Frostschaden

26.02.2018 17:33
#1
Vo

Zitate aus "Beobachtungen zu Frostschäden (2001/02) und Hinweise zum Rebschnitt nach Frostschäden" von Rudolf Fox und Peter Steinbrenner (LVWO Weinsberg):

“Im Vergleich zu den Winterfrösten von 1956 oder 1985 mit dem späten Termin - Ende Februar - und der dann weniger hohen, natürlichen Frostresistenz, traten die Tiefsttemperaturen zum Jahreswechsel 2001/2002 auf und fielen somit mit der Phase der höchsten Frostresistenz der Rebe zusammen. Dies könnte mit ein Grund für die vergleichsweise geringen Schäden im Winter 2001/2002 sein, obwohl Tiefsttemperaturen bis minus 24 °C am unteren Ende der Reblagen auftraten.“
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„So ist bekannt, dass die europäischen Reben allgemein im Dezember und Januar die Phase des winterlichen Zuckermaximums durchlaufen, rasch auf Kältereize "reagieren" können und somit in dieser Phase ihre höchste Frostfestigkeit besitzen. Vor allem bei frostempfindlichen Sorten geht jedoch die Fähigkeit, auf erneute Kältereize zu "reagieren", gegen Ende Februar zunehmend verloren und es treten dann bei gleich tiefen Temperaturen, wie im Dezember und Januar, deutlich stärkere Frostschäden auf. Bestes Beispiel hierfür sind die enormen Schäden der Fröste gegen Ende der 2. Februardekade des Jahres 1985.“
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„Bei den als weniger frostfest bekannten Sorten nimmt dabei die Schadensquote vom ersten zum zweiten Termin besonders stark zu. Als Ursache hierfür ist die bekannt rasche Abnahme der Fähigkeit dieser Sorten in dieser späteren Phase, auf einen Kältereiz zu reagieren, anzuführen.“
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“Folgerungen für die Praxis

Trotz Klimawechsel muss auch weiterhin mit Winterfrostschäden gerechnet werden. Gerade der Winterfrost von 2001/2002 hat die Grenzen des Rebgeländes oder auch ausgesprochene Kaltluftlöcher "sichtbar" gemacht. Mit der Sortenwahl ist nur eine begrenzte Möglichkeit gegeben, Schäden vorzubeugen. In besonders betroffenen Anlagen/Teilbereichen ist gegebenenfalls gezielt auf Stammersatz hinzuarbeiten. Wo dies im vergangenen Jahr noch nicht geschehen ist, ist zumindest bei schwachem Austrieb aus dem Stammende und stärkerem aus dem Veredlungskopfbereich unbedingt dort etwas stehen zu lassen. Wenn, wie 2002 teils geschehen, trotz weitgehender Schädigung von ein- und mehrjährigem Holz, die lediglich aus dem Veredlungskopf austreibenden Wasserschosse frühzeitig ausgebrochen werden ohne abzuwarten ob "oben noch etwas kommt", ist dies für die Stöcke natürlich ein "Rückschlag". In solchen Flächen oder Teilbereichen bietet sich zur besseren Beurteilung ein späterer Ausbrechtermin an.“
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„Hoffnungen auf geringere Schäden bei Anwendung von Rebschutzrohren in Junganlagen haben sich nicht bestätigt. Ähnliche Erfahrungen liegen bereits aus Nordamerika vor. Dort waren teilweise sogar stärkere Frostschäden bei Anwendung von Rebschutzrohren zu verzeichnen. Zumindest in ausgesetzten Frostlagen scheint es deshalb ratsam die Junganlagen auch bei Anwendung von Rebschutzrohren anzuhäufeln.“
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„Zusammenfassung

Der Schädigungsgrad durch die Winterfröste hängt neben dem Zeitraum des Auftretens bzw. den vorangegangenen Temperaturen und der entsprechenden Resistenzphase der Reben selbst, naturgemäß jedoch auch vom Vorjahresertrag und der Holzreife ab. Nachdem jeweils andere Bedingungen vorliegen, ist kaum mit der Wiederholung gleicher Schadensquoten zu rechnen. Ganz generell haben sich auch im Jahr 2001/2002 die Erfahrungen der vorangegangenen Jahre bestätigt, und frostfeste Sorten haben diese Tiefsttemperaturen besser überstanden als bekanntermaßen frostempfindliche, wobei festzuhalten ist, dass durch das Auftreten zum Jahreswechsel generell geringere Schadensquoten und Ertragsausfälle als im Jahr 1985 mit dem späten Frostschadenstermin zustande kamen.
Die ruten- und stockweißen großen Unterschiede im Schadensgrad weisen auf unterschiedliche Holzreife hin und machen deutlich, dass bei mittleren Schadensquoten mittels Reserveruten weitgehend ausgeglichen werden kann. Geschnittene Reben wiesen wiederum stärkere Schäden auf. Dies sollte Anlass sein in gefährdeten Flächen/Sorten möglichst spät zu schneiden. Nachdem in jüngeren Anlagen häufiger als erwartet auch Stammschäden vorliegen, ist konsequent auf Stammersatz hinzuarbeiten.“

Quelle:
http://lw.landwirtschaft-bw.de/pb/site/p...LISTPAGE=669706


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27.02.2018 05:26
avatar  urmel
#2
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Nun bin ich froh, dass ich noch nichts geschnitten habe. Heute Nacht -15°C und dazu noch dieser beißende Nordostwind.

Parfum, Sinilosi und K.Lutschistij an der Ostseite des Hauses, wo der Wind direkt hinpfeift, habe ich bereits am Samstag mit Vlies und einer dicken Plastikplane zumindest vor dem Wind geschützt.

Bis Samstag soll es noch so eisig bleiben, dann gehen die Temperaturen steil bergauf. FRÜHLING!!!!

Hoffentlich sind die Schäden nicht allzu schlimm....


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27.02.2018 10:29
#3
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Hier, letzte Nacht unter -17°C. Diese Temperatur ist in meiner Lage noch normal.
Im Gewächshaus ist das kein Problem zumal mit einer schwachen Elektroheizung.
Reben die im letzten Frühjahr im Freiland gepflanzt wurden liegen direkt auf der Erde mit Reisig und darüber noch mit alten Decken und Bettbezügen abgedeckt.Ich kann mich nicht erinnern das es hier schon mal so einen schneearmen Winter gegeben hat.Bei normalen Winter konnte ich immer alle Reben mit Schnee zuschaufeln.


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28.02.2018 10:28
avatar  guggi
#4
gu

Ich hab nach der Frostnacht letztes Jahr am 25. April beschlossen, einfach der Natur Ihren lauf zu lassen und nichts mehr zu machen. In der Vergangenheit hab ich schon Jungpflanzen ausgegraben und reingebracht, mit dem Ergebnis daß die in der Erde belassenen nachher weit besser dastanden. Vliesumwicklung letztes jahr war Ergebnis gleich null, eher sogar Nachteile da teilweise an den Stellen wo Flies war nichts mehr nachkam.


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28.02.2018 12:13
#5
Vo

Forstnacht 27.02.2018-27.02.2018 in Neustadt an der Weinstraße

Di, 27.02. 18 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -4.9 -4.5
Temperatur 20 cm -5.1 -4.6

Di, 27.02. 20 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -8.4 -7.4
Temperatur 20 cm -10.5 -9.9

Di, 27.02. 22 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -10.2 -8.8
Temperatur 20 cm -12.5 -11.7

Mi, 28.02. 00 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -11.5 -10.4
Temperatur 20 cm -13.8 -12.8

Mi, 28.02. 02 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -11.3 -9.2
Temperatur 20 cm -13.5 -10.2

Mi, 28.02. 04 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -10.5 -9.6
Temperatur 20 cm -12.9 -10.5

Mi, 28.02. 06 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -11.6 -10.6
Temperatur 20 cm -14.0 -11.9

Mi, 28.02. 08 Uhr Neustadt (134 m) Neustadt (145 m)
Temperatur 2 m -11.8 -10.7
Temperatur 20 cm -13.4 -11.3

Im Winter 2001/2002 waren es -21 Grad Celsius an der Hauswand. Aber Anfang Januar und nicht Ende Februar.


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28.02.2018 12:45 (zuletzt bearbeitet: 28.02.2018 12:47)
avatar  jakob
#6
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Die Augen schlafen ja noch und ich denke wenn gut ausgereifte Holz wird keine Schäden geben, aber die umveredelungen im ersten Jahr können natürlich abfrieren..


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28.02.2018 16:06
avatar  Dietmar
#7
Di

Hier waren es schon 2 Nächte mit unter -15°C in 2 m Höhe - am Boden sicherlich noch kälter. Die Tageshöchsttemperatur gegen 14:00 Uhr war trotz wolkenlosem Himmel und dadurch pausenlosem Sonnenschein nur knapp -7°C.

An und für sich sind das für hiesige Verhältnisse noch keine extremen Temperaturen, nur der Zeitpunkt ist recht spät. Sonst waren solche Temperaturen nur im Januar.

Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern. Anfang Februar begannen die Winterferien, aber da war der eigentliche Winter (mit Schnee) fast immer schon vorbei und zum Wintersport musste ich ins Gebirge fahren.

Extrem sind auch die sehr geringen Niederschläge in diesem Winter. Da werden aber die Talsperren nicht gefüllt für einen trockenen Sommer. Übrigens warnen die Klimaphobiger immer vor Starkregen. Im vergangenem Jahr gab es keinen einzigen Regen mit mehr als 20 Litern pro Tag, also keinen einzigen Starkregen. Früher gab es jedes Jahr mehrere Gewitter mit Starkregen (um die 50 Liter).

Fazit:
- Es hat schon seinen Grund, warum ich den Rebschnitt nicht so zeitig mache, sondern erst Anfang/Mitte März. Schon geschnittene Reben sind frostempfindlicher als ungeschnittene Reben.
- Vor der jetzigen Kältewelle habe ich im Garten, z.B. jüngere Reben und Rhododendren, gegossen. Im Winter vertrocknen nämlich mehr Pflanzen als sie erfrieren.


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01.03.2018 12:59
avatar  Dietmar
#8
Di

Heute habe ich einen Artikel in der Sächsischen Zeitung auf Seite 10 gelesen und musste da an Erzgebirgler denken, der dort gleich um die Ecke wohnt.

Zitat:

"Wo es in Sachsen am kältesten ist
Brrr ... Marienberg/Kühnheide ist der Kälterekordhalter des diesjährigen Winters - mit minus 27,7 °C war es letzte Nacht der kälteste Ort in Deutschland. Und das einen Tag vor Beginn des meteorologischen Frühlings!"

Ich hoffe, dass es bei Erzgebirgler und natürlich auch bei Euch allen nicht zu Frostschäden gekommen ist. In Wirklichkeit ist es zumindest bei windarmen Wetter in Bodennähe bei den Reben noch einige Grad kälter, denn offiziell werden die Temperaturen in 2 m Höhe gemessen. Noch eine extreme Nacht und dann soll es langsam etwas auftauen.


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01.03.2018 21:39
#9
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Künheide liegt von mir 20km entfernt,ziemlich auf dem Kamm vom Erzgebirge.
Es ist dort selbst in Sommer mit leichten Nachtfrost zu rechnen.Deshalb gibt es da keine Landwirtschaft mehr,nur Grasland und Fichten.
Wenn ich in Künheide wohnen würde währe es ganz vorbei mit Anbau von Tafeltrauben.
Mit Frostschäden rechne ich nicht,ich mache das ja schon so lange und habe es immer irgendwie hinbekommen.
Nun hoffe ich das es dieses mal auch so ist.


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01.03.2018 21:43
avatar  Dietmar
#10
Di

Das beruhigt mich etwas. Ich hatte nur innerlich auf "Alarm" geschalten, als ich Marienberg gelesen hatte.


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