traubenwickler -
- Bodenpflegemaßnahmen und Pflanzungen -
- Einsatz von Zusatzstoffen -
- Terminhinweise zur Sachkundeveranstaltung -
- Förderung von Hagel- und Frostversicherung (Stichtag 15.04.) -

https://www.dlr.rlp.de/Internet/global/t..._05_04_2022.pdf


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