Pfropfen und Umveredeln von Reben

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08.11.2017 17:44
avatar  Dietmar
#1
Di

Anbei 2 Dateien zum Thema.

Dateianhänge
  • mb-1400-rebenveredelung.pdf
  • schruft_weinbau_236-244_NjQxNg.pdf

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11.11.2019 20:46 (zuletzt bearbeitet: 11.11.2019 20:54)
avatar  Dietmar
#2
Di

Hier ein Filmchen, wie Rebschulen veredeln. Statt der pneumatischen Stanzmaschinen kann man Pfropfzangen verwenden. Chinosol bekommt man in der Apotheke. Achtung: Chinosol ist nicht immer Chinosol. Es muss Chinolinolsulfat-Kaliumsulfat enthalten. Manchmal ist etwas anderes (ungeeignetes) drin.

Zum Paraffinieren geht normales Kerzenwachs - etwa gleiche Schmelztemperatur wie Rebwachs. Rebwachs enthält zusätzlich Chinosol und / oder Wachstumsstimulanzen.

https://www.youtube.com/watch?v=BVwTaRga7Ww

Zum Austreiben und Bewurzeln steckt man die veredelten Steckhölzer in hohe Pflanztöpfe mit gut durchlässiger Erde (Rosentöpfe). Wichtig ist, dass mehrere Augen der Unterlage in der Erde stecken, damit an mehr Stellen Wurzeln entstehen können als in normalen Pflanztöpfen. Die Pflanztöpfe sollten zum Bewurzeln warm stehen. Wenn diese Pflanztöpfe auf dem Fensterbrett in einem geheizten Zimmer stehen, empfiehlt es sich, ein Brett oder eine Styroporplatte unterzulegen, weil Fensterbretter oft eine Kältebrücke sind.

Das Bewurzeln in Wasser ist in meinen Augen riskant, da Reben keine stauende Nässe lieben und mehr stauende Nässe als im reinen Wasser gibt es nicht. Wenn schon im Wasser bewurzeln, dann in einer lichtundurchlässigen Vase, da Licht das Bewurzeln behindert.

Man kann das Bewurzeln befördern, wenn man dem Gießwasser Pflanzenhormone zugibt. Geeignet ist z.B. NAA (1-Naphthylessigsäure). Mit 1 g kommt man Jahre hin. Da NAA kaum wasserlöslich ist, ein paar Krümel in einem kleinen Schraubglas mit Wodka oder Korn auflösen, d.h. NAA ist in Alkohol löslich. Zum Gießen gibt man 1 bis 2 Tropfen dieser Lösung pro 1 l Gießwasser. Nicht mehr, sonst entsteht Krüppelwuchs.

Mit Hilfe von NAA habe ich sogar Schnittblumen bewurzelt (siehe Bilder).

Bildanhänge
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Blume mit Wurzeln reduzie

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Wurzeln.jpg

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11.11.2019 22:49 (zuletzt bearbeitet: 11.11.2019 22:58)
#3
Oh

Na viel Spaß. So geht 100% in die Hose. Bewurzeln von Stecklinge von der Rebe, Blumen usw. ist einfacher. Die veredelte zum gleichem Zeitpunkt die Wurzeln lassen und gleichzeitig Kallus zu bilden zu bringen, ist viel schwieriger und aufwendiger.


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12.11.2019 00:13
avatar  Dietmar
#4
Di

... aber die Rebschulen machen es so.

Allerdings lassen die Rebschulen später bei 30 ... 32 °C vortreiben - mit Bodenheizung und Gebläse, denn vor allem die Wurzeln treiben bei Wärme besser aus. Diese Temperaturen werden ca. 1 Woche gehalten, danach noch einmal eine Woche bei 25 °C.

Meine bisher nur lückenhaften Recherchen haben noch keine geeignete regelbare Heizplatte für die Bodenheizung gefunden. Die meisten Heizplatten oder -matten sind ungeregelt und deshalb unbrauchbar und die mit Thermostat bringen nur max. 20 °C, in einem Fall ca. 22 .... 25 °C. So warm ist schon mein Wohnzimmer ohne Heizplatte. Für die erste Woche des Vortreibens suche ich noch eine Lösung. Ich weiß auch nicht, wie bedeutsam die erste Woche Vortreiben ist oder ob man die höheren Temperaturen mit NAA kompensieren kann.

Im roten Rebwachs sind außer dem Paraffin noch Chinosol zur Unterdrückung von Botrytis und ein Wachstumshormon enthalten. Das Chinosol kann, in einem Mörser zerstoßen, dem Wachs beigefügt werden. Desgleichen kann das Wasser im Paraffinierungsglas unter der Wachsschicht mit Chinosol versetzt werden.

Das Wachstumshormon im roten Rebwachs soll die Bildung des Kallus befördern. Hier weiß ich noch nicht, ob da NAA verwendet wird bzw. ähnlich funktionierendes. NAA ist wohl die preiswerteste Variante. Leider habe ich keine Bezugsquelle für rotes Rebwachs gefunden, wo man kleine Mengen kaufen kann, nur einige Hundert kg.

Man kann also zu Hause die Technologie der Rebschulen fast 1:1 nachvollziehen und deshalb müßte das Ganze auch analog funktionieren. Wie hoch ist die Erfolgsquote bei den Rebschulen? Das hängt von der Verträglichkeit von Unterlage und Edelreis ab. Ich habe irgendwo gelesen, dass die Erfolgsquote bei 5BB, 125AA und SO4 bei ca. 85 ... 90 % liegt. Es gibt Unterlagen, bei denen die Erfolgsquote niedriger ist. Dann hat sicher jede Rebschule noch kleine Betriebsgeheimnisse, um einige weitere % hervor zu kitzeln. Auch die Einbettung der frisch veredelten Hölzer wird unterschiedlich gehandhabt. Manche Rebschulen nehmen Torf und andere Sägespäne, welche dann angefeuchtet werden und dann kommt alles ins Kühlhaus, bei uns ins Gemüsefach im Kühlschrank, bis die Zeit zum Austreiben gekommen ist. Die Lagertemperaturen im Kühlhaus der Rebschule und die im Gemüsefach im Kühlschrank sind gleich.

Ergänzung:
- vor dem Veredeln sollten Edelreis und Unterlagen einige Stunden im Chinosolbad liegen
- im Kühlschrank sollte alles angefeuchtet mit Chinosollösung in einer luftdichten Kunststofftüte gelagert werden.

Nun rechne ich ja nicht mit der gleichen Erfolgsquote wie eine Rebschule, aber da die Technologie der Rebschulen fast genau nachvollzogen werden kann, müsste es ganau so funktionieren. 50% Erfolg sind OK und 75 % wären super.

Zur besseren Bewurzelung setze ich NAA ein, wie schon beschrieben. Wenn die Bewurzelung gut funktioniert, hat die Unterlage genug Saft und Kraft, um mit dem Edelreis zusammen zu wachsen. Die Bewurzelung ist in meinen Augen der Schlüssel zum Erfolg.

Mich würde interessieren, wie Ihr es macht und welche Erfahrungen Ihr dabei gemacht habt.


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12.11.2019 08:51
avatar  Dietmar
#5
Di

Zitat
Die veredelte zum gleichem Zeitpunkt die Wurzeln lassen und gleichzeitig Kallus zu bilden zu bringen, ist viel schwieriger und aufwendiger.



Man könnte die Technologie auch auseinander zerren:

1. Nach dem Schnitt der Steckhölzer der Unterlagsreben werden diese in mit torfhaltiger Erde gefüllten Rosentöpfen bewurzelt. Die torfhaltige Erde ist wichtig für das Paraffinieren. Die Edelreise werden für 12 h in ein Chnosolbad gelegt und dann in einem Kunststoffbeutel im Gemüsefach des Kühlschrankes gelagert.

2. Wenn die Unterlagsrebe mindestens 4 oder 5 Blätter hat, kann man davon ausgehen, dass diese bewurzelt ist. 2 Blätter treiben auch ohne Wurzeln aus.

3. Die so bewurzelte Unterlagsrebe wird samt Topf in einen Knotenbeutel gesetzt und dieser zusammen gebunden. Knotenbeutel sind die Kunststoffbeutel der Obst- und Gemüseabteilungen der Kaufhallen.

4. Die Edelreise werden dem Kühlschrank entnommen und einige Stunden auf Raumtemperatur gebracht.

5. Mit der Pfropfzange werden die bewurzelten Unterlagen und die Edelreise beschnitten und beide zusammen gefügt.

6. Jetzt erfolgt die Paraffinierung. Dazu wird mit einer Hand die Erde im Knotenbeutel angedrückt, die Rebe vorsichtig umgedreht und kurz in das Paraffinbad gehalten. Bei torfhaltiger Erde ist die Gefahr geringer, dass dabei Erde aus dem Topf rieselt.

7. Jetzt wird der Topf wieder vom Knotenbeutel befreit und auf eine südliche Fensterbank im Wohnzimmer gesetzt, damit sich die Unterlage und das Edelreis verbinden und das Edelreis Blätter treibt.

Mit dieser Technologie wird das Bewurzeln der Unterlage und das Pfropfen zeitlich getrennt und nur bewurzelte Unterlagen werden mit Edelreisen gepfropft. Die Frage ist, ob diese Technologie für uns erfolgreicher (bessere Erfolgsquote) ist, als die nachempfundene Technologie der Rebschulen.

Hat da jemand Erfahrungen?


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10.02.2020 14:38 (zuletzt bearbeitet: 10.02.2020 14:47)
avatar  Dietmar
#6
Di

Heute habe ich mich mal mit dem Veredeln versucht. Dabei habe ich vier Erkenntnisse gewonnen:

1. Das Veredeln mit Pfropfzange mit Omegaschnitt funktioniert nur bei dickeren Unterlagen und Edelreisen. Bei dünneren Unterlagen und Edelreisen muß man eine andere Veredelungsmethode verwenden.

2. Das zum Paraffinieren verwendete Kerzenwachs hat zwar eine ähnliche Schmelztemperatur wie das professionelle Rebwachs, wird aber nicht so fest, so daß die Verbindung zwischen Unterlage und Edelreis mechanisch nicht so stabil wird wie bei einer Rebschule. Man muß also die veredelten Hölzer sehr vorsichtig handhaben. Dabei hatte ich nach dem Paraffinieren die Hölzer, wie vorgeschrieben, in Eiswasser abgeschreckt, damit das Wachs schneller fest wird.

3. Man muß die Unterlagen und Edelreise sehr sorgfältig in die Veredelungszange einlegen, sonst werden Zunge und Nut außermittig. Ich hatte erst gedacht, daß die Verdelungszange die Hölzer besser zentriert.

4. Da nicht jeder Schnitt mit der Veredelungszange richtig mittig ist, hatte ich bei den Edelreisern etwas zu lange Abschnitte bis zum Auge gelassen, um noch Platz für einen zweiten Schnitt zu haben, falls der erste nicht gelingt. Dadurch sind viele Edelreise nach dem Schnitt zu lang und damit zu schwer geworden und können dadurch nicht so gut durch den Omegaschnitt und das Wachs fixiert werden. Falls man genug Edelreis hat und man Schnittverluste verkraften kann, sollte man von vornherein die Edelreise mit der Veredelungszange kürzer schneiden.

Nun liegen die veredelten Hölzer wieder luftdicht verpackt im Kühlschrank. Ich bin gespannt, ob ein paar Hölzer im April zum Leben erweckt werden können, wenn ich dann Vortreibe.


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10.02.2020 16:49
#7
Oh

Super! Jetzt hast Du kleine, aber eigene Erfahrungen gemacht. Nur das zählt.


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11.02.2020 07:23
avatar  jakob
#8
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Zitat von Dietmar im Beitrag #6
Nun liegen die veredelten Hölzer wieder luftdicht verpackt im Kühlschrank. Ich bin gespannt, ob ein paar Hölzer im April zum Leben erweckt werden können, wenn ich dann Vortreibe.

nein weden sie nicht.Wachs ist nicht zum zusammen halten


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11.02.2020 08:31
avatar  Dietmar
#9
Di

Zitat
nein weden sie nicht.Wachs ist nicht zum zusammen halten



Warum nicht?


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11.02.2020 08:47
avatar  jakob
#10
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Graue Schimmel


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