Neue Methode zum Rebschnitt

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25.11.2017 15:43
avatar  Dietmar
#1
Di

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26.11.2017 00:48
avatar  Dietmar
#2
Di

Beim nochmaligen Durchlesen ist mir folgendes aufgefallen:

Zitat
Durch den alljährlich wiederholten Schnitt bildet sich bei einer konventionell geschnittenen Rebe ein sogenannter Kopf, also eine Art Knoten mit zahlreichen solcher ausgetrockneten Stellen. „Das blockiert natürlich den Saftfluss. Deswegen streben wir danach, dass sich statt eines Kopfes zwei seitliche Äste bilden – wir nennen sie Kanäle –, auf denen die Triebe wachsen, so dass die Saftströme unter den Schnittwunden hindurch durch die Triebe bis in die Blätter und Trauben fließen können“, betont Simonit.



Da sind mir meine Wanderungen in den Weinbergen Italiens eingefallen. Bei jedem meiner Urlaube in Weinbaugegenden inspiziere ich auch die Weinberge. Dabei ist mir aufgefallen, dass man in zumindest Süditalien kaum an Drahtspalieren erzieht, sondern jede Rebe steht einzeln, meist sogar ohne Pfahl. Während man in D beim Rebschnitt an Drahtspalieren meist eine oder zwei Bogreben schneidet und diese an den Drähten festhaftet, sahen die Weinstöcke da völlig anders aus. Nach dem Rebschnitt existiert keinerlei Rute mehr, nur der kurze Stamm (ca. 30 ... 40 cm) und der Knoten obenauf. Aus diesem Knoten sind dann wieder aus schlafenden Augen Ruten ausgetrieben. Das hatte folgenden Effekt: Ich bin in D losgefahren, als die Knospen an den Reben aufbrachen und erste Blätter entstanden. Ich bin mit dem Womo nach Süditalien gefahren, als gerade Ende April die letzten Blumenkohle für Mittel- und Nordeuropa geerntet wurden. Das hatte mir ein LKW-Fahrer aus Leipzig gesagt, der gerade in Apulien beladen wurde. Da müssten doch die Reben einen riesigen Entwicklungsvorsprung zu D haben, aber was sah ich? Lauter Stämme mit einem Knoten und nur an manchen Stellen kamen die ersten Triebe aus dem Knoten heraus. Der Entwicklungsstand der Reben war nicht weiter als in D. Diese Schnitttechnik sorgt dafür, dass nur wenige Fruchtruten entstehen und dadurch der Rebstock ein sehr bescheidenes Blattwerk erhält. Das ist wirklich eine Qualzüchtung der Reben.

Wenn ich den sehr allgemein geschriebenen Artikel nun richtig deute, werden die Knoten nun nicht mehr kahl geschnitten, sondern es wird auf zwei Bogreben geschnitten. Im folgenden Jahr wird die Fruchtrute, die dem Knoten am nächsten ist, zur Bogrebe. Damit wächst die Rebe jedes Jahr um zwei Internodien (Abstände zwischen zwei Augen, je eine nach links und rechts) in die Breite. Dadurch entstehen mit der Zeit die beiden Äste links und rechts.

Zitat
Um ein möglichst langes und gesundes Leben zu führen, müsse der Rebe erlaubt werden, besagte Äste zu entwickeln. Eine ältere Pflanze brauche folglich auch mehr Platz als eine junge. Sie wächst also in die Breite.




Wenn diese Deutung richtig ist, haben die beiden Italiener den in D vorherrschenden Rebschnitt entdeckt.

Die Kunst des Rebschnittes besteht nun darin, das Wachsen der Rebe in die Breite zu begrenzen, indem ein Zapfen an einer Fruchtrute geschnitten wird, die aus dem Knoten gewachsen ist. Das gelingt nicht jedes Jahr, aber dadurch wachsen die beiden Seitenäste nicht ins Unendliche. Es gibt auch andere Tricks.

Leider ist der Artikel so allgemein geschrieben, dass das alles nur Spekulation ist. Habt Ihr eine andere Deutung des Artikels?


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26.11.2017 10:11
#3
Si

Für Weinbau ja,hat das Sinn .Steht geschrieben um Eska zu stoppen und dadurch sterben von Rebstöcken zu minimieren. Mit der Akku Säge,vermutlich schabert er die trockene schwarze ungesunde Stellen. Filigran Arbeitet ,nicht den Rebkopf zu sehr verletzen. Das wird keinen im DE machen. Abgestorbene Rebstöcken werden ersetzt,fertig.
Für Tafeltrauben russische Methoden mit viel alt Holz ist Sinnvolle

Mir gefällt Whatsapp. Geht schneller,einfacher.
015225804502

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26.11.2017 20:26
avatar  Reblaus
#4
Re

Das ist nicht der in Deutschland vorherrschende Schnitt. In Deutschland wird i.d.R. ein Kopf ausgebildet und im Winter auf ein Zapfen und eine Fruchtrute geschnitten. In manchen Gebieten wird auf zwei Zapfen und zwei Fruchtruten geschnitten. Was Simonit macht ist eine Wiederbelebung des Guyot-Schnitts. Im Prinzip alter Wein in neuen Schläuchen. Durch die Technisierung ist dieser Schnitt in Deutschland in Vergessenheit geraten. Beim Guyot-Schnitt wird kein Kopf ausgebildet. Hier geht es darum, durch den jährlichen Schnitt den Saftfluss nicht zu behindern. Simonit lenkt den Saftfluss in zwei Richtungen. Die Rebe wächst gleichmäßig nach rechts und nach links. Der klassische Kopf, der eher in die Höhe wächst und durch die vielen Schnittverletzungen und die daraus resultierenden Verknorpelungen den Saftfluss behindert, wird damit vermieden. Simonit schneidet auf einer Seite einen Zapfen und auf der anderen Seite eine Fruchtrute. Im Folgejahr wechselt er die Seite und schneidet genau umgekehrt. So wächst die Rebe langsam auf einer Höhe gleichmäßig nach links und nach rechts. Man kann dieses Verfahren auch universell auf zweiseitige Fruchtruten oder auf einen Kordon anwenden. Im Internet gibt es zahlreiche Videos von Simonit, wo er das Verfahren sehr anschaulich erklärt. Dazu muss man kein Italienisch können. Zahlreiche Weingüter folgen mittlerweile seinem sanften Rebschnitt. In RLP gibt es erste Versuchsanlagen, wo man die Vorteile seiner Schnittmethode erforscht. Allerdings dauert es einige Jahre, bis eruiert werden kann, ob diese Schnittmethode den Befall der Reben durch die Esca-Krankheit positiv beeinflussen kann. Ich befasse mich seit einiger Zeit damit und mich überzeugt diese Methode. Simonit ist ein gut aussehender Showman, der seine Methode exzentrisch zelebriert und bis in die teuersten Weingüter der Welt gut verkauft, aber das sei ihm gestattet. In diesem Video eines biodynamischem Weingutes ist der Schnitt auch sehr anschaulich dargestellt:

https://www.google.de/url?sa=t&source=we...-n2Tf96CsQi63kX


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26.11.2017 21:26
avatar  Dietmar
#5
Di

So ein Video mit dt. Erklärung ist natürlich viel anschaulicher als das Blah Blah in einer Tageszeitung.

Allerdings kann ich keinen Unterschied zur Erziehung mit Bogreben am Drahtspalier erkennen. Ich mache das schon immer so, seit sehr vielen Jahren, nur dass ich mich nicht auf einen Ausländer bezogen habe. Ich hatte das vor vielen Jahren bei einem hiesigen Winzerverein bei einem Rebschnittlehrgang so gelernt. Zumindest im Elbtal wurde der Rebschnitt auch zu DDR-Zeiten schon so gelehrt und gemacht und wenn ich durch die Weinberge hier wandere - im Herbst von Besenwirtschaft zu Besenwirtschaft - dann machen das wahrscheinlich alle so.

Ältere DDR-Bürger können sich daran erinnern, dass die Sowjetunion deutsche Selbstverständlichkeiten in der Industrie mit dem Namen eines Russen versehen hat und dann die DDR diese "zurück importiert" hat. Unsere Funktionäre wußten dass jedoch nicht, aber für die DDR-Bürger war das ein Gaudi. Die richtige Schreibweise der damaligen "Bewegungen" kenne ich nicht mehr, die eine hieß so ähnlich wie "Pass off" und beinhaltete nicht anderes, als das ein Arbeiter nicht drauflos fertigt, sondern die Qualität seines Arbeitsganges selbst überprüft, z.B. in dem er mal ein Maß misst, also aufpasst, was er macht. Die andere "Bewegung" hieß so ähnlich wie "Stachanow", war aber genau so sinnlos. Aber der Slogan war damals "Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen".

Hier wird das genau so gemacht. Jahrzehntelange Selbstverständlichkeiten werden von einem ausländischen Heilsbringer mit neuem Namen als der Weisheit letzter Schluß verkauft.

Hier im Elbtal wird meist nur auf eine Bogrebe erzogen, aber stärker wüchsige Sorten wie im Video auf zwei Bögen. Ich erziehe auch auf zwei Bögen und zwei Zapfen, da die Tafeltraubensorten, die ich habe, viel wüchsiger sind als die meisten Keltertraubensorten. Ich schreibe auch schon seit vielen Jahren - damals noch in garten-pur und anderen Foren, dass man immer pro Bogrebe auch einen Zapfen schneidet, aus der dann die Bogreben des nächsten Jahres werden. In manchen Büchern für Anfänger werden nämlich die Zapfen vergessen und der Hobbywinzer weiß dann im nächsten Jahr nicht so richtig, welche der Fruchtruten er zu Bogreben machen soll.

Ist der Link wirklich eine Demonstration der angeblich neuen Rebschnittmethode? Oder doch die Beschreibung des ganz normalen Rebschnitts auf Bogreben am Drahtspalier?


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26.11.2017 21:59
avatar  Reblaus
#6
Re

Schau Dir bitte mal mehrere Videos von Simonit an. Der Clou liegt im Verzicht auf den Kopf. Man kann auch bei einem Kopf auf zwei Fruchtruten mit zugehörigen Zapfen schneiden, sieht so ähnlich aus, aber das ist nicht das Gleiche! Der Guyotschnitt erzeugt durch gezielte Auswahl der geeigneten Ruten (die unterste wird zum Zapfen, die darüber liegende zur Fruchtrute, der Rest kommt weg) zwei kleine langsam wachsende “Arme” ohne Verknorpelungen, bei denen der Saftfluss ungehindert gewährleistet ist. Diese Erziehung fängt schon bei den einjährigen Reben an. Ich musste mir zugegebenermaßen auch erst einige Videos anschauen und Beiträge von ihm lesen, bevor ich den Unterschied zu dem bei uns vorherrschende Schnitt erkannt habe.

Daneben gibt es noch weitere Feinheiten (z.B. Kein einmaliger tiefer Rückschritt ins alte Holz, sondern schrittweise, damit der geschnittene Teil langsam austrocknen kann, komplette Entfernung erst im kommenden Jahr).


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26.11.2017 23:04
avatar  Dietmar
#7
Di

Bei mir entstehen auch nicht solche Köpfe und habe diese auch nicht in den von mir bewanderten Weinbergen in Sachsen gesehen, wohl aber in einigen westlichen Anbaugebieten. Wir haben da in Sachsen wahrscheinlich bezüglich Rebschnitt eine Entwicklung verpennt, die jetzt wieder korrigiert wird. In diesem Fall ist es mal gut, dass wir es schon immer so machen, denn wir mussten in der DDR im eigenen Saft schmoren und machten deshalb den Rebschnitt wie schon in Vorkriegszeiten bzw. unsere Altvorderen.

In Sachsen-Anhalt (Weinbaugebiet Freyburg Unstrut) habe ich z.T. ganz andere Erziehungsformen gesehen, auch an der Mosel.

Wir hatten damals bis nach der Wende eine Rebenversuchsstation in Radebeul, in der neue Sorten und Anbaumethoden getestet wurden.


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29.11.2017 11:05 (zuletzt bearbeitet: 29.11.2017 11:19)
avatar  jakob
#8
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Das ist eine neue Methode für mich... Die Chinesen in Russland und die Russen versuchen sie zu entziffern! Erziehung wie am Pfahl wie ein Bäumchen mit viel Altholz und ca. 9kg pro Stock. Die Frage ist warum bringt die Rebe nicht alles nach oben und ist überall gleichmäßig?



Vielleicht russischsprechende Mitglieder uns helfen zu verstehen wie man da anfangen soll?


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02.12.2017 08:47
avatar  Micha74
#9
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Interessant, scheint als ob sie oben und seitlich alles kappen, aber trotzdem wuchern nicht die geize


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05.12.2017 11:03
avatar  jakob
#10
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Schade das unsere russischsprechende Mitglieder uns kaum helfen....

Was mich aufmerksam gemacht hat das ist die Tatsache das es 5 Hektar groß bist und nicht in einem Kleingarten und das bedeutet das es funktioniert und wenn es funktioniert dann müssen wir unbedingt erfahren um unsere Stereotypen zu brechen!
Ich habe rausgefiltert:
Zwischen den Reihen 3M
In der Reihe 0,80M
Es sieht so aus als ob Chinesen im ersten Jahr nur einen Trieb groß ziehen so wie wir das auch, aber brechen nicht alle Geize aus sondern lassen manche Geize für zukünftige Äste. Für 8kg Ertrag pro Rebe kann man davon ausgehen dass auf 2.0M Spaliere sind 7-8 Äste verteilt.
Die Geize werden nach dem zweiten Blatt endspitzt oder abgebrochen und aus Geiz vom Geiz weiter wachsen lassen.
Der Unterschied zur unsere Pfahl-Rebe liegt darin dass sie die Augen aus dem Stamm im Winter rausschneiden oder im Frühjahr rausbrechen und lassen Tragen aus den Geizen wie auf den Ästen. Für mich ist nichts anderes wie Zapfenschnitt nur Vertikal.
Sehe Vorteil in Zapfen aus dem Geiz und nicht wie bei uns aus dem Stamm, es liegt darin dass der Stamm Jahre lang unverletzt bleiben kann!
Wir machen Zapfen mit Augen aus dem Stamm. Oder?(Geize schneiden wir immer ab) Und beim Schnitt bleibt die Wunde auf dem Stamm und totes Holz wird mit den Jahren rein wachsen.
Das ist eine kernlose Chinesische Sorte und sie Trägt auf Zapfen wie Unsere Wostorg-familie Galachad,Wostorg,AmetNow,Aladdin auch Arkadia,Juliana mögen kurzer Schnitt...
Bestimt findet jemand noch was, was ich überhört habe...


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