Bogrebenerziehung vs. Waagerechtkordon

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20.09.2020 12:17
avatar  Dietmar
#21
Di

Hier meine Erfahrungen zum Threatthema:

Ich hatte bei mehreren Reben von der Bogreben- auf die Waggerechtkordonerziehung umgestellt. Der Gedanke dahinter war:

- mehr Holz mit den daraus angestrebten Effekten
- mehr Zucker und Aroma
- frühere Reife
- größere Trauben und Beeren
- geringerer Aufwand beim Rebschnitt

Meine Versuche haben leider ergeben, daß der Waagerechtkordon in allen relevanten Eigenschaften deutlich schlechtere Ergebnisse brachte als die Bogrebenerziehung. Woran liegt das?

Dazu habe ich mich mal in der Literatur kundig gemacht. Im Buch "Rebschnitt" von Becker, Götz, Hörsch und Petgen von 2020 wird das wie folgt begründet:

Beim Waagerechtkordon bleiben die ehemaligen Bogreben stehen und alle Fruchtruten werden auf 2 Augen geschnitten. Die basale Fruchtbarkeit der ersten beiden Augen ist jedoch bei vielen Rebsorten nur gering, d.h. die Fruchtruten tragen nur wenige kleinere Trauben mit kleineren Beeren. Ich hatte den Waagerechtkordon bei Galachad und Tigin erprobt und beide Sorten gehören anscheinend zu den Sorten, die für so kurze Anschnitte nicht geeignet sind. Im o.g. Buch werden Rebsorten aufgeführt, welche für Waagerechtkordon geeignet bzw. ungeeignet sind, aber das betrifft nur Weintrauben, nicht Tafeltrauben.

Die Idee der Winzer zum Waagerechtkordon:
1. Ist schneller als Bogrebenschnitt, starke Reduzierung des Arbeitsaufwandes und damit der Kosten
2. ist fachlich viel einfacher als Bogrebenerziehung, so daß Hilfskräfte eingesetzt werden können
3. ist auch maschinell möglich

Es gibt aber nur einige Weinsorten, bei denen der Waagerechtkordon erfolgreich war.


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20.09.2020 13:32 (zuletzt bearbeitet: 20.09.2020 13:33)
avatar  Micha74
#22
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[quote=Dietmar|p10515]Hier meine Erfahrungen zum Threatthema:

Ich hatte bei

Meine Versuche haben leider ergeben, daß der Waagerechtkordon in allen relevanten Eigenschaften deutlich schlechtere Ergebnisse brachte als die Bogrebenerziehung. Woran liegt das?

Dazu habe ich mich mal in der Literatur kundig gemacht. Im Buch "Rebschnitt" von Becker, Götz, Hörsch und Petgen von 2020 wird das wie folgt begründet:

Beim Waagerechtkordon bleiben die ehemaligen Bogreben stehen und alle Fruchtruten werden auf 2 Augen geschnitten. Die basale Fruchtbarkeit der ersten beiden Augen ist jedoch bei vielen Rebsorten nur gering, d.h. die Fruchtruten tragen nur wenige kleinere Trauben mit kleineren Beeren. Ich hatte den Waagerechtkordon bei Galachad und Tigin erprobt und beide Sorten gehören anscheinend zu den Sorten, die für so kurze Anschnitte nicht geeignet sind. Im o.g. Buch werden Rebsorten aufgeführt, welche für Waagerechtkordon geeignet bzw. ungeeignet sind, aber das betrifft nur ........

Da bin ich anderer Meinung.
Da wird alles auf zapfen ein einheitsschnitt ;kahl sozusagen geschnitten wird, ohne Rücksicht auf die Sorte,
trotz wagerechtem Kordon lass ich lange trageruten staat Zapfen und hab guten Ertrag .
Das was die schreiben ist keine Allgemeinheit,, Mit dem Schnitt wirds auch kaum Ertrag geben.
Wir schneiden der Sorten angepasst-siehe Ergebnisse.

Laut dene Bücher muss mann entlauben entspitzen entgeizen ganzen Sommer sozusagen Hecke schneiden,damit mann im Herbst die Sorte als untauglich einstuft da nicht reif sauer keine oder nur kleine Trauben.

Sicher für maschinellen erwerbsanbau muss alles Standard wie im Weinberg sein.

Da sind wir aber weiter.


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20.09.2020 14:11
avatar  urmel
#23
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Ich liebe die Kordonerziehung. Viel altes Holz, einfacher Schnitt, super Erträge! Was will man mehr?

Man muss nur wissen welche Reben am langen Holz tragen und was man haben möchte

K. Lutschistij ist so eine, Basalaugen eher kümmerliche oder gar keine Trauben, ab dem 3-4 Auge kann man ansehnliche Trauben erreichen, ab 5,6,7 werden es Riesen.
Ich habe mich für die goldene Mitte entschieden, Auge 1und 2 sind für's kommende Jahr, 3,4 und 5 Tragruten, dahinter schneide ich sie ab.
Erstens ist nicht mehr Platz und zweitens übernimmt sich Lutschistij immer sehr wenn man sie lässt.

Zimus soll ähnlich sein, da habe ich noch keine Erfahrung. Allerdings hat Jakob mal geschrieben: wer seine Ruhe und schöne Trauben will schneidet sie kurz, wer Angebertrauben will und Überlastung riskiert schneidet lang.

Venus trägt auf jedem Trieb mindestens drei Trauben egal ob sie aus dem Basalauge oder weiter hinten austreiben. Und es wird alles ohne ausdünnen reif!

Bogreben habe ich gar keine mehr bei mir.


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20.09.2020 14:56
avatar  Dietmar
#24
Di

Zitat
Da bin ich anderer Meinung.
Da wird alles auf zapfen ein einheitsschnitt ;kahl sozusagen geschnitten wird, ohne Rücksicht auf die Sorte,
trotz wagerechtem Kordon lass ich lange trageruten staat Zapfen und hab guten Ertrag .
Das was die schreiben ist keine Allgemeinheit,, Mit dem Schnitt wirds auch kaum Ertrag geben.
Wir schneiden der Sorten angepasst-siehe Ergebnisse.

Laut dene Bücher muss mann entlauben entspitzen entgeizen ganzen Sommer sozusagen Hecke schneiden,damit mann im Herbst die Sorte als untauglich einstuft da nicht reif sauer keine oder nur kleine Trauben.



Beim Waagerechtkordon lang anzuschneiden funktioniert nur im ersten Jahr. Danach kann ich es mir nicht so recht vorstellen, außer man hat ein sehr hohes Rankgitter am Haus. Am Drahtspalier geht das nicht. Bei längerem Anschnitt am Waagerechtkordon würde ja die Laubwand jedes Jahr rund einen halben Meter höher werden und der untere Teil der Reben verkahlen.

Natürlich mache ich das ganze Jahr über Laubarbeit , z.B. Entgeizen, Entspitzen usw. und eine starke Ertragsregulierung.

Bezüglich der von Dir erwähnten langen Tragruten scheinst Du etwas zu verwechseln.

Deshalb möchte ich meine Schnittmethode beim Waagerechtkordon noch einmal genauer beschreiben:

Ausgangspunkt des Waagerechtkordons war eine Rebe mit 2 Bogreben. Um mehr Holz als Speicher zu etabblieren, bin ich bei einigen Versuchsreben auf Waagerechtkordon umgestiegen. Dazu habe ich die Fruchtruten = Tragruten beim Rebschnitt auf 2 Augen zurück geschnitten, d.h. die ursprüngliche Bogrebe verbleibt und bildet zusätzliches Holz. Aus den beiden Augen der angeschnittenen Zapfen entstehen im Frühjahr die neuen Fruchtruten = Tragruten, die dann recht lang wachsen.

Da aus jedem Zapfen 2 Fruchtruten entstehen, wird die Laubwand doppelt so dicht wie bei der Bogrebenerziehung mit negativen Auswirkungen auf die Durchlüftung und Pilzfestigkeit. Bei der Bogrebenerziehung entstehen nicht aus allen Knospen der Bogrebe Fruchtruten. Beim Waagerechtkordon hat man also die doppelte Chance auf Fruchtruten, so daß "kahle Stellen" an Fruchtruten vermieden werden können. Außerdem ist bei der Waagerechtkordonerziehung die Spätfrostgefahr geringer, da man ja Reservefruchtruten hat. Nach den Eisheiligen sollte aber je eine der beiden Fruchtruten pro Zapfen weggeschnitten werden, da sonst die Laubwand zu dicht wird und die Rebe so viele Fruchtruten gar nicht ernähren kann, zumindest nicht in meinem Klima.

Dabei gibt es ein Dilemma. Über die Jahre werden die "Zapfen" immer länger, also um 2 Knospen. Um das zu minimieren, müßte man die Fruchtrute wegschneiden, die am Zapfen oben ist. Andererseits ist es aber bei vielen Rebsorten so, daß die Fruchtbarkeit der Fruchtruten aus der vorjährigen Fruchtrute davon abhängt, aus welcher Knospe der vorjährigen Rute die neue Fruchtrute austreibt.

Bei der Bogrebenerziehung bedeutet das, daß die stammnahen Fruchtruten viel schlechter tragen als die anderen. Meist trägt die stammnäheste Fruchtrute am schlechtesten, danach die zweite Fruchtrute und bei vielen Sorten ist das Maximum der Fruchtbarkeit, Traubengröße, Beerengröße usw. an den Fruchtruten aus der 3. und 4. Knospe der Bogrebe, vom Stamm aus gezählt.

Beim Waagerechtkordon wird ja auf Zapfen geschnitten, d.h. auf 2 Knospen. Aus diesen beiden Knospen entstehen die neuen Fruchtruten, aber bei vielen Rebsorten ist die Fruchtbarkeit aus diesen beiden ersten Knospen des Zapfens am geringsten und die weiter entfernten viel fruchtbareren Knospen wurden beim Zapfenschnitt ja weggeschnitten.

Nun gibt es Rebsorten, die auf Zapfen geschnitten gut tragen, aber die meisten eben nicht. Da dazu für Tafeltrauben keine Literatur existiert, konnte ich das nur ausprobieren, ob die getesteten Reben dafür geeignet sind. Galachad und Tigin sind das bei mir nicht. (3 Jahre getestet)

Ein ähnliches Problem gibt es bei den Pfahlreben (Weinbäumchen). Im Weinbaugebiet Saale-Unstrut, wo ich vor kurzem war, gab es einige Lagen mit dieser Pfahlerziehung, in der Regel, wo ein Drahtspalier nicht möglich oder sinnvoll war. Ich hatte mir diese Pfahlerziehung näher angesehen. Die betrachteten Reben hatten eine Vertico-Erziehung, also einen Senkrechtkorden - auf Zapfen geschnitten, d.h. die Zapfen waren in verschiedenen Höhen am Stamm.

Andere Möglichkeiten der Pfahlerziehung sind Moselerziehung und Trierer Rad. Auf den ersten Blick erscheinen diese Erziehungsformen komisch. Der Hintergrund ist jedoch der bereits Erwähnte. Bei der Moselerziehung wird eine der vorjährigen Fruchtruten zu einem senkrecht stehenden Kreis gebogen und befestigt. Bei stärker wüchstigen Sorten werden 2 vorherige Fruchtruten so gebunden, so daß ein Herz entsteht. Auf diese Weise ist gesichert, daß es bei den vorherigen Fruchtruten noch Kospen an der 3. bis 5. Stelle gibt, die eben am fruchtbarsten sind und die beste Qualität an Trauben bringen.

Die hier im Forum diskutierte F-Erziehung ist nichts anderes als eine Art Moselerziehung, nur nicht am Pfahl, sondern am Spalier.

Beim Trierer Rad wird eine vorjährige Fruchtrute um ein Rad waagerecht gebunden. Das hat einige Vorteile, z.B. eine stabilere Fixierung der neuen Fruchtruten, so daß diese bei Wind oder schwerer Belastung nicht brechen. Die gleiche Höhe aller Knospen an der Fruchtruten kommt der Biologie der Rebe entgegen. Trotzdem ist das Trierer Rad fast vollständig verschwunden, da der Arbeitsaufwand sehr hoch ist.

Ich werde künftig bei der Ertragsregulierung dieses Faktum mehr berücksichtigen, also insbesondere bei den Fruchtruten 3 bis 5 je eine Traube hängen lassen und an den Fruchruten 1 und 2 (vom Stamm aus gezählt) alle Trauben entfernen, da diese bei vielen Rebsorten ohnehin kleiner und weniger wohlschmeckend werden.

Nun kann es ja sein, daß in westlichen Weinbaugebieten das keine so große Rolle spielt, aber in den Polarregionen ist es eben ein Unterschied, an welcher der Fruchtruten die Traube hängt.


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20.09.2020 17:11
avatar  Dietmar
#25
Di

Zitat
Ich liebe die Kordonerziehung. Viel altes Holz, einfacher Schnitt, super Erträge! Was will man mehr?



@Urmel

Bald fallen die Blätter und da würde ich gern zwei Fotos von Dir sehen:

1. Eine Rebe mit Kordonerziehung und mehrmaligen langen Anschnitt vor dem Rebschnitt.

2. Die gleiche Rebe nach dem Rebschnitt.


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20.09.2020 18:30
avatar  urmel
#26
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Kannst Du haben


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20.09.2020 18:45
avatar  Micha74
#27
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auch beim wagerechten kordon kann mann jedes Jahr lange ruten lassen.der erste trieb lässt man auf zapfen für ruten und zapfen fürs nächste jahr, der zweite oder passende wird wagerecht geschnitten und gebunden. davon lasse ich zwei drei ruten mit bis 10 augen.hört sich viel an, 36 augen je rebe.nicht alles treibt oder ist brauchbar ,breche nach dem austrieb aus bis auf 10 -12 triebe.alles andere wird weg geschnitten.
sollten passende wassertriebe aus dem wagerechten Kordon kommen , lasse ich einer oder zwei.da kann ich im nächsten Jahr die als trageruten nehmen, und den kordon verjüngen.
alles nur meinungssache.
Preopraschenie oder Kischmis stoletie auf Zapfen schneiden ,da kann man lang auf Ertrag warten


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20.09.2020 19:08
avatar  urmel
#28
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Genau so


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20.09.2020 22:38
#29
Vo

@Dietmar

Dieses Jahr mag schlecht sein. Die Zukunkt kann und muss besser werden.

Vielleicht denkst du noch mal über eine durchsichtige Verkleidung der Südfassade nach. Auch wenn sie gedämmt sein sollte und dadurch keine Wärme speichern kann, könnte der Boden in einem kleinem Gang und die Sonne diese Funktion übernehmen. Denke an den Erzgebirgler der schlechtere Voraussetzungen hat und mit seinen Gewächshäusern respektable Ergebnisse einfährt.


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13.12.2020 18:47 (zuletzt bearbeitet: 13.12.2020 19:08)
#30
Oh

Es gibt noch eine Kordon Variante, die für unseren Eiswinzern am besten geeignet ist.
Veyer Kordon.
Nur zwischen den Trieben soll 25-30 cm Abstand sein.
Normale Spalier:
https://youtu.be/4W7fYRtyBQs
Doppelspalier:
https://youtu.be/bG_FDbZoh1I


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