Senkrechte " f " Erziehung

  • Seite 7 von 16
26.12.2018 00:01
avatar  Reblaus
#61
Re

Die Reben sind jetzt fertig geschnitten. Das Schneiden war dieses Jahr zeitraubender als sonst, weil ich bei jeder Rebe minutenlang davorstand und individuell überlegen musste, was wohl der beste Schnitt für die jeweilige Rebe ist. Bei vier Reben half der beste Schnitt nichts, die wurden bodennah abgeschnitten (u.a. Ontario, Suzi, Kyoho) und werden durch neue Sorten ersetzt.

Heute wurden nun bei herrlichem Wetter anstatt Weihnachts-Verwandschafts-tourismus die Reben angebunden und in Form gebracht. Mein Garten sieht jetzt sehr lustig aus. Die Reben sind in abgewandelter “f”-Form mal in Form eines Quadrates, mal als großes “C”, mal als kleines “c”, mal als “e”, mal als Kordon mit kleinen Fruchtruten und mal als frischer Kordon ohne Fruchtruten geschnitten und geformt, je nachdem, was letztjähriger Wuchs und Entwicklung hergegeben haben. Ich bin ja immer noch skeptisch, was die “f”-Form angeht. Es sieht schon sehr ungewohnt aus und bedurfte einiger Überwindung. Der geringe Pflanzabstand zugunsten vieler Sorten lässt mir aber keine andere Wahl. Und Jakob sagt, wir Männer sollen nicht so viel hinterfragen, sondern einfach ihm nachmachen. Also habe ich nicht gefragt und einfach gemacht.

Einer meiner Gartennachbarn ist übrigens ein pensionierter Winzer, mit dem ich immer wieder kontroverse, aber interessante Dialoge führe. Wenn der meine neuen Kreationen sieht, wird er sich wieder kopfschüttelnd abwenden, weil man so auf keinen Fall Reben schneidet. Ich kann nur hoffen, dass ich ihm im kommenden August zeigen kann, dass Tafeltrauben nun mal anders behandelt werden müssen als Weintrauben. Nur bei der Spaliererhöhung auf 2,50 m vor einigen Wochen hat er mir endlich mal Recht gegeben. Eigentlich würden die Winzer das ja auch gerne machen, scheitern aber aufgrund der maschinellen Bearbeitung der Rebzeilen an der Höhe.

Anbei nun zwei Bilder zur Veranschaulichung meiner Bemühungen: auf Bild 1 sieht man links Piesnia in fast vollendeter Quadratform, dahinter Olimpiada in “e”-Form und dahinter Dolgozdany wieder in fast vollendeter Quadratform. Auf Bild 2 sieht man Bozi Dar in Form eines großen “C”. Mehr gab die Rute nicht her. Bozi Dar durfte letztes Jahr nur eine Traube tragen (der innere Schweinehund wurde weggesperrt) und hat als Dankeschön mehr als daumendickes Holz gebildet. Ein super Beispiel für die Wahl: Wachstum oder Ertrag. Der obere Teil des Bogens befindet sich jeweils auf knapp 2 m Höhe. Daneben ist Bulust zu sehen. Die durfte auch nur eine Traube tragen, hat auch daumendickes Holz gebildet, schaffte es aber nur zu einem kleinen “c”. Beide werden kommendes Jahr zur Quadratform vollendet. Gut zu sehen ist übrigens überall mein Reservezapfen.

Mit dem Blenden der Knospen warte ich noch etwas ab bis abzusehen ist, ob der Februar nicht doch noch einen Extremfrost hervorbringt.
|addpics|hus-1g-4e3d.jpeg,hus-1h-a7d0.jpeg|/addpics|


 Antworten

 Beitrag melden
26.12.2018 17:13
avatar  jakob
#62
avatar

Hoffentlich Wurzelmasse packt die Länge vom Trieb, leider habe ich nicht so viel Erfragung um zu sagen wie viel Augen währen optimal bei diese länge vom Trieb. Ich würde mal nur 3 Augen lassen oder sogar 2 um kräftige Triebe zu bekommen...
Dass die Länge kraft und Ressourcen braucht das steht Fest und gut das du auch kürzere "e" gemacht hast um selbst Gefühl zu bekommen wie die Länge auf Rebenentwicklung auswirkt..

Bei Weinreben mit Trauben von 150-350g pro Rute Spaliere von 2,50m aufstellen und Maschinen über 3M hoch entwickeln ist sinnlos und dumm.
Wir dagegen betreiben Obstbau das kann bestimmt auch Winzer verstehen dass wir auch andere Wege in Deutschland dafür suchen..


 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2018 19:20
avatar  Jopse
#63
avatar

Vielen Dank Reblaus für die ausführliche Erläuterung und die Bilder.

Daran kann ich gut erklären, an welcher Stelle ich noch Verständnisschwierigkeiten habe. In Jakob's senkrechter "f" Erziehung kommt das äußerste Ende der Rute flach auf dem untersten Draht zu liegen. Nun meine ich verstanden zu haben, dass man alle Augen blendet, bis auf diesen äußersten letzten Meter, dort würden sich dann die neuen Tragruten bilden. Somit hat man den Stamm um 4 - 5 m "verlängert" und dadurch das Verhältnis von Altholz zur Biomasse der Tragruten verbessert.

Vorausgesetzt ich habe es bis hierher richtig verstanden, wäre meine Frage:
Wie geht es dann im Jahr darauf weiter?
Wie bilden man einen "Kopf" aus? ...oder macht man das gar nicht?

Bei den meisten meiner Reben wird sich im Frühjahr die "Erziehungsfrage" stellen.

Vier meiner Reben (Everest, 2x Livia und Lorano) sind dieses Jahr 5 - 7 m lang gewachsen. Damit wäre genügend Länge vorhanden um die f-Erziehung zu machen. An einer der beiden Livia habe ich das heute einmal ausprobiert. Ich war überrascht wieviel "Länge" so eine f-Form braucht. Von den ca. 5,5m kam gerade mal 1m auf dem untersten Draht zu liegen. ...aber so soll es ja wahrscheinlich auch sein

Alladin, AmetNow, Galachad und Beikonur sind "nur" 4-5m lang. Da wird es schon knapp, da diese Ruten auf dem letzten Meter auch schon etwas dünn sind. Das würde wahrscheinlich für ein c oder e reichen, aber da habe ich nicht verstanden wo die Tragruten laufen sollen. Das Ende des Triebs liegt hier auf mittlerer Höhe. Damit würde man doch den Vorteil eines XL-Gerüsts wieder verlieren, oder ?!?

Mit diesen mittellangen Ruten könnte ich nun zwei Dinge tun.
1. Ich könnte die Rute auf dem untersten Draht der Länge nach anbinden und alle bis auf die vordersten Augen blenden. Vorne könnte ich einige wenige Tragruten ziehen. Von diesen Tragruten könnte ich die Kräftigste ich im folgenden Winter als Stammverlängerung verwenden. In Summe müsste die Länge dann für ein f reichen. Voraussetzung wäre dass sich dr Stamm aus dem ersten Jahr dann überhaupt noch biegen lässt.
2. Ich könnte meine mittellangen Ruten nochmals auf zwei Augen einkürzen und darauf spekulieren, dass beim zweiten Anlauf ebenfalls über 6m Länge bekomme.

Was meint ihr?


 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2018 20:32
avatar  jakob
#64
avatar

Auf Grund dass es noch in der Entwicklung ist es wäre Gefährlich alle in einen Korb zu werfen.
Tu am besten alle f und S und C und Klassisch. Dann kannst du nächste Jahre sehen was wirklich sinnvoll ist..


 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2018 23:59
avatar  Reblaus
#65
Re

Das kommt auf die Stärke der Rebe und die Stärke und Länge der Fruchtrute an.

Wenn der Rebstamm schon stark genug ist und die Fruchtrute sehr lang, dann kann man das volle “f” versuchen. Im Idealfall soll am Ende der Rute ein Teil der Fruchtrute quer auf dem untersten Draht zu liegen kommen. Dann werden gem. Jakob bis auf ein paar wenige Augen am Ende der Rute alle anderen Augen geblendet. Ich werde aber nicht nur ganz am Ende Augen stehen lassen, sondern am Ende 2 - 3 Augen, dann Richtung Stock etwas Platz lassen (d.h. 2-4 Augen blenden), ein Auge lassen, dann wieder etwas Platz lassen und noch ein Auge stehen lassen. Warum? Manchmal trocknet das Ende der Fruchtrute über Winter ein, insbesondere dann, wenn sie am Ende nicht sehr stark ist. Dann verlierst Du zwar die letzten Augen, hast aber in einem gewissen Abstand jeweils noch 1 -2 Augen zur Sicherheit. Je nachdem, wie sich die Augen entwickeln, kann man im Idealfall die letzten 2 - 3 Augen wachsen lassen und die Augen davor wieder ausbrechen. Ich habe zur absoluten Sicherheit sogar noch einen Sicherheitszapfen stehen lassen. Wenn aber die Rute am Ende immer noch annähernd fingerdick ist, können m. E. diese Sicherheitsaugen entfallen.

Wenn der Rebstamm noch nicht so stark ist oder die Fruchtrute eher dünn bzw. zu kurz, habe ich kein volles “f” (bei mir ein volles Quadrat) geformt sondern nur einen Teil davon. Raus kommt dann je nachdem nur ein “c” oder ein “e”. In diesem Fall kommen die tragenden Knospen beim “c” auf dem obersten Draht bzw. beim “e” auf dem mittleren Draht an. Hier werden sich die neuen Triebe im Laufe des Sommers nach unten biegen. Der Vorteil des XL-Spaliers wird dann nicht zum Tragen kommen. Aber Du planst ja nicht für ein Jahr, sondern für die Zukunft. Hier gehe ich genauso vor wie oben beschrieben. Ziel ist im kommenden Jahr eine Rutenverlängerung zu bekommen, um im nächsten Winter das “f” bzw. Quadrat zu vollenden. Der Nachteil daran ist, dass ich keinen vollkommen sauberen Kordon bekomme, d.h. es bilden sich in den kommenden Jahren zwischendrin an unerwünschter Stelle Knospenherde, die ausschlagen. Aber die kann man ja bei der kleinen Anzahl an Reben, die wir haben, händisch ausbrechen.

Ich habe aber auch Reben, bei denen die Fruchtrute nur kurz geraten ist. Da habe ich einfach nur einen kurzen Kordon von 1,5 - 2 Metern geschnitten und versuche im nächsten Jahr am Ende eine Verlängerung zu bekommen, die ich in den Folgejahren zur “f”- bzw. Quadratform vollende, mit dem schon beschriebenen Nachteil. Ich habe also dieses Jahr ein kunterbuntes Sammelsurium im Garten.

Gehe im wahrsten Sinne des Wortes nicht nach Schema F vor, sondern schaue Dir Deine Reben vor dem Schnitt genau an und schneide sie danach, was sie in diesem Jahr individuell hergeben.


 Antworten

 Beitrag melden
03.01.2019 16:56
avatar  jakob
#66
avatar

Neuer Stamm tür (f) Erziehung aus einem wassertrieb.
[[File:20190103_130029.jpg]f

(f,p ) Erziehung nach einem Jahr 20190103_130050.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Bildanhänge
imagepreview

20190103_130029.jpg

download


Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!

 Antworten

 Beitrag melden
04.01.2019 14:23 (zuletzt bearbeitet: 04.01.2019 15:00)
avatar  jakob
#67
avatar

Jetzt sind die beide Reben geschnitten. Links Weinrebe Muskaris auf 2 x 6 Augen und rechts Tafeltraube Muskat Luganski auf 6 Augen. Sieht nicht wie die "f" aus aber das ist nicht weiter wichtig. Wichtig für mich Verhältnis zwischen Altholz und Augen, kompakt und nicht störend bei Bearbeitung, auf 1,25-1,50M Spaliere und ganz einfach mit klassischem Schnitt ohne Schulung für die Helfer!

Man sieht auch das Weinrebe (Links) mehr Altholz hat und die Tafeltraube(Rechts) weniger. Ich denke das ist die Belastung von Tafeltraube wo negativ auf Altholz-Entwicklung auswirkt ...Das Heißt dass man mit Altholzaufbau eine Rebe auch noch Überlasten kann!

Und das heißt wiederum wer Altholz aufbauen möchte, sollte weniger Augen dran lassen und Ertrag noch stärker ausdünnen. Das gilt natürlich erste paar Jahren für Jungreben oder Hungerleider...

20190104_122211.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)20190104_122220.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)


 Antworten

 Beitrag melden
17.02.2019 16:36
avatar  urmel
#68
avatar

Heute habe ich auch angefangen zu schneiden.
Meine ersten "f", sie sind nicht sehr hoch, ich möchte den oberen Bogen vom Boden aus mit der Hand erreichen. Den Kordon am Ende muss ich noch verlängern.

Boschi Dar
Senator Pavlovski
Sponsor


 Antworten

 Beitrag melden
17.02.2019 17:13 (zuletzt bearbeitet: 17.02.2019 17:17)
#69
Oh

Sind die nicht zu dünn für f Erziehung?
Schöne Grüße an alle Teilnehmer aus dem Krankenhaus! Die Hüfte OP ist erfolgreich verlaufen. Bin wieder bei Ihnen.


 Antworten

 Beitrag melden
17.02.2019 19:36
avatar  urmel
#70
avatar

Gute Besserung! Wann bist Du wieder zu Hause?

Dünn sind sie schon, aber sie ließen sich gut biegen. Da die Rebe ja nicht sehr belastet wird, nur am Ende 3 Augen wenn nötig ohne Trauben, wird das schon gehen. Nächstes Jahr ist das "f" dann schon dicker.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!