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19.09.2021 11:28 (zuletzt bearbeitet: 19.09.2021 11:30)
#11
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Hallo Randolf,

wenn man "Einsatz" zeigt, kann man alles Nötige , um Erfolg zu haben, sehr schnell lernen, denke ich.

Von mir ein paar kurze Antworten:
- wenn beides möglich ist, dann bin ich ein Nord-Süd-Befürworter; wegen Besonnung; andere habe eine andere Meinung oder sagen es ist egal.
- Durchlüftung musst du selbst erreichen(Triebabstände, Laubarbeiten,..)
- deine Nadelgehölze spielen keine Rolle, solange sie keinen Schatten werfen
- Sorte, je nach Belieben(siehe Forum; jeder stellt dieselbe Frage); am besten möglichst frühe Sorten wählen


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19.09.2021 12:08
avatar  Dietmar
#12
Di

Ich begrüße Dich hier im Forum.

Wenn möglich, sollte die Nord-Süd-Richtung gewählt werden, eventl. auch SüdSüdWest gegen NordNordOst. Das hat mehrere Gründe, z.B.:

1. In der Mittagszeit heißer Tage besteht die Gefahr von Sonnenbrand an den Trauben. Bei NordSüd bzw. noch besser SüdSüdWest zu NordNordOst scheint die Sonne in dieser kritischen Zeit nicht auf die Trauben, sondern auf die Laubwand darüber.
2. Wenn die Sonne bei einer Ost-West-Ausrichtung nur auf eine Seite der Trauben scheint, reifen viele Sorten unregelmäßig, d.h. eine Seite der Traube ist reif und süß und aromatisch und die andere Seite noch etwas unreif.

Nicht immer läßt das Grundstück diese Ausrichtung zu, aber wenn ja, dann sollte man das beachten.

Zu den Nadelgehölzen:

1. Kiefern und Fichten werden sehr hoch, so daß eine Abschattung der Reben möglich wird und wegen der seitlichen Ausladung auch, wenn die Bäume im Norden stehen.
2. Wenn man 2021 mal wegläßt, dann sind die Sommer im Elbtal in den letzten ca. 10 Jahren immer trockener geworden. Das bisherige Extrem war im Norden von Dresden ein Gesamtjahresniederschlag von unter 200 l/qm bei normal 680 l/qm. Das war weniger als in der Wüste Kalahari. Bäume bilden ein großes Wurzelsystem, das vor allen bei Trockenheit weit seitlich des Stammes wächst. Dadurch trocknet der Boden im Umkreis stark aus und die Reben vertrocknen oder verkümmern. So viel kannst Du gar nicht gießen, wie die Bäume wegsaufen.

Zum Sandboden:

Sandboden hat mehrere Nachteile:
- kann Wasser nicht halten
- hat keine Nährstoffe und kann Dünger nicht halten - versickert alles ins Grundwasser

Vor der Pflanzung sollte man den Boden "verbessern", z.B.:
- ca. 1/3 Lehm im trockenen Zustand untermischen, mindestens in einer Höhe von 30 cm
- pro Pflanzloch 1 ... 2 Kg Urgesteinsmehl gut untermischen - sichern die Versorgung mit Spurenelementen lebenslang
- Kompost untermischen

Alternativ zum Lehm, der sich schwer mit Sand mischen läßt (Klumpenbildung), bestelle eine LKW-Ladung synthetischen Mutterbodens, den es z.B. bei der Kompostwirtschaft Dresden-Kaditz oder Hasse-Transport Radebeul gibt. Dieser synthetische Mutterboden besteht zu ca. 1/3 aus Lehm und 2/3 aus Grünschnittkompost. Diesen synthetischen Mutterboden 1:1 mit Deinem Sandboden mischen und dabei Urgesteinsmehl 50 Mikrometer von Schicker Mineral untermischen. Das Urgesteinsmehl in den Bau- und Gartenmärkten taugt meist nichts, oft mehr Sand und manche Sorten mit Kalk gestreckt. Da im Raum Dresden oft Kalkmangel herrscht, sollte man pro Quadratmeter ca. 1 kg Kalk unterschischen. Der Grünschnittkompost enthält noch viele kleine Holzspäne, so daß dieser Kompost nicht wie Gartenkompost in wenigen Monaten zersetzt ist, sondern jahrelang den Boden locker hält. Allerdings ist der Nährstoffgehalt geringer als beim Gartenkompost.
Ein Kegelbruder von mir wohnt in Dresden-Hellerau. Auch er hat Sandboden, auf dem fast alles nur mickert. Nach dem Untermischen von Lehm werden die Pflanzen plötzlich 3-mal so groß und kräftig.

Eine große Gefahr im Weinanbau ist die Überdüngung mit Kalium, Phosphor und Magnesium. Es dauert viele Jahrzehnte, bis diese Nährstoffe im Boden abgebaut werden. Deshalb empfiehlt es sich dringend, eine Bodenanalyse machen zu lassen, bevor mit diesen Nährstoffen gedüngt wird und dann nur das zu düngen, wo ein Mangel herrscht. Im Dresdner Raum ist oft eine Überversorgung mit Kalium und Phosphor, die schon vor dem 2. Weltkrieg herrührt. Mehrstoffdünger wie Blaukorn sind da das reinste Gift.

Herbstpflanzungen sind im Raum Dresden nicht so optimal, da ein beträchtlicher Teil der Reben im ersten Winter erfriert, da im Raum Dresden die Winter zeitiger beginnen und länger anhalten und kälter sind als in Westdeutschland.
Viel besser hier sind Pflanzungen im Frühjahr bzw. im ersten Teil des Sommers. Da haben die Reben genug Zeit zum Verholzen und Einlagern von Nährstoffen. Nur verholzte Teile der Reben überstehen Frost.

Zu den Rebsorten:
Ich empfehle Dir nur Sorten mit einer maximalen Reifezeit von 110 Tagen und einer Frostfestigkeit von mindestens -23 °C. Die Sorten in den hiesigen Bau- und Gartenmärkten sind für den Raum Dresden zu spät und zu frostempfindlich. Allgemein gilt:
- Nur veredelte (gepfropfte) Reben pflanzen. Im Internet werden oft stillschweigend nur unveredelte Reben angeboten. Diese sind im Elbtal verboten (Reblausgefahr). Wenn man erwischt wird, drohen harte Strafen.
- Glaube nie den Sortenbeschreibungen der Anbieter. Diese sind oft geschönt. Erkundige Dich vor!!! dem Kauf in Sortendatenbänken und hier im Forum. Darüber hinaus gibt es negative Eigenschaften, die in keiner Sortenbeschreibung stehen, z.B. die Neigung zum Platzen, unterschiedliche Reife innerhalb der Traube, das schnelle Abfallen reifer Beeren usw.. So etwas findest Du nur hier im Forum oder in russischen und ukrainischen Foren. Zur Übersetzung gibt es den Google-Translator und Deepl. Jeder Versuch, der schief geht, kostet Dich 3 bis 4 Jahre. Deshalb lohnt es sich unbedingt, vorher gründlich zu recherchieren.


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19.09.2021 12:36
#13
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Ich weiß nicht ob ich mit so viel Kompost arbeiten wollen würde. Das birgt immer wieder die Gefahr, das zum absolut ungewolltesten Zeitpunkt hohe Stickstoffmengen freigesetzt werden.

Ansonsten finde ich lässt sich mit geeignetem Gründünger eine bessere Bodengare erreichen als mit Kompost, weil das Bodenleben durch Gründünger ernährt wird, Kompost kann das nicht in dem Maße, der wurde schon mal gegessen.


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19.09.2021 12:40
avatar  Dietmar
#14
Di

Ich habe etwas vergessen:

Die meisten russischen und ukrainischen Tafeltrauben-Sorten, und nur die taugen etwas für den Raum Dresden, sind sehr wüchsig, d.h. sie brauchen sehr viel mehr Platz in der Breite und Höhe als Weintrauben. Ich habe momentan einen Abstand der Reben in der Reihe von 2,6 m und das ist noch zu eng. In Weinbergen ist der Abstand der Reben in der Reihe nur ca. 0,8 ... 1,1 m.

Ich habe die längsten Weinbergpfähle, die es in Sachsen gibt. Diese sind ca. 2,7 m lang und da diese bei lockeren Böden mindestens 0,7 m tief eingegraben bzw. eingeschlagen müssen und unter Beachtung der Schrägstellung der Reihenendpfähle ist dann die Höhe der Laubwand nur noch ca. 1,7 m, also wie in den Weinbergen. Das ist viel zu niedrig für Tafeltrauben. Ich habe deshalb die Weinbergpfähle "verlängert". Das wurde hier im Forum beschrieben.

Holzpfähle, auch kesseldruckimprägnierte, vergammeln in wenigen Jahren im Boden. Verwendet man verzinkte Einschlaghülsen, halten die Holzpfähle viel länger. Allerdings sind diese Einschlaghülsen für lockere Böden viel zu kurz, d.h. eine Laubwand wirkt im Wind wie ein Segel und bei stärkerem Wind würden solche Konstruktionen umfallen.

Momentan sind die Stahlpreise sehr hoch und die Weinbergpfähle kosten etwa doppelt so viel wie vor ca. 3 Jahren, so daß manche Traubenfreunde Eigenkonstruktionen bevorzugen. Beachte: Der oberste Draht sollte so hoch sein, daß man ihn auf Zehenspitzen gerademal erreicht.

In Sachsen gibt es Weinbergpfähle und Zubehör nur noch in der Baywa Großenhain. Ein Reihenendpfahl kostet im Momente über 26 Euro. Mittelpfähle sind etwas billiger. Dann brauchst Du noch Anker für die Reihenendpfähle und Hakenbügel für jeden Draht pro Reihenendpfahl.

Da die Spaliere für Tafeltrauben höher sind als bei Weintrauben, muß der Abstand zwischen den Reihen größer sein, damit sie die Reben sich nicht gegenseitig beschatten. Der minimale Reihenabstand sollte 2 m sein. Besser ist etwas mehr.


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19.09.2021 12:56
avatar  Dietmar
#15
Di

Zitat
Ich weiß nicht ob ich mit so viel Kompost arbeiten wollen würde. Das birgt immer wieder die Gefahr, das zum absolut ungewolltesten Zeitpunkt hohe Stickstoffmengen freigesetzt werden.



Im Prinzip ist das richtig und zu viel Stickstoff erhöht z.B. die Pilzgefahr und verzögert die Reife und verschlechtert.

Der hiesige Grünschnittkompost ist jedoch nicht mit Gartenkompost zu vergleichen. In der Kompostwirtschaft Dresden-Kaditz werden nur gehäckselte Strauch- und Baumteile kompostiert, keine Abfälle aus der Biotonne. Deshalb ist der Grünschnittkompost im Boden über einige Jahre stabil und zersetzt sich nur langsam. Gehäckselte Baumteile enthalten nur wenige Nährstoffe und nur wenig Stickstoff. Der Zweck des Grünschnittkompostes ist nicht die Düngung, sondern eine lockere Bodenstruktur. Früher wurde auch der Inhalt der Biotonnen kompostiert, aber seit einigen Jahren hat die Stadt ein Biogaskraftwerk, was mit dem Inhalt der Biotonnen "ernährt" wird. Damals hatte der städtische Kompost viel mehr Nährstoffe, aber auch unerwünschte Chemikalien, die Idioten mit in die Biotonne geworfen hatten.

Der Begriff Grünschnittkompost ist sehr irreführend, da höchsten mal ein paar grüne Blätter beim Ausästen von Bäumen und Sträuchern aus den städtischen Grünanlagen und Wäldern grün sind. Vielleicht sind auch geringe Mengen Grasschnitt dabei, aber nicht viel, da erstens durch die trockenen Sommer nicht mehr viel Gras wächst und wegen der lieben Insekten meist nur noch ein- bis zweimal im Jahr gemäht wird. Größere Grasflächen wie z.B. die Elbwiesen wurden dadurch für Bauern interessant zum Heumachen. Das spart der Stadt viele Kosten und das Gras landet nicht mehr im Kompost, sondern im Magen der Rinder und Schafe.


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21.09.2021 21:13
avatar  Randolf
#16
Ra

Hallo
hiermit möchte ich mich für die freundliche Aufnahme in diesem sehr informativen Forum bedanken.
@Geckoloro , Dietmar, thuja thujon , einen umfassenden Dank für die ersten konstruktiven und hilfreichen Tipps zur Vermeidung von kardinalen Fehlern am Beginn der Beschäftigung mit dem Rebanbau, speziell an Dietmar für die sehr offene und hilfreiche Darlegung der Besonderheiten in unserer Region im Umland von Dresden. Habe verstanden wie wichtig die Bodenvorbereitung bei der ganzen Sache ist, und damit werde ich mich erstmal in Ruhe beschäftigen. Peinlich, aber jetzt ist mir richtig klar geworden, daß wir bei unseren bisherigen Pflanzungen auf dem mageren Sandboden bisher viel zu wenig auf die Bodenvorbereitung geachtet haben. Daher sind einige Bäume kaum gewachsen.
Sehr gut, daß die Risiken des Winters mit Frösten bei der Erstplanzung übermittelt wurden.

Die ganze Sache möchte ich langfristig angehen ,eher als Investition in die Zukunft unter den Bedingungen des Klimawandels hier im Elbtal.
Wir sind im Nachbarort von Radebeul ansässig und beim Sonntagspaziergang unweit der alten Rebenversuchstation Radebeul-Zitzschewig konnte ich vorgestern in einem besonnten Grundstücksvorgarten einen grandiosen Behang mit Tafeltrauben trotz der schwierigen Witterung in 2021 bewundern. Das war die richtige Motivation sich mit der Sache zu versuchen. Viele Grüße Randolf


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