Biostimulanzien im Weinbau

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21.08.2021 01:38 (zuletzt bearbeitet: 21.08.2021 01:50)
avatar  Dietmar
#21
Di

Mich würde interessieren, was Reblaus für Erfahrungen mit Braunalgenextrakt gemacht hat. Reblaus ist ja der Biodynamiker unter uns und spritzt sehr oft irgendwelche Sude, Jauchen und Tees. Irgendwie ist er damit bei pilzfesten Sorten erfolgreich, solange keine extremen Wetterbedingungen anliegen. Da Reblaus alle paar Tage viele verschiedene "Mittel" spritzt, weiß man aber nicht, welches der vielen Mittel tatsächlich wirkt oder ob diese zusammen wirken.

Wir wollen ja alle den Einsatz von "Chemie" reduzieren und deshalb verteufele ich neue Ansätze dazu nicht von vornherein, aber manches ist mir nicht ganz geheuer, z.B.:

- die unklaren Zusammenhänge von Ursache und Wirkung und gibt es überhaupt tatsächliche Wirkungen?
- die Nähe zur Esoterik und zur Naziideologie (die Nazis waren glühende Verfechter der Biodynamik, ganz vorn Himmler)
- das Spritzen alle 2 ... 3 Tage und die aufwändige Herstellung der Spritzmittel. Ich habe dafür nicht genug Zeit und Geduld.
- die Nähe mancher Verkäufer von Algenextrakten zur Scharlatanerie, z.B. auch Verkauf von Edelsteinwasser, welches die angeblichen Wunderwirkungen von Edelsteinen aufgenommen hat.
- der viele Kosmetik-Schund und Pillen aus Braunalgen. Soweit ich weiß, wurde bei Untersuchungen festgestellt, daß diese Mittel keine positiven Wirkungen haben, aber oft gesundheitsschädlich sind.
- Deutschland ist ja ein Jodmangelgebiet, was schädlich für die Schilddrüse ist und Algen aus dem Meer enthalten recht viel Jod. Um den Jodmangel zu beheben, wird z.B. Kochsalz jodiert. Auch die Backmischungen für die Bäcker enthalten deshalb jodiertes Salz. Das reicht, um den Jodbedarf der Schilddrüse zu decken, solange nicht ein altes französisches Atomkraftwerk in Grenznähe explodiert. Da muß man Jodtabletten einnehmen, damit kein radioktives Jod an der Schilddrüse andockt und Schilddrüsenkrebs auslöst. Algenprodukte enthalten dafür aber zu wenig Jod bzw. man muß so viel einnehmen, daß man sich vorher mit anderen Inhaltsstoffen vergiftet hat.

Andererseits ist Frutogard z.B. von der LWG Bayern erfolgreich gegen Pero getestet worden. Das ist ja auch kein Wunder, denn Frutogard enthält wie Phosfik Kaliumphosphonat. In Frutogard ist neben Kaliumphosphonat auch Braunalgenextrakt enthalten. Soweit mir bekannt ist, konnte in den Feldversuchen keine Wirkungen erkannt werden, die auf den Braunalgenextrakt zurück zu führen sind. Es gibt neben vielen Keller- und Garagefirmen auch einige große seriöse Firmen, die Algenextrakte in einigen ihrer Produkte haben, darunter Spiess-Urania, Lebosol u.a.. Ist bei denen der Algenextrakt ein Marketing-Gag, um esoterisch angehauchte Hausfrauen und Biobauern zu angeln oder ist an den gepriesenen Wirkungen der Algenextrakte wirklich etwas dran?

Zum abgeblich enthaltenen Gold im Algenextrakt: Das Gold soll wohl den Algenextrakt wertvoller erscheinen lassen. Da fällt mir ein Gleichnis dazu ein. Vor Jahren war eine Krankenhausserie mit Dr. House als Hauptfigur in Mode. Dr. House war eine schrullige Gestalt, aber er stellte überraschende Diagnosen bei todkranken Patienten, bei denen alle anderen Ärzte mit geballter Medizintechnik zuvor gescheitert waren. Einer dieses todesnahen Patienten hatte nach seiner Diagnose eine Goldvergiftung - Ha, Ha, Ha. Das war eine sehr absurde Diagnose.

Jod wirkt bekanntlich antimikrobiell und wurde früher deshalb in Form von Kaliumjodid zur Desinfektion von Wunden verwendet. Manche von uns verwenden Jod für kurative Notbehandlungen ihrer Reben. Herr Engelhardt von der LWG Bayern (manche von uns kennen ihn von den Tafeltraubentagen) war sehr skeptisch zu Jod als Notfungizid, da sich das Jod in den Trauben einlagern kann, was gesundheitsschädlich sein kann. Kann es auch zu solchen negativen Jodeinlagerungen in den Trauben kommen, wenn man wie empfohlen 4 x im Jahr mit Braunalgenextrakt spritzt? Was nutzt das aufgenommene Jod in den Reben, wenn nicht nur die Pilze vergiftet werden, sondern auch die Menschen?

In jodiertem Salz ist extrem wenig Jod enthalten, aber das reicht, damit man damit nicht fermentieren kann (milchsaures Einlegen von Sauerkraut, Gurken usw.), da die Milchsäurebakterien abgetötet werden. Ob aber die Jodmenge in Algenextrakten dafür oder zum Desinfizieren der Reben ausreicht, steht in den Sternen. Die biologischen Inhaltstoffe sind auch in jeder anderen Pflanzenjauche enthalten.


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22.08.2021 01:39 (zuletzt bearbeitet: 22.08.2021 01:42)
#22
Si

Das gefällt dieser Thema. Einmal ich darf dem Ditmar Untericht geben.
Kaufe dir bei Amazon zwei Bücher von
Jerzy Ziemba.
Verborgene Therapien und was dir der Arzt nicht sagt.
In dem letzten Kapitel steht alles übers das Jod und Jod Mangel und Überdosierung.
Ich kann dir versprechen dass was hier hast du geschrieben wirst du zurück nehmen müssen. Zeige mir bitte einen Mensch im Deutschland welche erkrankt durch Jod Überdosierung aber kannst du beim vielen Krankheiten versuchen sich mit Jod vergiften zb.Co...und schauen was mit dir Passiert.
Dort steht schön geschrieben dass unseren Körper ständig hat zu wenig Jod im Blut und Organen und alle Organe brauchen ihn nicht nur Schilddrüsen deswegen zb. Schilddrüsen ist leichter mit Lugolischen Lösung sie heilen als vergiften.

Mir gefällt Whatsapp. Geht schneller,einfacher.
015225804502

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22.08.2021 13:39
avatar  Dietmar
#23
Di

Zitat
Dort steht schön geschrieben dass unseren Körper ständig hat zu wenig Jod im Blut und Organen und alle Organe brauchen ihn nicht nur Schilddrüsen deswegen



Lese noch einmal meinen vorherigen Beitrag. Da schrieb ich, daß D ein Jodmangelgebiet ist und deshalb z.B. Speisesalz jodiert wird. Auch Meeresfisch und Algen enthalten viel Jod, aber andere Inhaltstoffe in den Algen können beim Zuvielgenuß gesundheitsschädlich sein. Ich habe auch irgendwo von "amtlicher" Seite gelesen, daß Kosmetik und Nahrungsergänzungsmittel aus Algen wirkungslos und z.T. gesundheitsschädlich sind. Wenn ich "amtlich" schreibe, dann meine ich offizielle Publikationen von Ärzten und Apotheken und nicht irgendein privater Autor.

Hr. Engelhardt von der LWG Bayern schrieb, daß er Jod bzw. Kaliumjodid als Fungizid für bedenklich hält. Herr Engelhardt ist von behördlicher Seite das, was Jakob für uns ist. Er hat sich jahrzehntelang mit dem Tafeltraubenanbau in D beruflich beschäftigt, z.B. auch mit der Rebenversuchsanlage in Stutel. Die Meinung von Hr. Engelhardt hat deshalb für mich einiges an Gewicht, was nicht bedeutet, daß ich alles kritiklos übernehme.

Kommentar: Wenn sich Jod bzw. Jodverbindungen in den Trauben einlagern, kann die Jodkonzentration ein Vielfaches der in Seefischen und Algen sein und deshalb gesundheitsschädlich sein. Jod ist zweifellos giftig, aber in geringen Mengen lebenswichtig. Die Dosis macht das Gift.


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22.08.2021 21:27 (zuletzt bearbeitet: 22.08.2021 21:29)
#24
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Iod las Pflanzenschutzmittel ist doch mit nichts mehr zu rechtfertigen. Das Jod, nicht das Jodid oder Jodat, mag zwar etwas Sporizid wirken, aber das können auch manche Fungizide, ohne dabei sämtliche Nützlinge und sämtliche Mikroorganismen auf den Blättern und Trieben abzutöten. Manche Mikroorgansimen auf den Blättern fördern, das ist so ein Anhaltspunkt von Biostimulanzien.

Iod ist ekelhaftester, völlig veralteter Pflanzenschutz und nicht besser als Chlor im ersten Weltkrieg. Beides nicht mehr Zeitgemäß.

Biostimulanzien kommen daher, dass man mittlerweile viel mehr von den Pflanzen und dem drumrum versteht als vor 150 Jahren. Das versucht man zu lenken, durch Förderung von gewissen Mikroorganismen auf dem Blatt die bestimmte Signalmoleküle für Pflanzen herstellen oder man spritzt die Chemikalien eben direkt drauf, zB die Cytokinine aus dem Braunalgenextrakt.

Darüber sollten wir hier im Thread reden, nicht über Pflanzenschutz.


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22.08.2021 22:21
avatar  Dietmar
#25
Di

Unter dieser Rubrik möchte ich noch einmal den Komposttee erwähnen, der m.E. nach auch kein Düngemittel oder Fungizid ist und anders als Algenextrakt wirkt. Komposttee kann gespritzt, aber auch gegossen werden. Im Weinbau gibt es dazu vor allem in Südafrika Erfahrungen.

Einige Wirkmechanismen:

- Beim Spritzen bildet sich eine Schicht von Mikroorganismen auf den Blättern, die ein sehr vielfältiges Mikrobiom bilden und die verhindern, daß sich Pilze etablieren können - Konkurrenzprinzip. Leider wirkt das nur einige Tage, da bei Hitze und Sonnenschein die nützlichen Mikroben durch Trockenheit und UV-Strahlung abgetötet werden. Desweiteren befinden sich im Komposttee für Reben erschlossene Nährstoffe aus der Zersetzung des Kompostes und des "Startmediums" (z.B. Melasse), die durch die Blätter oder Wurzeln der Reben aufgenommen werden können und die die nützlichen Mikroben auf dem Blättern ernähren.

- Beim Gießen des Komposttees wird dem Boden eine Unmenge nützlicher Mikroben zugeführt, welche die Bodenfruchtbarkeit erhöhen und z.B. Humus bilden und zersetzen und Nährstoffe für die Reben verfügbar machen.

Für beide Wirkprinzipien gibt es Nachweise durch großflächige Versuche, wennauch diese keine wissenschaftlich fundierte Studien sind.

Komposttee kann jeder selbst herstellen, allerdings muß der "Bioreaktor" belüftet werden, indem Luft aus Sprudelsteinen die Flüssigkeit belüftet, so daß aerobe Mikroorganismen gefördert werden. Die Technik dazu wird z.B. in Aquarien genutzt.


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25.08.2021 09:25
avatar  Nexus95
#26
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Zitat von Dietmar im Beitrag #25
Unter dieser Rubrik möchte ich noch einmal den Komposttee erwähnen, der m.E. nach auch kein Düngemittel oder Fungizid ist und anders als Algenextrakt wirkt. Komposttee kann gespritzt, aber auch gegossen werden.


Algenextrakt kann auch gegossen werden. Wenn auch in einer anderen Dosis als gespritzt.


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