Heute Botrytis entdeckt

  • Seite 1 von 2
21.07.2021 17:54 (zuletzt bearbeitet: 21.07.2021 17:58)
avatar  Yomogi
#1
Yo

Hallo,

an einer Rebe (Aljoshenkin) habe ich heute Botrytis feststellen müssen. Die Beeren sind noch total grün, aber leider habe ich kein Gegenmittel und habe mich da mal im Internet auf die Suche nach mehr oder weniger biologischen Mitteln gemacht. Und das Internet gab mir den Tipp, dass man die befallene(n) Rebe(n) mit Fitasporin spritzen und direkt danach mit Gesteinsmehl bestäuben soll (habe leider diese Seite nicht gespeichert, aber vllt. finde ich sie ja in meiner Chronik). Gelesen - getan, und nun harre ich der Dinge...

Hat das so auch schonmal jemand praktiziert?
Oder hat jemand einen Tipp, wo ich (für Normalsterbliche) ein Mittel gegen Botrytis käuflich erwerben kann?

Danke schonmal.


 Antworten

 Beitrag melden
21.07.2021 20:41 (zuletzt bearbeitet: 21.07.2021 20:48)
avatar  Dietmar
#2
Di

Teldor gibt es in Bau-und Gartenmärkten und im Internet frei verkäuflich. T. wirkt systemisch und hat eine Wartezeit von 21 Tagen bei Reben. T. darf nur einmal im Jahr gespritzt werden.

Ergänzung: Teldor wurde kürzlich in Fungor umbenannt, ist aber das Gleiche.

https://www.heinrichs-agrar.de/pflanzens...frei_p:447.html

Die Werbung mit "Obst pilzfrei" auf der Verpackung ist aber nicht korrekt, denn Teldor/Fungor wirkt nur gegen Botrytis (Grauschimmel) und Monila, nicht aber gegen Pero, Oidium, Sternrußtau u.a. Pilzkrankheiten.


 Antworten

 Beitrag melden
21.07.2021 20:54 (zuletzt bearbeitet: 21.07.2021 21:01)
avatar  Yomogi
#3
Yo

Teldor als solches gibt es das anscheinend nicht mehr (zumindest nicht für den Hausgarten).
Wird bei Amazon als Fungor angeboten (mit max. 2 Anwendungen) https://www.amazon.de/s?k=Teldor&__mk_de...&ref=nb_sb_noss

Ansonsten Teldor dann nur als Gebinde mit Sachkundenachweis...


 Antworten

 Beitrag melden
21.07.2021 21:07 (zuletzt bearbeitet: 21.07.2021 21:21)
avatar  Dietmar
#4
Di

Zitat
(mit max. 2 Anwendungen)



Bei mir steht noch 1 mal drauf.

Siehe auch Anlage - ist von 2021, also aktueller geht es kaum. Siehe Seite 9.

Auch früher sollte Teldor/Fungor nur einmal pro Jahr gespritzt werden. Grund: Verhinderung von Resistenzen.

Dateianhänge
  • Rebschutzbroschüre 2021_Auflage 1.pdf

Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!

 Antworten

 Beitrag melden
21.07.2021 23:09
avatar  Yomogi
#5
Yo

Zitat von Dietmar im Beitrag #4
Auch früher sollte Teldor/Fungor nur einmal pro Jahr gespritzt werden. Grund: Verhinderung von Resistenzen.


Dann wohl doch lieber mit Kaliumhydrogencarbonat spritzen. Oder gibt es damit auch Resistenzen?


 Antworten

 Beitrag melden
22.07.2021 00:04 (zuletzt bearbeitet: 22.07.2021 00:06)
avatar  Dietmar
#6
Di

Zitat
Dann wohl doch lieber mit Kaliumhydrogencarbonat spritzen. Oder gibt es damit auch Resistenzen?



Meines Wissens wirkt Kaliumhydrogenkarbonat wie Natriumhydrogenkarbonat (Natron) vor allem, weil diese Salze sehr basisch sind. Das sollte für alle oberflächennahe Pilze schlecht sein. Meines Wissens nach wirken diese beiden Salze gegen Oidium, aber nicht gegen Pero. Aber wie uns Thuja nachgewiesen hat, ist der Erreger von Pero und der Braun- und Krautfäule kein "echter" Pilz, sondern ein Erreger einer anderen Gruppe von Mikroorganismen. Mir ist auch nicht bekannt, daß diese beiden Salze gegen Botrytis nachgewiesenermaßen wirken, aber es könnte eine "Nebenwirkung" geben ähnlich wie bei Folpet. Bei schwachem Befallsdruck könnte das ausreichen, aber bei größerem Befallsdruck würde ich lieber auf richtige Botrytismittel wie Teldor bauen. In einer Kleinpackung Teldor sind 6 Beutel a 5 g enthalten. Da man für 5 l Spritzbrühe 5 g Teldor braucht und man nur einmal pro Jahr mit Teldor spritzen soll, reicht eine Kleinpackung für 6 Jahre, was den Preis relativiert.

Wenn ich es nicht verschwitzte, spritze ich ein Botrytismittel vor dem Aufziehen der Organzabeutel, da man danach nicht mehr die Trauben spritzen kann.

Bisher sind keine Resistenzen gegen beide Salze bekannt, aber beide Salze sind sehr wasserlöslich, was bedeutet, daß diese nur bis zum nächsten Regen auf den Reben sind. Die Wirkungsdauer ist also im besten Fall eine Woche, aber oft kürzer.


 Antworten

 Beitrag melden
22.07.2021 00:17 (zuletzt bearbeitet: 22.07.2021 00:26)
#7
avatar

Resistenzen nicht, aber Kaliumhydrogenkarbonat dürfte kaum helfen.
Außerdem sind beide Mittel gegen Botrytis im Übrigen vorbeugend zu spritzen, sie verhindern nur den Befall, helfen aber nicht kurativ.
Kenja soll kurativ wirken, sonst ist mir nichts bekannt.
Du kannst also, so zumindest mein Kenntnisstand, eigentlich nur die befallenen Trauben entfernen und weiter vorbeugend mit Teldor spritzen.


 Antworten

 Beitrag melden
22.07.2021 00:42 (zuletzt bearbeitet: 22.07.2021 00:46)
avatar  Dietmar
#8
Di

Manchmal helfen bei Pilzkrankheiten zwei Mittel kurativ:

a) Wasserstoffperoxid 3 ... 4 %
b) wässrige Lösung mit Kaliumpermanganat

--> Abends richtig einschwämmen damit.

Wirkungsweise: Beide Stoffe sind chemisch instabil. Beide Stoffe geben beim Zerfall atomaren Sauerstoff ab. Der atomare Sauerstoff ist im Vergleich zu molekularen Sauerstoff der Luft sehr reaktionsfreudig und das bedeutet, daß alle Arten von Mikroorganismen wie Pilze, Bakterien, Viren u.a. abgetötet werden. Das funktioniert aber nur, wenn die Pilze noch nicht ins Innere der Blätter, Ruten und Trauben eingedrungen sind, denn da sind sie für diese beiden Stoffe nicht erreichbar. Diese Behandlung ist also nur eine Notlösung.

Die Wirkungsdauer ist nur sehr kurz, da sich beide Stoffe in Kontakt zu anderen Stoffen schnell zersetzen. Das bedeutet, man sollte nach Abtrocknung sofort mit einem "richtigen" Fungizid spritzen, um einen erneuten Befall aus Sporen der Umgebung zu verhindern.

Weil diese beiden Stoffe so reaktiv sind, ist der Kauf für Privatpersonen verboten bis beschränkt. Wasserstoffperoxid kann man als Privatperson bis zu einer Konzentration von ca. 3 ... 4 % kaufen, Kaliumpermanganat nur als stark verdünnte wässrige Lösung oder in geringen Mengen kristallin mit Verwendungsnachweis.

Hoch konzentriertes Wasserstoffperoxid wurde als Oxydator in der V2 eingesetzt, weil die Verbrennung eines Treibstoffes mit atomaren Sauerstoff sehr viel heftiger ist als mit molekularen Luftsauerstoff. Kaliumpermanganat wurde früher sehr erfolgreich in der Medizin eingesetzt, z.B. zum Gurgeln bei Halsentzündungen oder zur Desinfektion von Operationswunden - viel besser als heute eingesetzte Antibiotika. Nur leider kann man daraus auch Bomben und Brandsätze herstellen und seit Nine-Eleven wurden nach und nach mögliche Rohstoffe für Terroristen in Europa auf den Index gesetzt, darunter auch bestimmte Unkrautmittel und bestimmte Stickstoffdünger.

Manche sehen auch eine Jod-Lösung als Mittel der Wahl an, aber ich hatte mal irgendwo gelesen, daß es da Rückstände in den Trauben geben kann, die gesundheitlich bedenklich sind. Mir ist so, als hätte ich diese Information von der LWG Bayern (Herrn Engelhardt?).


 Antworten

 Beitrag melden
22.07.2021 06:43
avatar  Yomogi
#9
Yo

Habe ich das so richtig verstanden, dass Teldor (Fungor) quasi auch nur prophylaktisch gespritzt wird? Aber bei Befall von Botrytis Teldor (Fungor) keine Wirkung zeigt bzw. nicht kurativ wirkt?


 Antworten

 Beitrag melden
22.07.2021 12:15
#10
avatar

Zitat von Yomogi im Beitrag #1
Hallo,

an einer Rebe (Aljoshenkin) habe ich heute Botrytis feststellen müssen. Die Beeren sind noch total grün, aber leider habe ich kein Gegenmittel und habe mich da mal im Internet auf die Suche nach mehr oder weniger biologischen Mitteln gemacht. Und das Internet gab mir den Tipp, dass man die befallene(n) Rebe(n) mit Fitasporin spritzen und direkt danach mit Gesteinsmehl bestäuben soll
Das find eich beachtenswert. Erstens das im derzeitigen Stadium Botrytis drauf ist und zweitens, wie man bei Botrytisbekämpfung googeln auf Seiten mit Fitasporin und Gesteinsmehl kommt. Kannst du mir bitte deine Suchbegriffe geben und auch ein Foto zeigen vom Botrytisbefall? Bist du dir sicher, das es wirklich Botrytis ist?

Aber mal zum Thema: Fungizide allein reichen in der Regel nicht aus um Botrytis in den Griff zu kriegen. Wichtigste Maßnahme ist frühzeitiges (Teil)entblättern der Traubenzone. Das muss lange vor erreichen der Erbsengröße passieren, dass die Beerenhaut auch wirklich abgehärtet wächst. Dann die Stickstoffversorgung, also Bodenbearbeitung, Düngerquelle, Wasserversorgung, da sollte es nicht zu extremen Stickstoffschüben kommen. Auch nach der Blüte Trauben putzen ist wichtig, die Blütenkäppchen, wenn sie abfallen, ist das erste was von Botrytis befallen wird, und von dort breiten sich Infektionen aus. Wenn man das handwerkliche alles im Griff hat, können Fungizide wie Fenhexamid, also Teldor/Fungor oder Switch und noch ein paar andere unterstützen. Wenn sie vor einem Befall angewendet werden. Stoppspritzungen gibts nicht wirklich und deshalb bleibt nur ausschneiden von befallenen Pflanzenteilen und den Rest schützen. So wie es Geckoloro schon erwähnt hat.

Zum schützen mehrmals vollballern mit KHCO3 (Verbrennungsgefahr) und Botrytizid.

Aber bitte, zeig doch mal ein Foto von Botrytis auf noch grünen Trauben.

Anbei mal eins von mir, eine schlecht geputzte Traube im viel zu feuchten Mikroklima aufgrund des Standorts und der Pflanzen im Umkreis. Das Botrytisnest, von dem der spätere Befall ausgeht ist eingekreist.


|addpics|wcn-u-0076.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!